Die Stimmung unter den Anlegern am deutschen Aktienmarkt ist gut. Wie könnte es auch anders sein. Schließlich sorgen DAX, MDAX und SDAX mit einer anhaltenden Rekordjagd für gute Laune.

Nach Einschätzung der Commerzbank treiben der stetige Anstieg der Erwartungen für die Unternehmensgewinne und die Dividenden der Unternehmen dazu bei, die deutschen Aktienleitindizes nach oben zu treiben.

Beflügelt von den starken Gewinnsaisons für das erste und zweite Quartal 2021 wurden die DAX-Gewinnerwartungen für das Geschäftsjahr 2021 seit Jahresbeginn um 25 Prozent von 878 auf 1.100 Indexpunkte nach oben angepasst, so die Commerzbank. Folglich sei das DAX-KGV für 2021 seit Januar von 15,6 auf 14,4 gefallen, da der DAX "nur" um 15 Prozent zugelegt hat.

Vor dem Hintergrund der stark steigenden Gewinnprognosen seien auch die DAX-Dividendenerwartungen für das Geschäftsjahr 2021 seit Jahresbeginn um 17 Prozent von 385 auf 450 Indexpunkte nach oben angepasst worden. Damit biete der DAX weiterhin eine relativ attraktive Dividendenrendite von 3,0 Prozent. Der Renditevorteil gegenüber BBB-Unternehmensanleihen hat sich seit Jahresbeginn sogar um 20 auf 270 Basispunkte ausgeweitet, da die Anleihen mittlerweile nur noch eine Rendite von 0,3 Prozent bieten würden (siehe Grafik).



Bei genauerer Betrachtung des Verlaufs der Berichtssaison ist es laut Börse Stuttgart so, dass 20 der 30 DAX-Konzerne ihre Prognose für das Gesamtjahr erhöht haben. Dem deutschen Leitindex bekamen die dabei gemeldeten Nachrichten gut. Denn er legte im Zeitraum der Berichtssaison vom 21. Juli bis heute in weniger als einem Monat deutlich mehr als vier Prozent zu.

Mit aktuellen Geschäftszahlen warteten in der Vorwoche auch Deutsche Telekom, EON und RWE auf. Wir unterziehen dieses Trio einem Anlage-Check, bei dem wir analysieren, wie es jeweils um Charttechnik, Strategie sowie Bewertung bestellt ist und wie BÖRSE ONLINE diese Aktien einstuft, die im Übrigen auch als solide Dividendenbringer gelten

RWE-Aktie





RWE war eines jener DAX-Unternehmen, das mit besser als erwartet ausgefallenen Ergebnissen aufwarten konnte. Dabei handelt es sich um einen Energieversorger, der im Rahmen der Wertschöpfungskette auf die Bereiche Stromerzeugung (Stromerzeugungskapazitäten per 31.12.2020: 40,7 (davon Erneuerbare Energien: 10,1) Gigawatt, Stromerzeugung 2020: 146.775 (davon aus Erneuerbaren Energien: 29.700) Gigawattstunden), Gasspeicherung s owie Energiehandel fokussiert ist, wie Independent Research vorrechnet. Zudem ist RWE mit einem Anteil von 15,0 Prozent größter Einzelaktionär der EON SE.

Charttechnik: Beim Blick auf den Langfrist-Chart von RWE sticht zunächst der extreme Abstieg von Januar 2008 bis September 2015 ins Auge. Denn da sank der Kurs stark von 100,64 Euro auf 9,20 Euro. Seit dem letztgenannten Rekordtief konnte sich der Titel bis Januar 2021 bis auf 38,65 Euro erholen. Daran hat sich allerdings wieder eine Abwärtsbewegung angeschlossen, in deren Sog die Notiz bis auf 28,64 Euro zurückgefallen ist.

Davon hat sich der Titel zuletzt wieder etwas nach oben hin abgesetzt und momentan versucht sich der Wert sogar darin, den mittelfristigen Abwärtstrend zu überwinden. Gelingt dieser Versuch, würde sich das zuletzt wieder angeknackste Chartbild verbessern. Ein echter charttechnischer Befreiungsschlag sind allerdings erst Kurse über dem zuvor genannten Jahreshoch.

