Seit gut einem Jahr beherrscht das Coronavirus nicht nur unseren Alltag, sondern auch die Börsen. Lange Zeit stürzten sich die Investoren auf die sogenannten Pandemiegewinner. Allerdings lässt sich derzeit ein Favoritenwechsel beobachten. Gefragt sind nun vor allem die Titel konjunktursensitiver Firmen, die von einer Erholung der Wirtschaft besonders profitieren. Hierbei konzentrieren sich die meisten Anleger auf Bluechips. Das dürfte zu kurz gedacht sein. Zwar eilt der DAX aktuell von Rekord zu Rekord. Doch trotz der Rally des Leitindex zeigen Nebenwerte eine deutliche Outperformance bei der Kursentwicklung.

Unterstützung bekommen die Unternehmen von der Konjunkturentwicklung. Der Internationale Währungsfonds hob auf seiner Frühjahrstagung die Schätzung für das Wachstum der Weltwirtschaft deutlich an. 2021 soll das Plus 6,0 Prozent betragen, anstatt der bisher erwarteten 5,5 Prozent, das wäre der höchste Zuwachs seit 1976. Für 2022 gehen die Experten von einer weiteren Expansion der globalen Wirtschaftsleistung von 4,4 Prozent aus.

Attraktive Bewertung

Vor diesem Hintergrund prognostizieren die Experten der Schweizer Bank UBS, dass die Rotation in zyklische Titel vorläufig andauern werde. Mit einem Vorteil für Nebenwerte, denn diese sind oft zyklisch ausgerichtet. Zudem sind die Bewertungen im historischen Vergleich immer noch attraktiv. So liegt den Berechnungen der UBS zufolge das Kurs-Buchwert-Verhältnis (KBV) der Mehrheit der Small Caps im MSCI World im Vergleich zum breiten Weltaktienindex klar unter dem langfristigen Durchschnitt. "Wir erwarten, dass Small Caps besser als Large Caps abschneiden werden", fasst UBS-Stratege Mark Haefele zusammen.

Auch hierzulande zeigt sich eine Bewertungsdiskrepanz zwischen klein und groß. Der SDAX weist derzeit ein Kurs-Buchwert-Verhältnis von 1,7 auf, der DAX liegt hier bei 2,0. Das Kurs-Gewinn-Verhältnis (KGV) im SDAX von 21,3 fällt mit Blick auf das erwartete Gewinnwachstum ebenfalls nicht hoch aus. 2021 wird sich die Gewinnsumme der 70 Indexmitglieder zum Vorjahr fast verfünffachen. 2022 werden die Small Caps aus dem Auswahlindex dann laut Schätzungen weitere 30 Prozent draufpacken.

Eine Frage der Größe

Die Größe des Unternehmens spielt bei den Wachstumschancen oftmals eine wichtige Rolle. Während es den Large-Cap-Konzernen meistens sehr schwerfällt, ihre dynamische Expansion aus früheren Zeiten aufrechtzuerhalten, sind die kleineren Firmen deutlich agiler. "Eine Anlage in Small Caps kann langfristig orientierten Investoren die Möglichkeit bieten, einige der erfolgreichsten Unternehmen von morgen bereits frühzeitig bei ihrer Entwicklung zu begleiten", erklärt Asset-Manager Yoram Lustig von der Investmentgesellschaft T. Rowe Price. Doch Vorsicht: "Nicht alle kleinen Unternehmen werden Erfolg haben", warnt Lustig. Daher bedarf es vor einer Investmententscheidung einer gründliche Analyse, um die künftigen Gewinner zu ermitteln.

Das Nebenwerte-Universum bietet eine Vielzahl an Unternehmen, die im Vergleich zu den Big Playern deutlich weniger bekannt sind und auch vom Börsenpublikum oftmals vernachlässigt werden. "Daher birgt es wahrscheinlich so manchen verborgenen Schatz", glaubt Asset-Manager Lustig.

