Als im September 2008 die Übernahme der Postbank durch die Deutsche Bank angekündigt wurde, gab es bereits viele kritische Stimmen. Sieben Jahre später sind die Würfel gefallen. Die Deutsche Bank hat ihre Ziele bei der Postbank nicht erreicht, die Integration wird nun eingestellt. Unter dem Strich ist die vor einer Woche beschlossene Abtrennung ein Eingeständnis, dass der Kauf ein Fehler war.



Für die Aktionäre der Postbank wird es aber erst jetzt richtig spannend. Die Deutsche Bank will die Tochter zunächst von der Börse nehmen und dann innerhalb kurze Zeit später wieder aufs Parkett führen. Einzige Hürde bei der Umsetzung dieses Vorhabens sind die verbliebenen Postbank-Aktionäre. Nach deutschen Übernahmerecht ist ein Squeeze-Out möglich, wenn der Großaktionär mehr als 95 Prozent hält. Diese Hürde hat die Deutsche Bank genommen, der Anteil kletterte zuletzt von 94,1 Prozent auf 96,8 Prozent. Die verbliebenen Anteilseigner können nun mit einer angemessenen Ausgleichszahlung herausgedrängt werden.

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Natürlich prallen hier nun sehr unterschiedliche Interessen und Vorstellungen aufeinander. Während die Deutsche Bank natürlich möglichst wenig zahlen möchte, verlangen die restlichen Postbank-Aktionäre einen hohen Abfindungspreis. Dabei spielt die Zeit den Kleinanlegern durchaus in die Karten. Denn die Deutsche Bank möchte das Kapitel Postbank möglichst schnell beenden, um Ressourcen nicht unnötig lange zu binden. Schließlich ist der Konzern mit zahlreichen Rechtsstreitigkeiten und Klagen beschäftigt.

Um einen angemessenen Preis zu bestimmen, spielt der durchschnittliche Börsenkurs der vergangenen drei Monate vor Bekanntgabe des Squeeze-Out eine entscheidende Rolle. Nach der Achterbahnfahrt der Aktie in den vergangenen Tagen liegt der Wert derzeit bei rund 35,27 Euro und damit knapp unter dem aktuellen Kurs von 36,78 Euro. Auch das zuletzt deutlich erhöhte Handelsvolumen deutet darauf hin, dass einige Postbank-Aktionäre auf einen deutlich höheren Abfindungspreis spekulieren. Sollte die Deutsche Bank einen Käufer finden, dem die Postbank mehr wert ist oder sogar selbst bereit sein, einen höheren Preis an die Kleinaktionäre zu zahlen, um die Pläne zügig umzusetzen, würde die Spekulation aufgehen. Wie viel die Frankfurter bereit sein könnten, pro Aktie zu zahlen, ist allerdings vollkommen offen. Zumindest scheint der Kurs auf der Unterseite nun vorerst abgesichert, was das Risiko für Neueinsteiger begrenzt.

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Welcher Schein bietet sich an?

Anleger, die mit noch mehr Power von einem solchen Szenario profitieren wollen, können über Knock out Bull-Papiere verstärkt darauf setzen. Inzwischen gibt es nur noch wenige Emittenten, die zu einem akzeptablen Spread entsprechende Papiere anbieten. Interessant erscheint ein endlos laufender Hebel-Schein der Societe Generale (WKN SG6F30 ) mit einem Basispreis von 29,80 Euro und einem Knock out-Level von 31,26 Euro - beide Werte liegen deutlich unter dem Drei-Monats-Durchschnittskurs. Der Spread beträgt 2,8 Prozent, Kursveränderungen der Postbank-Aktie werden um den Faktor 5,1 verstärkt.

Basiswert: Postbank
Kurs Basiswert: 36,78 EUR
Produkt: Knock out Bull
WKN: SG6F30
Emittent: Société Générale
Fälligkeit: Endlos
Hebel: 5,1
Basispreis: 29,80 EUR
Knock Out: 31,26 EUR
Kurs Zertifikat: 7,16 EUR
Spread: 2,79 Prozent


Franz-Georg Wenner ist Chefredakteur des börsentäglichen Anlegermagazins "Index-Radar". Der Spezialist für Technische Analyse ist regelmäßiger Gast beim Deutschen Anlegerfernsehen (DAF), Gastautor bei n-tv und gern gesehener Vortragsredner. Er hält regelmäßig Webinare, referierte unter anderem beim Verein Technischer Analysten Deutschlands (VTAD) und betreute mehrere Jahre für die Commerzbank den Zertifikate-Newsletter ideas daily.

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