Aufstellung/Strategie: Der RWE-Konzern befindet sich nach wie vor in einem Transformationsprozess. So hat man im ersten Halbjahr 1,8 Milliarden Euro brutto in Erneuerbare Energien investiert - und damit doppelt so viel wie in den ersten sechs Monaten 2020.

Noch dieses Jahr ist zudem die Inbetriebnahme von neuen Windkraft- und Solaranlagen sowie Speicher mit 1,8 Gigawatt geplant. Nächstes Jahr folgen weitere 2,1 Gigawatt. Damit erreicht mal laut Vorstand das Ziel von mehr als 13 Gigawatt bis Ende 2022.

RWE treibt auch moderne Technologien wie Floating Offshore, Floating Solar und Speichertechnologien voran. Man bezeichnet sich dabei selbst als einen der wesentlichen Akteure beim Aufbau der Wasserstoffwirtschaft. Hier arbeitet man den Angaben zufolge gemeinsam mit Partnern an über 30 Projekten entlang der Wertschöpfungskette. Mit der Transformation von RWE geht zudem der Ausstieg aus der Kohleverstromung einher.

Im ersten Halbjahr lag das bereinigte Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (EBITDA) bei 1,751 Milliarden nach 1,833 Milliarden Euro im Vergleichszeitraum. Das bereinigte EBIT sank leicht auf 1,042 (1,113) Milliarden Euro. Nach Steuern und Dritten erhöhte sich der Gewinn auf bereinigter Basis auf 870 (816) Millionen Euro. Analysten hatten laut der Nachrichtenagentur Dow Jones beim bereinigten EBITDA 1,719 Milliarden Euro, beim bereinigten EBIT 1,026 Milliarden Euro und beim bereinigten Nettoergebnis 811 Millionen Euro erwartet.

Das Bankhaus Metzler kommentierte das Zahlenwerk wie folgt: Keine perfekten, aber normalere Wind- und Sonnenbedingungen, Fortschritte bei der Kapazitätsausweitung, eine weiter gute Entwicklung beim Handel und sinkende Nettoverschuldung kennzeichneten das zweite Quartal. Der Ausblick bleibe positiv. Die weltweiten politischen Netto-Null-Pläne implizieren eine Vervielfachung des aktuellen Portfolios an erneuerbarer Energieerzeugung in den nächsten Jahrzehnten. Die gute Bilanz schaffe eine gute Finanzbasis für die weitere Transformation in ein Unternehmen mit ausschließlicher Energieerzeugung aus erneuerbaren Quellen.

Die Projektpipeline sei mit 34 Gigawatt gut gefüllt. Bis 2022 werde das Kohleund Atomstromgeschäft noch hohe Gewinne erbringen und ab 2023 Cashflow-neutral sein. Die Höherbewertung dürfte sich fortsetzen. Mit einem Kursziel von 47,00 Euro sind die Metzler-Analysten ausgesprochen optimistisch gestimmt mit Blick auf die Kursaussichten von RWE.

Bewertung: BÖRSE ONLINE traut RWE im aktuellen Geschäftsjahr eine Verbesserung beim Gewinn je Aktie von 1,56 Euro auf 1,80 Euro zu. Die Schätzung für 2022 bewegt sich dann aber bei wieder etwas tieferen 1,77 Euro, Gemessen daran ergibt sich ein geschätztes KGV von 17,7.

Bei der Dividende kalkulieren wir für das laufende Geschäftsjahr mit einer Anhebung der Zahlung von 0,85 Euro auf 0,90 Euro je Aktie und im Jahr danach könnten die Aktionäre aus unserer Sicht dann 1,00 Euro je Anteilsschein erhalten. Damit winken Dividendenrenditen von 2,87 Prozent bzw. von 3,18 Prozent.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: Zu RWE gibt es von der BÖRSE ONLINE-Redaktion eine unverändert gültige Kaufempfehlung. Diese ist mit einem Kursziel von 40,00 Euro versehen sowie mit einem Stopp-Loss-Kurs von 24,90 Euro. Den Handel am Freitag beendete der Titel bei 31,40 Euro, so dass die Aktie theoretisch betrachtet gut 27 Prozent Luft nach oben hat.

