Er steigt und steigt und steigt. Der US-Dollar hat zum Euro innerhalb eines Jahres schon um 13 Prozent zugelegt. Der wichtigste Grund dafür ist, dass die Anleihezinsen in den USA höher sind als in Europa und die US-Notenbank bis Ende des Jahres wohl mindestens fünf Zinsschritte machen wird. Der Markt erwartet, dass die Leitzinsen im Dezember bei 2,5 Prozent stehen werden. Bei der europäischen Zentralbank rechnet man dagegen nur mit zwei Zinserhöhungen bis dahin. Da die Zinsschritte in den Anleiherenditen bereits weitgehend eingepreist sind, erzielen Anleger in den USA deutlich höhere Renditen, weshalb viel Kapital von Europa dorthin fließt. Das stärkt den Dollar.

Ein weiterer Treiber für den Greenback ist, dass der Ukraine-Krieg die US-Wirtschaft nicht so stark tangiert wie die Europas. Daher flüchten viele Investoren in den Dollar, den sie als sicherer als den Euro ansehen.

Der aktuelle Euro-Dollar-Wechselkurs kommt deutschen Unternehmen entgegen, die einen hohen Anteil ihres Umsatzes in Nordamerika erzielen. "Der schwache Euro macht es attraktiv, Absätze im US-Dollar zu generieren. Die dann erzielten Umsätze werden mit der Konversion des Greenback in die Bilanzwährung Euro mehr wert", erklärt Moritz Rehmann, Manager des Fonds DJE Alpha Global.

Zu den potenziellen Profiteuren zählt etwa die Deutsche Telekom. Sie macht mit T-Mobile US mehr als die Hälfte ihres Umsatzes in den Vereinigten Staaten. Die US-Tochter ist der Wachstumstreiber des Magenta-Konzerns.

Clevere Strategie

Ende April meldete T-Mobile US ausgezeichnete Zahlen. In diesem Jahr will der US-Ableger rund 5,5 Millionen neue Kunden hinzugewinnen. Auch das Ergebnis soll besser ausfallen als erwartet. T-Mobile US stellte ein Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen von 26 Milliarden Dollar in Aussicht. Offenbar machen sich inzwischen die Synergieeffekte aus der Fusion mit dem Konkurrenten Sprint bezahlt.

Die US-Sparte des deutschen Konzerns fährt in den Staaten eine clevere Strategie. Dinge, die Telefonkunden am meisten stören, werden Stück für Stück abgeschafft. Der Kundenservice wird großgeschrieben. Bestandskunden werden gut behandelt, damit sie keinen Grund zum Wechseln haben. Dies führt dazu, dass in Amerika mittlerweile der Marktanteil fast ein Drittel beträgt. Unter den drei führenden Anbietern weist T-Mobile US das höchste Wachstum auf. Zudem wird das Netz in ländlichen Gebieten stark ausgebaut. Durch den Zusammenschluss mit Sprint kann T-Mobile US das flächendeckendste 5G-Netz in Nordamerika anbieten - auch in wenig bevölkerten Gebieten. Wer überall in den USA gut kommunizieren will, der kommt um den Anbieter kaum herum.

Da die Aktie zudem in schwierigen Börsenphasen als defensiver Titel gilt, verspricht der Mix aus Wachstum in den USA und Stabilität in Europa weiterhin Kurspotenzial, obwohl der Titel gegen den Trend an den Börsen schon zugelegt hat.

Das war bei Fresenius Medical Care nicht der Fall. Der Aktienkurs des Dialysespezialisten schwächelt schon länger. Covid-19 setzt dem Unternehmen zu. Für die Dialysepatienten ist eine Corona-Infektion besonders gefährlich. Seit Pandemiebeginn sind etwa 20.000 Patienten von FMC an Corona gestorben. Das entspricht etwa 5,5 Prozent aller Kunden der Gesellschaft. Aufgrund des enttäuschenden Geschäftsverlaufs will FMC Kosten einsparen. Das Ziel liegt bei jährlich 500 Millionen Euro. Deswegen und wegen des Abebbens der Corona-Epidemie sehen Analysten der DZ Bank FMC auf einem guten Weg, wieder höhere Gewinne zu erwirtschaften.

Dazu soll vor allem das USA-Geschäft beitragen. Nordamerika ist der größte Markt für den Konzern, der dort mehr als 2500 Dialysekliniken unterhält und gut 210.000 Patienten behandelt. Eine der größten Fabriken des Unternehmens weltweit befindet sich im Bundesstaat Utah. Dort fertigen gut 1.000 Mitarbeiter Dialysegeräte.