Diese möglichen Schätze gilt es für Anleger zu heben. €uro am Sonntag stellt im Folgenden zehn aussichtsreiche Titel aus den hinteren Börsenreihen vor, die unserer Ansicht nach über ein überdurchschnittliches Gewinnpotenzial verfügen. Da in der Regel eine hohe Renditechance auch mit einem hohen Risiko für Investoren einhergeht, raten wir Anlegern, den Kapitaleinsatz zu begrenzen.

Datagroup

Cloud-Profiteur

Der IT-Serviceprovider Datagroup ist kein Newcomer in der Unternehmenswelt, sondern hat in seinem mehr als 35-jährigen Bestehen schon viele Höhen und Tiefen durchgestanden. Auch die Corona-Pandemie konnte die Schwaben nicht gänzlich aus dem Tritt bringen. So legten die Umsätze im Geschäftsjahr 2019/2020 (30. September) um 16,8 Prozent zu. Höhere Kosten sorgten allerdings für einen Gewinneinbruch. Der Vorstand hat zur Verbesserung der Ertragssituation rasch Maßnahmen ergriffen, die sich bereits im ersten Quartal 2020/21 positiv bemerkbar machten. Das operative Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) verbesserte sich um 57,1 Prozent. Insbesondere das Kernprodukt des Unternehmens, das modulare Komplettangebot Corbox, das aus Cloud-Services und weiteren zentralisierten Dienstleistungen besteht, kommt am Markt gut an. So ist die Neukundengewinnung trotz Corona weiterhin intakt. Von Januar bis März wurden vier neue Corbox-Kunden gewonnen, im April kam mit dem Autozulieferer Hella ein weiterer prominenter Nutzer hinzu.

Sollte nun die Konjunktur anziehen, sitzt auch das Geld der Kunden wieder lockerer, was den allgemeinen Trend zum Outsourcing der IT verstärken dürfte. Datagroup-Chef Max Schaber ist diesbezüglich bereits positiv gestimmt: "Wir blicken mit großer Zuversicht auf den weiteren Verlauf dieses Geschäftsjahres." Der Vorstand erwartet ein Umsatzplus von rund 17 Prozent sowie eine deutliche Ergebnisverbesserung. Sogar über Akquisitionen wird laut nachgedacht: "Es sind interessante Targets im Markt, und wir prüfen derzeit mehrere mögliche Unternehmensübernahmen", so Vorstandsmitglied Peter Schneck. Aber auch ohne Zukäufe sollte die zunehmende Digitalisierung die Geschäfte weiter beflügeln.

Fazit: Die seit rund einem Jahr laufende Seitwärtsbewegung des Scale-30-Titels hat beste Chance, sich schon bald nach oben aufzulösen.

Deutz

Motor dreht hoch

Geht am Konjunkturhimmel die Sonne auf, lacht insbesondere das Herz von Deutz. Der Motorenbauer musste im Zuge von Corona deutliche Geschäftseinbußen verkraften und ließ nach einem Verlustjahr sogar die Dividende ausfallen. Der Anbieter von Diesel-, Gas- und elektrifizierten Antrieben wittert aber bereits Morgenluft, wie die Zahlen für das Schlussviertel 2020 sowie für das erste Quartal 2021 zeigen.

Nicht nur die Umsätze zogen zuletzt an, auch flatterten Deutz wieder mehr Orders ins Haus. Von Januar bis März wurde beim Auftragseingang ein Plus von 30 Prozent im Vergleich zum Vorjahr verbucht. Das Ergebnis vor Zinsen und Steuern (Ebit) drehte zudem wieder in den positiven Bereich.