In Printausgabe 29-21 schrieben wir, dass das Bundeswirtschaftsministerium die Prognose für den Strombedarf in Deutschland 2030 deutlich erhöht hat. Vor allem die höhere Nutzung von Elektrofahrzeugen sei dafür der Grund. Und dieser zusätzliche Bedarf solle aus erneuerbaren Energien gespeist werden. Ein Profiteur davon dürfte RWE sein. Der Versorger habe seine Kapazitäten in Wind- und Solarstrom schließlich erheblich ausgebaut.

Das wiederum könnte Begehrlichkeiten wecken, werde am Markt spekuliert. Gerade die großen Ölkonzerne wollten am Stromgeschäft teilhaben. Shell Energy, die Tochter des Ölriesen Shell, verkaufe nur grünen Strom. Um die Kapazitäten auszubauen, wäre eine Übernahme von RWE ein denkbarer Weg. Die Bewertung der Aktie sei auf jeden Fall niedriger als der Ausbau aus eigener Kraft, so unser Urteil.

EON-Aktie





Neben RWE wartete in der Vorwoche mit EON auch der zweite Versorger im DAX mit Geschäftszahlen auf, die gemessen an den Erwartungen ganz gut ausgefallen sind. Geschäftlich gesehen ist zu EON erwähnenswert, dass dieser Konzern zu den größten Versorgern in Deutschland und Europa zählt. Im Zuge einer umfassenden Neuausrichtung fokussiert sich der Konzern heutzutage nahezu ausschließlich auf das Netzgeschäft und Kundenlösungen (Vertrieb). In beiden Bereichen gehört man zu den Marktführern in Europa. Größter Aktionär von EON ist RWE mit einem Anteil von 15,0 Prozent.

Charttechnik: Wie bei RWE ging es auch bei EON etliche Jahre lang mit dem Aktienkurs nur bergab. Und zwar sank die Notiz von Januar 2008 bis November 2016 auf Schlusskursbasis von 44,67 Euro auf 6,04 Euro. Nach einer Stabilisierung tendiert der Titel seit Jahren seitwärts, doch neuerdings zeichnet sich ein Ende der damit verbundenen Seitwärtsbewegung ab. Der Kurse hat jedenfalls gerade das höchste Niveau seit dem 06. März 2020 erklommen. Als nächste wichtige Hürde wartet nun das Vorjahreshoch von 11,48 Euro. Klappt es auch mit einem Sprung über diese Marke, ist mittel- bis langfristig charttechnisch gesehen ein Vordringen in den Bereich von 12,00 bis 13,50 Euro möglich.

Aufstellung/Strategie: Die Wertschöpfungsstrategien von Munich Re stützen sich nach Angaben des Vorstands auf den Wettbewerbsvorsprung in den beackerten Kompetenzfeldern. Dabei kann man laut den Verantwortlichen mit einer soliden Kombination aus Finanzkraft, Risikowissen und Lösungskompetenz aufwarten, ergänzt durch die genaue Kenntnis der Marktabläufe.

EON hat zwei Geschäftsbereiche: Energienetze (EN) und Consumer Solutions (CS). Das EN-Geschäft, das den Transport und die Verteilung von Strom und Erdgas umfasst, ist dabei der weitaus größte Ergebnisträger. Der elektrische Teil des Netzmarktes dürfte von einem erheblichen langfristigen Netzmodernisierungs- und -ausbaubedarf profitieren, um den Übergang zu erneuerbaren Energien zu ermöglichen, so die Bank Julius Bär. Dies würde sich in einer steigenden regulierten Ertragsbasis niederschlagen. Allerdings sind die regulierten Erträge für Netze in den meisten Ländern tendenziell rückläufig.