Vor Kurzem hat FMC eine Vereinbarung zur Gründung eines neuen Unternehmens in den USA mit zwei US-Firmen zur Versorgung nierenkranker Patienten abgeschlossen, bei dem FMC Mehrheitseigentümer ist. Diese Expansion in der ganzheitlichen Nierentherapie vergrößert den für Fresenius Medical Care adressierbaren Markt in Nordamerika von 50 Milliarden auf 170 Milliarden US-Dollar. Bill Valle, CEO von Fresenius Medical Care Nordamerika, sagt dazu: "Ziel ist es, die Zahl der Krankenhauseinweisungen zu reduzieren, das Fortschreiten der Krankheit zu verlangsamen und die Zahl der Transplantationen zu erhöhen. Es geht auch darum, den Übergang zur Heimdialyse zu beschleunigen sowie die Lebensqualität der Patienten zu verbessern."

Ein anderes Geschäftsmodell verfolgt Linde. Industriegase machen rund 80 Prozent des Umsatzes aus, zudem werden Industrieanlagen hergestellt. Ein immer größeres Gewicht gewinnt der Sektor "Grüne Energie", der vor allem aus dem Bereich Wasserstoff besteht. Inzwischen macht dieser fast zehn Prozent des Umsatzes aus.

Gelungene Kombination

Durch die Fusion mit dem US-Konkurrenten Praxair im Jahr 2018 hat sich das Unternehmen geografisch diversifiziert. Während Linde in Europa und Asien in den Sektoren Gesundheit und Energie stark ist, hat Praxair große Marktanteile in Nordamerika mit den Hauptkunden in der Petrochemie und der Metallindustrie. Die baut die Firma derzeit an der US-Golfküste mit einer neuen Anlage in La Porte, Texas, aus. Damit wird die Produktionskapazität für Handelsflüssigkeiten verdoppelt.

Die Fusion mit Praxair hat das Unternehmen weniger zyklisch gemacht. "Eine konjunkturelle Schwäche in Europa kann Linde nun besser abfedern", sagt Aaron Alber, Aktienanalyst bei Raiffeisenbank International. Das sei ein Vorteil, da der alte Kontinent von den Kriegsfolgen stärker betroffen sei als der Rest der Welt.

Mit den drei Aktien setzen Anleger sowohl auf hohes US-Exposure als auch einen starken Dollar und diversifizieren sich geografisch, obwohl sie hierzulande investieren. Hinzu kommt, dass die US-Konjunktur besser läuft als die in Europa und gerade aktuell die Energieversorgung der Wirtschaft Nordamerikas sicherer ist als auf dem alten Kontinent.

INVESTOR-INFO

Deutsche Telekom

Hoher Verkaufserlös in Sicht

Der Magenta-Konzern will 75 Prozent seiner Anteile an der Funkturmsparte veräußern. Interessenten gibt es genügend. Der Verkauf dürfte zwischen 15 und 18 Milliarden Euro einbringen. Das und die Kombination von wachsendem US-Geschäft und einem stabilen, krisensicheren Geschäftsmodell in Europa überzeugte zuletzt die Investoren. Die Aktie legte gegen den Börsentrend zu. Das sollte sich fortsetzen. Das Unternehmen gilt auch als zuverlässiger Dividendenzahler.

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Kursziel: 22,00 Euro
Stoppkurs: 15,00 Euro

Fresenius Medical Care

Neuer Wind im Vorstand

Die Übersterblichkeit von Dialysepatienten wegen Corona ging im Februar und März zurück. Das ist ein positives Signal für die Geschäftsentwicklung. Trotzdem blieb der Nettogewinn im ersten Quartal mit 157 Millionen Euro leicht unter den Erwartungen. An seinem Ziel, 2022 wieder Gewinnwachstum zu erzielen, hält FMC aber fest. Für frischen Wind dürfte auch Carla Kriwet sorgen, die 2023 Rice Powell als CEO ablöst.

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Kursziel: 68,00 Euro
Stoppkurs: 53,00 Euro

Linde

Fantasie durch Wasserstoff

Das Unternehmen übertraf die Gewinnschätzungen im ersten Quartal um 14 Prozent. Der neue Vorstandschef Sanjiv Lamba hat für 2022 weiteres Wachstum bei Umsatz und Gewinn in Aussicht gestellt. Für Fantasie sorgt die stark wachsende Wasserstoffsparte wegen der durch den Ukraine-Konflikt beschleunigten Energiewende. Anleger sollten vor dem Einstieg aber eine Korrektur abwarten, da der Titel nahe am Allzeithoch steht.

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Kursziel: 340,00 Euro
Stoppkurs: 250,00 Euro