Eine wesentliche Säule der Wachstumsstrategie von Deutz stellt der Ausbau des margenstarken Servicegeschäfts dar. Dies lässt sich bereits in der Bilanz für 2020 ablesen. Während der Motorenverkauf spürbar stotterte, konnten die Erlöse aus den Dienstleistungen nahezu auf Vorjahresniveau gehalten werden. Dadurch stieg der Anteil des Servicegeschäfts am Konzernumsatz von 19 auf 27 Prozent. Das globale Effizienzprogramm "Transform for Growth" sorgt darüber hinaus dafür, dass am Ende mehr Gewinn in der Kasse bleibt. Apropos Gewinn: Deutz hat nach dem starken Jahresauftakt seine Umsatz- und Ergebnisprognose nach oben geschraubt. Anstatt einer nur ausgeglichenen Ebit-Rendite wird nun mit einer Bandbreite zwischen 1,0 und 2,0 Prozent kalkuliert.

Mit der Deutz-Aktie lässt sich aber nicht nur die Konjunktur-Karte spielen, sondern auch eine Investition in zukunftsweisende Technologien eingehen. Effiziente Antriebssysteme auf Basis von Flüssiggas oder biogenen Kraftstoffen sowie Emissionsmodelle, die auf künstlicher Intelligenz beruhen, unterstreichen die hohe Innovationskraft des Traditionskonzerns.

Fazit: Verbesserte Konjunkturaussichten sowie eine hohe Innovationskraft sprechen für das SDAX-Mitglied.

Dr. Hönle

Lukrative Zukäufe

Ultraviolettes (UV) Licht ist bereits seit mehr als 40 Jahren das Steckenpferd von Dr. Hönle. Das Technologie- Unternehmen aus Gräfelfing bei München entwickelt, produziert und vertreibt weltweit UV-Anlagen, -Strahler und -Messtechnik. Das Geschäftsmodell steht in der aktuellen Zeit zwischen Krise und Boom. Auf der einen Seite dämpft die Pandemie in einzelnen Bereichen wie dem Druckmaschinenmarkt die Nachfrage, auf der anderen Seite weist das Segment mit Anlagen und UV-Strahlern für die Entkeimung von Luft und Oberflächen Corona-bedingt hohes Wachstum auf. Dieser Bereich wurde mit der Akquisition der österreichischen Sterilsystems, die mit ihren Lösungen unter anderem den Covid-Viren den Kampf angesagt hat, zuletzt noch verstärkt. Zudem akquirierte Dr. Hönle jüngst auch UMEX, die über eine breite Produktpalette im Bereich Wasserentkeimung verfügt.

Mehreren Übernahmen ist es auch zu verdanken, dass im ersten Quartal des Geschäftsjahrs 2020/21 die Erlöse um 4,6 Prozent zulegten. Der Vorstand geht davon aus, dass die positiven Effekte aus dem Geschäft mit Luftentkeimungssystemen in Zukunft überwiegen und im Gesamtjahr auf Konzernbasis zu einer "deutlichen Umsatz- und Ergebnisverbesserung" führen werden. Unterstützung sollte die Prognose auch von den konjunktursensitiven Geschäftsbereichen bekommen, die bei einer Erholung der Wirtschaft wieder Boden gut machen dürften.

Fazit: Die Aktie weist derzeit ein günstiges KGV von rund 15 auf und notiert knapp ein Fünftel unter dem Jahreshoch. Daraus ergibt sich eine Kaufchance.

M1 Kliniken

Attraktive Aussichten

Der hierzulande führende Anbieter schönheitsmedizinischer Gesundheitsdienstleistungen ist im vergangenen Jahr in eine neue Liga aufgestiegen. So wurde im vergangenen Sommer die auf den Handel von Arzneimitteln und Medizinprodukten spezialisierte Haemato in M1 Kliniken eingegliedert. Zusammen kommen die beiden auf rund den doppelten Umsatz der bisherigen M1. Um dem Unternehmen nun noch den letzten Schliff zu verpassen, wurde im Dezember die Tochter M1 Aesthetics GmbH in die Haemato eingebracht, wodurch sich nun eine klare Firmenstruktur zeigt. Während in Haemato das Handels- und Produktgeschäft gebündelt ist, kann sich M1 gänzlich auf Beauty-Behandlungen fokussieren.