Der langfristige Wert des Gasnetzes ist nach Einschätzung der Analysten bei der Schweizer Privatbank nach wie vor unklar. Die Rentabilität von Erdgas könnte langfristig durch die Dekarbonisierung der Gesellschaft in Frage gestellt werden. Das Netz könnte jedoch eine Rolle für die Zukunft der grünen Gase, einschließlich des grünen Wasserstoffs, spielen. Die Bilanz bezeichnet Julius Bär als einen Schwachpunkt in der Investitionsrechnung. Das Schlimmste scheine das Unternehmen hier jedoch hinter sich zu haben.

Was den aktuellen Geschäftsgang an, ist es so, dass der Umsatz in den ersten sechs Monaten 2021 um acht Prozent auf 33,040 Milliarden Euro gestiegen ist. Bereinigt erhöhten sich das operative Ergebnis (EBIT) um 45 Prozent auf 3,163 Milliarden Euro und der Konzernüberschuss um 86 Prozent auf 1,765 Milliarden Euro. Analysten hatten beim EBIT mit 3,102 Milliarden und beim Konzernüberschuss mit 1,640 Milliarden Euro weniger prognostiziert, heißt es in einer Meldung von Dow Jones.

Für 2021 erwartet EON nunmehr ein bereinigtes EBIT zwischen 4,4 und 4,6 (zuvor: 3,8 bis 4,0) Milliarden Euro und einen bereinigten Konzernüberschuss von 2,2 bis 2,4 (zuvor: 1,7 bis 1,9) Milliarden Euro. Die mittelfristige Ergebnisplanung bis 2023 einschließlich des Dividendenversprechens wurde bestätigt.

Ähnlich wie bei RWE geben sich auch bei den EON-Aktien die Analyten von der Bank Metzler besonders zuversichtlich, denn man nennt als Kursziel 13,60 Euro. Zur Begründung führt man an, das bereinigte EBIT von EON habe die Konsenserwartungen leicht übertroffen, wozu auch ein recht kalter Frühling beigetragen habe. Bei der Innogy-Integration habe man weiter gute Fortschritte gemacht. Besonders bemerkenswert sei das positive Ergebnis im zuvor notorisch verlustbringenden britischen Kundengeschäft.

Auch das deutsche Kundengeschäft zeige im ersten Halbjahr eine positive Entwicklung. Der Trend zu steigenden Strompreisen sollte hier durch eine mehrjährige Absicherungsstrategie in der Beschaffung unterstützt werden. Die Analysten rechnen mit weiter steigenden Strompreisen und einer Ausweitung der Netzinfrastruktur. Sonderkosten im laufenden Jahr in Höhe von ca. 400 Millionen Euro im inländischen Netzgeschäft werden im kommenden Jahr nicht anfallen, zitiert Dow Jones aus einer Studie.

Das Unternehmen selbst nennt im Übrigen vier Argumente für den Kauf der EON-Aktien. Erstens habe man sich zur Zahlen einer nachhaltigen Dividende je Aktie verpflichtet, mit einem angestrebten Wachstum der Ausschüttungen von bis zu fünf Prozent jährlich bis 2023 und weiteres Wachstum darüber hinaus. Zweitens biete man eine grüne Investitionsmöglichkeit und ermögliche die Energiewende. Drittens konzentriere sich das Unternehmen auf kundenorientierte Energieinfrastrukturen, die den Kern eines widerstandsfähigen Portfolios bildeten. Die hausinterne Leistungskultur sei außerdem viertens Teil der EON.DNA und man liefere kontinuierlich operative Spitzenleistungen ab.

Bewertung: Die Schätzung von BÖRSE ONLINE zum Gewinn je Aktie bei EON beträgt für das laufende Jahr 0,74 Euro. Verglichen mit den im Vorjahr verdienten 0,41 Euro wäre das eine klare Verbesserung. Unsere Prognose für 2022 beträgt 0,90 Euro je Anteilsschein. Gemessen daran errechnet sich ein geschätztes KGV von zwölf. Ein Multiplikator, der optisch relativ moderat erscheint,.

