Neue Spekulationen über einen Zusammenschluss von Deutscher Bank und Commerzbank haben die Aktienkurse beider Häuser zuletzt deutlich angetrieben. Vor allem der US-Finanzinvestor Cerberus, der an beiden Häusern mit drei beziehungsweise fünf Prozent beteiligt ist, soll seinen Widerstand gegen eine Fusion aufgegeben haben. Dennoch bleibt ein möglicher Deal im Aktionärskreis höchst umstritten.

Bislang hat sich lediglich der Bund mit seiner Commerzbank-Beteiligung von knapp 16 Prozent offen für eine Fusion ausgesprochen. Im Sinn der neuen Berliner Industriepolitik soll so ein "nationaler Champion" der Bankenbranche geformt werden. Andere maßgebliche Anteilseigner stehen dem Deal weiter skeptisch gegenüber, etwa Deutsche-Bank-Großaktionär Katar, der rund sieben Prozent hält.

"Ein Berg an unerledigten Problemen aus der Vergangenheit"


Zu den wenigen Anteilseignern, die sich derzeit öffentlich äußern, zählt die Frankfurter Fondsgesellschaft Union Investment, die insbesondere bei der Deutschen Bank engagiert ist. Fondsmanagerin Alexandra Annecke ist gelernte Bankkaufrau und ehemalige Mitarbeiterin der Deutschen Bank. Gegenüber dem Finanzportal boerse-online.de sagte die 44jährige jetzt, was sie von den Berliner Plänen für einen Zusammenschluss hält: "Es wird oft gesagt, dass die exportorientierte deutsche Wirtschaft auf einen nationalen Bankenchampion angewiesen wäre", so Annecke. "Allerdings käme aus einer Fusion von Commerzbank und Deutscher Bank derzeit eine im internationalen Vergleich relativ kleine Bank heraus - mit einer nach wie vor recht geringen Profitabilität und einem Berg an unerledigten Problemen aus der Vergangenheit."

Annecke, eine frühere Mitarbeiterin der Deutschen Bank, ist bei Union Investment Expertin für europäische Banken. Die von ihr angesprochenen Größenverhältnisse zeigen sich allein schon in der Marktkapitalisierung. Während die Deutsche Bank derzeit 16 Milliarden Euro auf die Waage bringt und die Commerzbank acht Milliarden, liegt der Börsenwert der Schweizer UBS bei 42 Milliarden Euro, die französische Großbank BNP Paribas bringt es auf 54 Milliarden Euro, und die spanische Bank Santander auf 67 Milliarden Euro.