Die Schönheitsoperationen litten zwar unter dem Lockdown im vergangenen Jahr, doch drehte die Behandlungskurve schnell wieder nach oben. Bereits im dritten Quartal nahmen die Unterspritzungs- und OP-Behandlungen in Deutschland um knapp ein Fünftel im Vergleich zum Vorjahr zu. Auch die Internationalisierung schreitet trotz Pandemie voran. So wurde zuletzt eine zusätzliche Praxis in Österreich sowie eine in Kroatien eröffnet.

Wie das Jahr gelaufen ist, darüber berichtet M1 am 27. April. Haemato hat schon Einblick in seine Bücher gegeben und konnte den Umsatz um ein Fünftel steigern. Es kam aber auch zu einer Enttäuschung. Der Vorstand schraubte das Verkaufsziel für die Covid-19-Tests nach unten. Das sorgte für einen kräftigen Kursrücksetzer. Zu Unrecht: Die grundsätzliche Wachstumsstory bleibt intakt.

Fazit: Der Konsens geht im laufenden Jahr davon aus, dass M1 das Vorkrisenniveau erreichen wird. 2022 soll das Geschäft wieder wachsen, der Kurs sollte von den Perspektiven profitieren.

Masterflex

Profitabilität im Blick

Auf den ersten Blick bringt Masterflex alles mit, was ein attraktiver Nebenwert braucht: eine gesunde Eigenkapitalquote von über 50 Prozent, Dividendenkontinuität sowie ein attraktives Kurs-Gewinn-Verhältnis von rund 13 auf Basis der für 2022 erwarteten Gewinne. Trotzdem kommt der Small Cap nicht vom Fleck, im Gegenteil: Auf Sicht von drei Jahren liegt die Aktie sogar rund ein Fünftel in den Miesen. Eine Ursache für die Underperformance dürfte die schwache Gewinnentwicklung der vergangenen Jahre sein. Während die Umsätze stetig anzogen, verfehlte Masterflex mehrfach die eigenen Margenziele.

Damit soll aber nun Schluss sein. "Mit einer trotz Rezession verbesserten Finanzlage können wir zuversichtlich auf das laufende Jahr blicken, in dem wir bei einer Normalisierung der Infektionslage hoffentlich wieder auf unseren Wachstumspfad zurückkehren werden", sagt Vorstandschef Andreas Bastin. Große Hoffnungen setzt der CEO auch auf das Kostensenkungs- und Effizienzsteigerungsprogramm mit dem bezeichnenden Namen "Back to Double Digit". Damit möchte Bastin bereits im kommenden Jahr wieder eine zweistellige Ebit-Marge erreichen und diese dann auch bewahren. Zum Vergleich: 2020 ging die Rendite von 6,3 auf 4,4 Prozent zurück.

Masterflex traut sich sogar einen längerfristigen Blick nach vorn zu. Beim Umsatz rechnet der Vorstand bis 2024 mit einem Anstieg in den dreistelligen Millionenbereich. Im vergangenen Jahr erzielte der Spezialist für flexible Verbindungssysteme für zahlreiche Branchen wie Medizintechnik, Automotive oder auch Robotics erst Erlöse von knapp 72 Millionen Euro. Dem nicht genug, ausgehend vom Jahr 2024 steht mithilfe von Akquisitionen bis zum Jahr 2030 eine Verdopplung der Umsätze auf 200 Millionen Euro auf dem Mittelfristplan.

Fazit: Im Zuge einer steigenden Profitabilität dürfte die Aktie allmählich aus ihrem Dornröschenschlaf erwachen.

Medios

Ambitionierte Ziele

Eine wahre Achterbahnfahrt durchlebte die Medios-Aktie in ihrer jüngsten Vergangenheit. Im Zuge des Corona-Crashs im Frühjahr 2020 ging es für den SDAX-Titel erst steil bergab, kurz danach markierte er ein neues Hoch. Eine vergleichbare Auf- und Abwärtsbewegung machte der Titel dann nochmals im Sommer nach einer Gewinnwarnung durch. Seither bewegt sich der Kurs in einer Seitwärtsrange zwischen 35 und 40 Euro.