Bei der Dividende kalkulieren wir für 2021 mit einer Zahlung von 0,50 Euro je Aktie, nach zuletzt 0,47 Euro und für 2022 gehen wir von einer Ausschüttung von 0,52 Euro aus. Daraus ergeben sich geschätzte Dividendenrenditen von 4,63 Prozent bzw. von 4,81 Prozent, was im Niedrigzinsumfeld durchaus ansehnlich ist.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 25-21 nahmen wir zuletzt ausführlicher zu EON Stellung. Damals schrieben wir, dass die Bundesnetzagentur als zuständiger Regulierer in der nächsten Regulierungsperiode plane, den Eigenkapitalzins bei der Berechnung der staatlich regulierten Netzentgelte zu senken. Daraus dürfte sich zwar eine Ergebnisbelastung ergeben, doch diese sollte der Konzern gut verkraften und wohl auch durch Kostensenkungen auffangen können.

Unser Kursziel im Rahmen einer Kaufempfehlung zugunsten der EON-Aktien beträgt 13,00 Euro, was sich mit einer Schlussnotiz am Freitag von 10,80 Euro vergleicht. Folglich ergibt sich theoretisch ein Aufwärtspotenzial von gut 20 Prozent. Der Stopp-Loss-Kurs bewegt sich bei 8,25 Euro.

Deutsche Telekom-Aktie





Am vergangenen Donnerstag meldete sich die Deutsche Telekom mit Angaben zum derzeitigen Geschäftsverlauf zu Wort und die dabei gemachten Angaben stießen bei den Marktteilnehmern auf Wohlwollen.

Der Konzern gilt als das mit Abstand größte Telekommunikationsunternehmen in Deutschland und verkauft in mehr als ein Dutzend Ländern jedwede Art von Telekommunikationsdienstleistungen an private Kunden und Geschäftskunden. Die Produktpalette reicht dabei laut DZ Bank von einfachen Sprach- und Internet-Services bis hin zur komplexen Vernetzung ganzer Standorte.

Charttechnik: Die Charttechnik bei den Aktien der Deutschen Telekom gestaltet sich derzeit so konstruktiv wie schon lange nicht mehr. Denn die Notierungen sind gerade auf den höchsten Stand seit Anfang 2002 vorgedrungen. Vorangegangen ist dem ein sehr langwieriger Seitwärtstrend und weil diese Bewegung so lange gedauert hat, könnte der jetzt vollzogene Ausbruch nach oben von besonders nachhaltiger Bedeutung sein.

Die nächsten Charthürden zeichnen sich im Bereich von 20 Euro ab. Auf dem Weg nach oben hat der Titel theoretisch aber noch viel Platz, denn es darf nicht vergessen werden, dass der Wert nach dem in den Jahren 2000 bis 2012 erlittenen Absturz von 103,50 Euro auf 7,71 Euro noch viel Boden gutzumachen hat.

Aufstellung/Strategie: Das Unternehmen befindet sich seit Jahren auf einem nachhaltigen Wachstumskurs, der besonders von der US-Tochter (T-Mobile US) getragen wird, so die DZ Bank. Die Integration von Sprint in die börsennotierte US-Tochter T-Mobile schreitet schneller voran als geplant, lobt die Bank Julius Bär. Die Deutsche Telekom rechne nun mit Synergien aus der Transaktion in Höhe von 2,9-3,1 Milliarden Dollar im laufenden Geschäftsjahr. Das sein 100 Millionen Dollar mehr als in der letzten Prognose angegeben. T-Mobile, der am schnellsten wachsende US-Mobilfunkbetreiber, bleibe ein klarer Werttreiber für die T-Aktie.

Auch auf dem heimischen Markt stuft Julius Bär das Unternehmen als sehr erfolgreich ein, wobei die Zahl der Mobilfunk- und insbesondere der Breitbandkunden die der Wettbewerber übertreffe. Diese Dynamik im Breitbandbereich sollte beibehalten werden, da das Unternehmen gerade mit einem beschleunigten Ausbau des Glasfasernetzes bis ins Haus begonnen habe.

