ZINSSKANDAL: Wegen der Manipulation wichtiger Referenzzinssätze wie Euribor und Libor musste die Bank viel Geld abdrücken. Die EU-Kommission verhängte Ende 2013 eine Strafe von 1,7 Milliarden Euro gegen sechs Großbanken, davon entfiel mit 725 Millionen Euro der Löwenanteil auf das Frankfurter Geldhaus. Die Behörden in Großbritannien und den USA brummten der Bank nun eine Rekordstrafe von 2,5 Milliarden Dollar auf.

Die deutsche Finanzaufsicht BaFin hat die seit dem Sommer 2012 laufende Libor-Sonderprüfung im Großen und Ganzen abgeschlossen. Der Abschlussbericht verzögerte sich immer wieder und wird nun im Mai der Juni erwartet. Die Aufsicht ging vor allem der Frage nach, ob Manager - etwa der langjährige Chef-Investmentbanker und heutige Co-Vorstandsvorsitzende Anshu Jain - davon wussten und diese womöglich duldeten. Dieser Verdacht erhärtete sich bislang nicht, wie die Ermittler wiederholt durchblicken ließen.

Mit vier mutmaßlich in den Zinsskandal verwickelten Händlern hat sich die Deutsche Bank in Frankfurt nach langem Hin und Her auf einen Vergleich geeinigt, der ebenfalls Geld kostete. Zwei der Händler verließen die Bank endgültig, zwei weitere durften zunächst bleiben, aber außerhalb des Handels.



US-SANKTIONEN: Die USA verdächtigen etliche Finanzinstitute, gegen Sanktionen verstoßen zu haben, die gegen Länder wie den Iran verhängt wurden. Einige Vergleiche gibt es bereits. Am tiefsten musste dabei die französische BNP Paribas in die Tasche greifen: Sie zahlte knapp neun Milliarden Dollar. Die Commerzbank zahlte unlängst 1,45 Milliarden Dollar - hier kamen auch noch Geldwäsche-Vorwürfe mit dazu. Die Deutsche Bank wird von den US-Behörden ebenfalls verdächtigt, gegen Sanktionen verstoßen zu haben. Die Gespräche über einen Vergleich laufen, wie Insider berichten. Intern gebe es die Hoffnung, dass auch dieses Thema zeitnah abgeschlossen werden kann. Die Bank hat betont, sich bereits 2007 aus Iran-Geschäften zurückgezogen zu haben.



US-HYPOTHEKEN: Ende 2013 zahlte die Bank 1,4 Milliarden Euro für die Beilegung ihres größten Rechtsstreits im Zusammenhang mit fragwürdigen Hypothekengeschäften in den USA. Das Institut soll vor der Finanzkrise beim Verkauf von Wertpapieren, die mit Hypotheken unterlegt sind, falsche Angaben gemacht haben. Andere Verfahren, die die amerikanischen Federal Housing Finance Agency (FHFA) gegen die Deutsche Bank und weitere Häuser angestrengt hatte, sind aus dem Vergleich jedoch ausgeklammert. Auch andere Klagen liegen noch auf dem Tisch.



KIRCH: Die Bank ist nach Ansicht des Oberlandesgerichts München mitverantwortlich für die Pleite des Medienkonzerns im Jahr 2002. Grund ist ein Interview des damaligen Bankchefs Rolf Breuer, in dem dieser Zweifel an Kirchs Kreditwürdigkeit gesät hatte. Anfang 2014 einigten sich die Streitparteien in einem Vergleich zwar auf Schadenersatz von 925 Millionen Euro. Doch die strafrechtlichen Ermittlungen gegen einzelne Spitzenmanager der Bank wegen versuchten Prozessbetrugs liefen weiter. Die Staatsanwaltschaft München erhob schließlich Anklage gegen Deutsche-Bank-Co-Chef Jürgen Fitschen sowie die früheren Spitzenmanager Josef Ackermann, Rolf Breuer und Clemens Börsig. Prozessauftakt ist am 28. April. Die Ermittlungen wurden zudem auf den heutigen Rechtsvorstand Stephan Leithner und die Anwälte der Bank ausgeweitet.