Höchste Zeit also, den Anbieter von Arzneimitteln für chronische und seltene Erkrankungen näher zu betrachten. Mit einem Umsatzwachstum von 21 Prozent auf 626 Millionen Euro erreichten die Berliner im vergangenen Jahr das obere Ende der Prognosespanne. Auch das operative Ergebnis erfüllte mit 14,8 Millionen Euro die Erwartungen. Das entsprach allerdings einem Rückgang um 16 Prozent im Vergleich zum Vorjahr. In Zukunft soll die Gewinnkurve wieder nach oben zeigen. So hat Medios für 2021 eine starke Wachstumsprognose veröffentlicht. Der Umsatz wird sich im laufenden Jahr auf 1,15 bis 1,2 Milliarden Euro nahezu verdoppeln und das bereinigte operative Ergebnis (Ebitda) einen Wert zwischen 38 und 39 Millionen Euro erreichen. Das entspricht einem Ergebnisanstieg von bis zu 159 Prozent.

Wachstumstreiber sind vor allem die im Januar abgeschlossene Übernahme von Cranach Pharma sowie der Zukauf von Kölsche Blister 2020. Damit ist Medios nicht nur deutlich breiter aufgestellt, sondern kann auch zahlreiche Synergieeffekte in Einkauf, Vertrieb und Logistik nutzen. Weitere Akquisitionen sind nicht ausgeschlossen.

Einen Ritterschlag bekam die Aktie jüngst von der Deutschen Bank. Die Frankfurter haben die Coverage der Specialty-Pharma-Firma mit einer Kaufempfehlung und Kursziel 50 Euro aufgenommen.

Fazit: Die aktuelle Konsolidierung der Aktie bietet eine gute Einstiegschance.

Nfon

Kommunikation 2.0

Eines der großen Themen unserer Zeit ist das Cloud-Computing. Die Auslagerung von digitalen Daten oder auch die Nutzung von Software auf externen Server wird immer mehr zum Alltag. Warum dann nicht auch telefonieren in der Datenwolke? Diese Frage hat sich die Münchner Nfon bereits vor vielen Jahren gestellt und bietet seit ihrer Gründung 2007 Cloud-basierte Kommunikationssysteme an. Aktuell zählen die Bayern bereits mehr als 40.000 Unternehmen in 15 europäischen Ländern zu ihrem Kundenkreis.

Dass sich die Technologie am Markt immer mehr durchsetzt, lässt sich in den Büchern von Nfon ablesen. 2020 stieg die Anzahl der beim Kunden installierten Nebenstellen, im Fachjargon Seats genannt, um 16,7 Prozent auf knapp 525.000. Die wiederkehrenden Umsätze, auf die mittlerweile knapp 88 Prozent der Gesamterlöse entfallen, legten sogar um 23,6 Prozent auf 59,4 Millionen Euro zu. Auch 2021 möchte Nfon mit seinem Cloud-basierten Produktportfolio im europäischen Markt für Businesskommunikation weiter durchstarten und peilt ein Seat-Wachstum zwischen 15 und 17 Prozent sowie eine Steigerung der wiederkehrenden Erlöse zwischen 14 und 16 Prozent an.

Die "Wachstumsstrategie 2024" soll dafür sorgen, das Nfon auf dem Erfolgskurs bleibt. Dazu gab das Management auf dem jüngsten Kapitalmarkt bekannt, in Zukunft auch größere Kunden anzusprechen. Darüber hinaus möchte die Firma die Internationalisierung vorantreiben und fasst dabei vor allem Mittel- und Osteuropa ins Auge. Die Analysten von Berenberg glauben an die Strategie und prognostizieren zwischen 2020 und 2023 einen durchschnittlichen Anstieg der wiederkehrenden Umsätze um 23 Prozent. Zum Vergleich: Die Konkurrenz soll lediglich um 13 Prozent vorankommen.