Im zweiten Quartal schrumpften die Einnahmen zwar um 1,7 Prozent auf 26,6 Milliarden Euro, Analysten hatten aber nur mit 26,1 Milliarden Euro gerechnet. Die Diskrepanz zum organischen Umsatzwachstum erklärt sich aus dem Verkauf der Sprint-Tochter Boost und den ungünstigen Wechselkursentwicklungen des US-Dollar.

Das bereinigte EBITDA AL fiel um 4,2 Prozent auf 9,42 Milliarden Euro, verglichen mit einer Konsensprognose von 9,1 Milliarden Euro. Der Konzernüberschuss hat sich im Zeitraum April bis Juni auf 1,879 (Vorjahr 0,754) Milliarden Euro mehr als verdoppelt. Hier hatten Analysten laut Dow Jones 1,173 Milliarden Euro erwartet. Auf bereinigter Basis ging er um 65,3 Prozent auf 2,113 Milliarden Euro nach oben, hier lag der Marktkonsens bei 1,533 Milliarden Euro. Auf Konzernebene geht der Vorstand für das Gesamtjahr nun von einem bereinigten EBITDA AL von mehr als 37,2 Milliarden Euro aus, 200 Millionen Euro mehr als bislang angekündigt.

Die Credit Suisse bezeichnete die Deutsche Telekom im Anschluss an die Ergebnisvorlage weiterhin als Favoriten im europäischen Telekommunikationssektor. Das Unternehmen erwirtschafte in Deutschland weiterhin sehr gute Ergebnisse, sowohl im historischen Vergleich als auch gegenüber inländischen und internationalen Vergleichsunternehmen.

Die Frage sei, wieviel an überdurchschnittlicher Entwicklung die Deutsche Telekom aufrechterhalten könne, wenn der Markt wieder zu ähnlichen Bedingungen wie vor der Covid-19-Krise zurückkehre. Die Analysten bei der Schweizer Großbank gehen von einem großen Teil aus, da die Deutsche Telekom die führende Rolle im Mobilfunknetz ausbaue und das Glasfasernetz-Einführung werde gerade erst beschleunigt eingeführt, zitiert Dow Jones aus einer Studie. Das Kursziel erhöhte Credit Suisse auf Basis dieser Annahmen von 20,00 Euro auf 21,00 Euro

Bewertung: Unsere Prognosen zur Deutschen Telekom sehen beim Gewinn je Aktie im laufenden Geschäftsjahr einen Rückgang von 0,88 Euro auf 0,83 Euro vor. Die Vorhersage für 2022 geht von 1,31 Euro aus. Auf dieser Basis ergibt sich ein geschätztes KGV von gut 14. Damit scheint die Bewertung vertretbar zu sein.

Laut unserer Dividendenprognose ist für das Geschäftsjahr 2021 mit einer Anhebung der Zahlung von 0,60 Euro auf 0,65 Euro je Anteilsschein zu rechnen. Für das Geschäftsjahr 2022 sollen laut unserer Vorhersage erneut 0,65 Euro je Aktie an die Anteilseigner fließen. Daraus errechnen sich Dividendenrenditen von jeweils 3,5 Prozent.



BÖRSE-ONLINE-Einschätzung: In Ausgabe 26-21 erklärten wir, stabile Dividenden und ein relativ konjunkturunabhängiges Geschäftsmodell machten die Deutsche Telekom eigentlich zu einem defensiven Investment. Das Unternehmen zeige jedoch auch Offensivqualitäten. Vorstandschef Tim Höttges habe dem Konzern ehrgeizige Wachstumsziele verpasst. Neben der Tochter T-Mobilie US sollte der Übergang in das 5G-Zeitalter für Schwung sorgen.

In Ausgabe 29-21 bekräftigten wir unser Kursziel von 20,50 Euro zu den T-Aktien und auch den Stopp-Loss-Kurs ließen wir mit 12,70 Euro unverändert. Dem steht ein Schlusskurs von 18,55 Euro am Freitag gegenüber. Damit diese Rechnung aufgeht, müsste dieser Titel somit noch um 10,5 Prozent zulegen.