CO2: Die Frankfurter Staatsanwaltschaft ermittelt gegen die Bank wegen des Verdachts der Umsatzsteuerhinterziehung im Zusammenhang mit dem Betrug mit CO2-Verschmutzungsrechten. Rund 500 bewaffnete Polizisten und Steuerfahnder hatten deshalb Ende 2012 den Hauptsitz der Bank in Frankfurt und andere Büros durchsucht. Co-Chef Fitschen und Finanzvorstand Stefan Krause gehörten zu ursprünglich 25 Mitarbeitern der Bank, gegen die in der Affäre wegen schwerer Steuerhinterziehung ermittelt wurde. Denn Fitschen und Krause hatten die auf dem CO2-Betrug basierende Steuererklärung unterzeichnet.

Das Verfahren zieht sich. Zuletzt berichtete der "Focus" unter Berufung auf den Abschlussbericht der "Sonderkommission Odin" von Ende März, dass elf Mitarbeitern Anklagen drohen. Es bestehe der Verdacht, dass sie sich "der Umsatzsteuerhinterziehung in einem besonders schweren Fall zu Gunsten der Deutschen Bank schuldig gemacht haben", zitierte das Magazin aus dem Bericht. Die Generalstaatsanwaltschaft Frankfurt erklärte, die Ermittlungen dauerten noch an.



DEVISEN UND DERIVATE: Aufseher, darunter auch die BaFin, gehen dem Verdacht nach, dass Banken am billionenschweren Devisenmarkt ebenfalls getrickst haben. Die Deutsche Bank als einer der größten Devisenhändler der Welt hat Finanzkreisen zufolge mehrere Händler vom Dienst suspendiert. Sie stehen offenbar im Verdacht, an Referenzkursen gedreht zu haben. Die Deutsche Bank hat erklärt, dass sie zur Aufklärung des Skandals mit verschiedenen Aufsichtsbehörden zusammenarbeitet und zudem eine interne Untersuchung gestartet hat. Diese Untersuchung ergab nach Angaben aus Finanzkreisen, dass es bislang keinerlei Hinweise auf Tricksereien bei den großen Währungen Euro, Dollar, Pfund und Yen gibt, wohl aber vereinzelt beim russischen Rubel und dem argentinischen Peso.

Ende 2014 gab es in der Affäre schon einen ersten großen Vergleich in der Branche: Insgesamt 4,3 Milliarden Dollar zahlten UBS, RBS, HSBC, JP Morgan, Citigroup und Bank of America zusammen an die Aufsichtsbehörden in Großbritannien, in den USA und in der Schweiz. Die Deutsche Bank war daran nicht beteiligt. Vom Haken ist sie allerdings nicht: In der US-Niederlassung der Bank installierte die New Yorker Finanzaufsicht DFS von "Bankenschreck" Benjamin Lawsky einen Kontrolleur, der sich Finanzkreisen zufolge nun schon seit einigen Monaten das elektronische Devisenhandelssystem genauer anschaut. Demnach sind Algorithmen der Plattform "Autobahn" Teil der Ermittlungen.

Amerikanische und deutsche Aufseher gehen zudem dem Verdacht nach, dass Geldhäuser den viel beachteten Marktindex für Swap-Geschäfte (Isdafix) zu ihren Gunsten beeinflusst haben. Sie haben auch dazu Informationen von der Deutschen Bank angefordert.



BILANZTRICKSEREIEN: Bundesbank und BaFin haben im April 2013 Finanzkreisen zufolge eine Sonderprüfung bei der Deutschen Bank wegen mutmaßlicher Bilanztricksereien während der Finanzkrise gestartet. Im Raum steht der Vorwurf, das Institut habe damals ein milliardenschweres Derivate-Portfolio zu hoch bewertet. Die Bank weist die Vorwürfe zurück.



US-STEUERSTREIT: Das US-Justizministerium ermittelt seit mehr als fünf Jahren gegen Finanzinstitute in der Schweiz wegen mutmaßlicher Beihilfe zur Steuerhinterziehung. Am Haken haben die Behörden seit 2013 auch die Deutsche Bank. Deren Schweizer Tochter erstatte Selbstanzeige. Finanzkreisen zufolge hat sich die Deutsche Bank bei den US-Behörden gemeldet, weil sie den Verdacht hegte, einige US-Kunden könnten ihr Vermögen in der Schweiz vor dem heimischen Fiskus versteckt haben. Seither würden Daten an die USA geliefert und Anfragen beantwortet. Eine Strafzahlung könne die Bank damit aber wohl nicht abwenden, sondern nur auf einen Rabatt hoffen. Eine Entscheidung steht noch aus. Das Bußgeld kann sich auf bis zu 50 Prozent der versteckten Gelder belaufen.

Reuters