„Ich blicke optimistisch auf das Jahr 2024“: Am 12. Dezember findet ein Kapitalmarkttag von Hometogo statt. BÖRSE ONLINE sprach mit Hometogo-Finanzvorstand Steffen Schneider zuvor über das laufende Geschäft und die Aussicht auf 2024

BÖRSE ONLINE: Die Konjunktursorgen nehmen zu, auch in Deutschland halten sich Verbraucher mit Ausgaben zurück. Spüren Sie das im Reisegeschäft?

Steffen Schneider: Das Jahr 2023 zeigte sich für uns dreigeteilt. Die ersten vier Monate liefen sehr gut. Die vier Monate danach waren schwächer und seit September haben sich die Buchungen wieder stark erholt. Der Januar ist für den Aufbau von Buchungsbestand wichtiger als der September, aber der Jahresvergleich sieht aktuell positiv aus.

Dennoch haben Sie jüngst die Umsatzprognose für 2023 korrigiert. Warum?

Der Grund für die neue Umsatzprognose liegt im dritten Quartal, in dem das Last-Minute-Geschäft schwächer ausfiel als erwartet. Diese Lücke konnten wir in den letzten Wochen nicht mehr schließen, da der Großteil der im vierten Quartal generierten Buchungsumsätze schon in das neue Jahr 2024 fällt.

Gab es noch andere Gründe für die schwächeren Buchungserlöse im dritten Quartal?

Das zurückhaltende Buchungsverhalten war in der gesamten Branche zu beobachten und ist auch auf makroökonomische Unsicherheiten und Preisanstiege bei den Objekten zurückzuführen, weniger auf verstärkten Wettbewerb. Insbesondere in unseren Kerndestinationen der deutschen Nord- und Ostsee, Italien und Kroatien haben wir im Sommer noch freie Restkapazitäten verzeichnen können, die es so in den Vorjahren nicht gab.

Das Ergebnis hat sich im dritten Quartal sehr positiv entwickelt. Woran lag das?

Unsere deutlich verbesserte Marketingeffizienz war ein wesentlicher Faktor für die höhere Profitabilität. Zudem macht unser Software- und Servicebereich mittlerweile fast 20 Prozent des Gruppenumsatzes aus. Dieses Geschäft ist profitabel und dieses Jahr sehr stark gewachsen.

Die Gewinnprognose steht noch?

Unser vorrangiges Ziel für 2023 war und ist die Erreichung des Break-even auf bereinigter Ebitda-Basis. An diesem Ziel halten wir fest.

Mit welchen Erwartungen blicken Sie auf die Reisesaison 2024?

In Anbetracht des aktuellen Buchungsverhaltens unserer Kunden blicke ich optimistisch auf das Jahr 2024. Trotz unserer Zuversicht behalten wir die makroökonomischen und geopolitischen Entwicklungen aufmerksam im Blick. Daraus können Risiken, aber auch Chancen entstehen. In der Vergangenheit waren internationale Krisen für unser Geschäft sogar förderlich.

Hometogo wird am 12. Dezember einen virtuellen Kapitalmarkttag ausrichten. Was haben Investoren dort zu erwarten?

Wir werden dort erläutern, wie wir die Marketingeffizienz weiter verbessern wollen, und zeigen, was wir auf der Angebotsseite planen und welche Bedeutung wir für unsere Partner haben. Darüber hinaus wird es interessante Neuigkeiten im Bereich der Nachhaltigkeit geben. Die Themen sind eingebettet in unsere Strategie für das Geschäftsjahr 2024.

Ist Hometogo stark und innovativ genug, um sich im umkämpften Reisemarkt dauerhaft eigenständig behaupten zu können? Wie wollen Sie Ihre Wettbewerbs-situation mittelfristig weiter verbessern?

Wir haben in den vergangenen Jahren eine Vielzahl innovativer Lösungen eingeführt. Hometogo war eines der ersten Unternehmen in der Reisebranche weltweit, das ein eigenes KI-Tool erfolgreich auf den Markt gebracht hat. Der Markt ist aber nach wie vor stark fragmentiert, ein sehr wesentlicher Teil des Inventars ist noch nicht einmal digital zugänglich. Wir sehen also noch viel Optimierungspotenzial in einem wachsenden Markt.

Zum Stichtag 30. September verfügte Ihr Unternehmen über eine komfortable Liquiditätsposition von fast 136 Millionen Euro. Wie setzen Sie die Finanzmittel ein?

Wir beobachten den Markt und Wettbewerber genau und sind jederzeit bereit, kurzfristig zu handeln, wenn sich in Bezug auf aussichtsreiche, profitable M & A-Opportunitäten die richtige Gelegenheit bietet. Wichtig bei unserer M & A-Strategie ist es, dass wir einen klaren Mehrwert für uns sehen.

Interview: Lars Winter. Das Interview erschien zuerst in BÖRSE ONLINE 48/23 am 30. November 2023.

Hometogo – Aktie mit Verdopplungspotenzial

Die Aktie von Hometogo befindet sich im nachhaltigen Seitwärtstrend. Noch. Denn operativ läuft es grundsätzlich erfreulich. Nach dem dritten Quartal musste der Plattformbetreiber für Ferien-wohnungen zwar die Umsatzprognose für das Gesamtjahr korrigieren. Das Last-Minute-Geschäft fiel schwächer aus als erwartet. Das Ergebnis entwickelte sich dagegen sehr positiv. Mit einem bereinigten Ebitda von über 28 Millionen Euro schaffte Hometogo im dritten Quartal sogar das beste Ergebnis der Unternehmensgeschichte. In den ersten neun Monaten lag der bereinigte Gewinn bei 4,7 Millionen Euro. Zum Vergleich: Im Vorjahreszeitraum fiel noch ein Verlust in etwa gleicher Höhe an. Auch das Schlussquartal läuft bislang gut. Der positive Buchungstrend hat sich im Oktober und November fortgesetzt. Finanzvorstand Steffen Schneider bekräftigte im Interview mit BÖRSE ONLINE die Prognose für das Jahresergebnis. „Wir halten an dem Ziel fest, 2023 auf bereinigter Ebitda-Basis den Break-even zu erreichen.“ Da sich die Buchungen aktuell sehr positiv entwickeln, blickt Schneider denn auch optimistisch auf das Jahr 2024. Am 12. Dezember veranstaltet Hometogo einen virtuellen Capital Markets Day und dürfte dort auch einen Ausblick auf das kommende Jahr geben. Um das Ergebnis 2024 weiter zu verbessern, sollen auch Zukäufe auf der Agenda stehen, hören wir. Genügend Geld für Akquisitionen liegt in der Firmenkasse. Und mit Bodo Thielmann hat Hometogo seit Mitte September auch einen erfahrenen Manager aus der Reisebranche im Team, der die Expansionspläne vorantreiben soll. Die Aktie erscheint unterbewertet und verfügt über hohes Aufholpotenzial. Spekulativ kaufen.

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