Fazit: Die Wachstumsstory von Nfon ist intakt. Der aktuelle Kursrücksetzer bietet eine exzellente Kaufchance.

Sixt Leasing

Baldiges Comeback

Mobilitätsbeschränkungen und Kontaktverbote machten Sixt Leasing im vergangenen Jahr das Leben schwer. Der Spezialist für den Online-Direktvertrieb von Neuwagen in Deutschland sowie für das Management und das Full-Service-Leasing von Großflotten musste ein Umsatzminus von knapp einem Zehntel verkraften. Der Gewinn stürzte gar um 90 Prozent ab. Das Unternehmen hat aber etliche Hebel in Bewegung gesetzt, um sich aus der Misere zu befreien. Zum einen setzt Sixt Leasing auf die Digitalisierung. Das betrifft nicht nur die bestehenden Produkte, Services und internen Prozesse, auch startete die Firma im ersten Quartal eine neue Flottenkunden-App. Zum anderen wurde der Bestellprozesses für Privatkunden auf der eigenen Plattform komplett digitalisiert. Des Weiteren startete Sixt eine neue Kooperation mit Lidl und Vehiculum, um Neuwagen im Internet zu vermarkten. Das Geschäftsmodell soll zudem auf Gebrauchtwagenleasing ausgebaut werden.

Mit den operativen Neuerungen, den zunehmenden Lockerungen der Pandemie-Maßnahmen sowie der sich verbessernden Konjunkturaussichten könnte das Geschäft im laufenden Jahr wieder Fahrt aufnehmen. Frischen Wind in den Autoleasing-Konzern dürfte auch der neue Chef Donglim Shin bringen, der zum 1. Juli den noch amtierenden CEO Michael Ruhl ersetzen wird. Shin war zuletzt Vorstandschef der Hyundai Capital Canada, wo er das Geschäftswachstum im Bereich Autoleasing und -finanzierung maßgeblich vorantrieb. Bislang erwartet Sixt für dieses Jahr Erlöse und Gewinne in etwa auf Vorjahresniveau. Die konservative Prognose birgt unserer Ansicht nach positives Überraschungspotenzial.

Fazit: Seit Monaten stottert der Aktienkurs. Im Zuge einer erwarteten Geschäftsbelebung im zweiten Halbjahr dürfte Sixt Leasing wieder Fahrt aufnehmen.

Vectron

Turnaround-Wette

Zugegeben, Vectron-Vorstand Thomas Stümmler hat in der Vergangenheit viel versprochen, nicht immer aber alle seine Ziele halten können. Auch im vergangenen Jahr schrammte der Anbieter von Kassensystemen und -software beim Gewinn wieder an der Prognose vorbei. Nach vorläufigen Zahlen kommt die Firma 2020 auf ein Ebitda-Minus von 2,2 Millionen Euro, womit Stümmler die in Aussicht gestellte Bandbreite von minus 2,0 bis plus 0,25 Millionen Euro knapp verfehlte.

Dennoch: Operativ läuft es bei dem Unternehmen, das inzwischen mehr als 240.000 Installationen seiner Kassensysteme aufweisen kann, trotz der Corona-Krise vergleichsweise gut. Nach dem Ebitda-Verlust 2020 gehen die Münsteraner für das erste Quartal 2021 von schwarzen Zahlen aus. Der positive Trend könnte sich im Lauf des Jahres durch eine schrittweise Wiedereröffnung der Gastronomie sogar noch beschleunigen.

Zusätzliche Fantasie kommt von einer neuen Datev-Schnittstelle, die derzeit eingeführt wird. Damit werden die Daten aus den Kassensystemen an das Datev-Kassenarchiv automatisiert übergeben. Zudem soll in diesem Jahr noch die Tochter Bonvito in den Vectron-Konzern verschmolzen werden. Bonvito verfügt über ein Cloud-basiertes Kundenbindungssystem, das enorme Wachstumschancen bietet. Erst im Dezember wurde ein Großauftrag mit einer der größten deutschen Bäckereiketten geschlossen. Der Deal wird sich in den Zahlen für 2020 niederschlagen.

