Die Deutsche Telekom ist vor allem ein amerikanisches Unternehmen. Dank der boomenden Tochter T-Mobile US erzielen die Rheinländer fast zwei Drittel ihres Umsatzes in Nordamerika. Der Anteil dürfte weiter steigen, denn der DAX-Konzern steht vor wichtigen Veränderungen.

Als nächster Schritt wird der Teilverkauf des europäischen Funkturmgeschäfts erwartet. Eine Entscheidung werde noch 2022 angestrebt, heißt es aus der Bonner Telekom-Zentrale. Als potenzielle Käufer gelten der europäische Marktführer Cellnex, American Towers, die Vodafone-Tochter Vantage Towers und Finanzinvestoren. Der Wert des Funkturmgeschäfts wird von Analysten auf bis zu 18 Milliarden Euro taxiert. Bei einem Verkauf von etwas mehr oder weniger als 50 Prozent würden rund neun Milliarden in die Kasse kommen. Für die Verwendung drängen sich drei Optionen auf: Schuldenabbau, der Rückkauf eigener Aktien und der Kauf von zusätzlichen Aktien der amerikanischen Tochter. Inzwischen hält die Telekom bei T-Mobile US 48,4 Prozent der Anteile. Der Vorstand will auf mehr als 50 Prozent aufstocken. T-Mobile US operiert zwar in einem sehr umkämpften Markt, die Kosten für Investitionen dürften aber schon bald sinken. Der Analystenkonsens geht davon aus, dass der freie Cashflow von 7,4 Milliarden Dollar im laufenden Jahr bis 2025 auf über 18 Milliarden steigt. Je mehr Aktien der Mutterkonzern hält, desto stärker würden die Aktionäre der Rheinländer davon profitieren.

Krisenfestes Geschäft

Das aktuelle Tagesgeschäft der Deutschen Telekom wird von den geopolitischen Krisen kaum belastet. Energiekosten machen weniger als anderthalb Prozent des Umsatzes aus. Gewichtiger sind Personalkosten. Durch einen neuen Tarifvertrag herrscht zumindest in Deutschland für zwei Jahres Planungssicherheit.

Das bereinigte Betriebsergebnis der Deutschen Telekom stieg im ersten Quartal um 6,8 Prozent auf 9,9 Milliarden Euro und lag damit über Analystenerwartung. Die Prognose für das laufende Jahr hat der Vorstand angehoben, wenn auch nur ganz leicht von rund 36,5 Milliarden Euro beim bereinigten Betriebsergebnis auf mehr als 36,6 Milliarden. Ausschlaggebend für die Anhebung ist die bessere Entwicklung in den USA. Analysten gehen davon aus, dass die Telekom noch etwas mehr drauflegen kann - der Konsens steht bei 38,85 Milliarden.

Analysten rechnen für das kommende Jahr mit einem Anstieg der Dividende von 64 auf 68 Cent je Aktie. Während die Dividende auf lange Sicht das stärkste Argument für die T-Aktie bleibt, sehen Analysten auch erhebliches Kurspotenzial. Rechnet man den Börsenwert des US-Pakets heraus, ist der europäische Rest günstig zu haben. Das durchschnittliche Kursziel aller Profis liegt laut Bloomberg-Datenbank bei knapp 23 Euro. Selbst wenn sich das als zu optimistisch erweisen sollte, bleibt ein Unternehmen mit defensivem Geschäftsmodell und eine Aktie mit einer Dividendenrendite von mehr als dreieinhalb Prozent.

Stabilität: Die Telekom-Aktie bleibt als defensive Anlage mit ordentlicher Dividendenrendite ein gutes Investment.



Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 22,00 Euro
Stoppkurs: 15,00 Euro Hinweis auf Interessenkonflikte: Der Mehrheitsinhaber der alleinigen Gesellschafterin der Finanzen Verlag GmbH, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Telekom.