Fazit: Die Vectron-Aktie bietet gute Comeback-Chancen. Achtung: Der Titel ist hochvolatil und daher nur für risikoerprobte Anleger geeignet.

Washtec

Saubere Sache

Die Pandemie machte kaum vor einer Branche halt, und selbst des Deutschen liebstes Kind, das Auto, blieb im Lockdown oftmals schmutzig. So musste der Hersteller von Autowaschanlagen Umsatzeinbußen von rund 13 Prozent im vergangenen Jahr verbuchen. Das Ebit von Washtec gab sogar um 44 Prozent nach. Doch damit ist nun Schluss: 2021 plant der Konzern wieder mit einem Ergebniswachstum. War der Ausblick des Unternehmens zu Beginn des Jahres noch durch Vorsicht geprägt, zeigte sich der Vorstand nun in dieser Woche deutlich optimistischer. So soll sich der Umsatz im Vergleich zum Vorjahr nicht wie bisher vermutet nur stabil entwickeln, sondern um mehr als fünf Prozent zulegen. Das Gleiche gilt für das Ebit. Darüber hinaus arbeitet Washtec weiter an der Steigerung der Profitabilität, um mittelfristig wieder eine zweistellige operative Rendite zu erreichen.

Vor allem der Bereich Großkunden entwickelte sich laut dem Management zuletzt besser als erwartet und führte zu der jüngsten Prognoseerhöhung. Das muss aber noch nicht die letzte Zielanhebung in diesem Jahr gewesen sein. Eine rasche konjunkturelle Erholung könnte der Investitionsbereitschaft der Kunden einen weiteren Schub geben und für einen noch besseren Geschäftsverlauf als bislang erwartet sorgen.

Dass das Management grundsätzlich von Zuversicht geprägt ist, zeigt sich in der Dividendenpolitik. Das Unternehmen schlägt nach einer Nullrunde im Vorjahr eine Ausschüttung von 0,99 Euro je Aktie vor. Das ist aber längst nicht alles: Darüber hinaus soll zusätzlich eine Sonderdividende in Höhe von 1,31 Euro je Anteilsschein an die Aktionäre am Tag nach der Hauptversammlung (18. Mai 2021) ausbezahlt werden. Daraus errechnet sich eine attraktive Rendite von 4,6 Prozent.

Fazit: Die Aktie gönnte sich zuletzt eine Verschnaufpause. Die aktuelle Prognoseanhebung könnte dem Titel nun wieder auf die Sprünge helfen.

 


INVESTOR-INFO

Nebenwerte VS. DAX

Kleine schlagen Große

Überall ist derzeit von der Rekordrally des DAX die Rede. Doch nicht nur die Bluechips ziehen nach oben, die Nebenwerte schlagen sogar ein noch höheres Tempo an. Mit einem Plus von 58 Prozent auf Jahressicht liegt der SDAX 14 Prozentpunkte vor dem DAX. Der Scale 30 raste gar um 77 Prozent empor.

Schätzungen 2021

Gewinnwende in Arbeit

Nach dem Corona-Jahr drehen die Gewinne bei den Mid und Small Caps deutlich nach oben. Besonders im SDAX zeigen viele Firmen eine überraschend starke Dynamik. Elf der 70 SDAX-Mitglieder trauen Analysten ein Wachstum von über 50 Prozent zu, acht könnten prozentual dreistellig zulegen.

Gewinne

Hohe Dynamik

Der Analystenkonsens rechnet in den kommenden zwei Jahren in der zweiten und dritten Börsenreihe mit deutlichen Zuwächsen der Gewinnsummen. Im SDAX sollen sich die Gewinne aller Mitglieder im laufenden Jahr fast verfünffachen. Auch die Unternehmen im MDAX und Scale 30 packen 2021 im Durchschnitt mehr als ein Fünftel drauf.