Eine Kooperation mit der Cloudsparte des US-Datengiganten könnte der Telekom-Tochter T-Systems neuen Schwung geben. Und dem ohnehin florierenden deutschen Kommunikationsriesen weiteres Wachstum bringen. Von Gregor Dolak

Ein großes Rechenzentrum betreibt der Datengigant Google mit seiner Cloudsparte bereits in Deutschland. Nämlich in Frankfurt. Ein weiteres will das Unternehmen im brandenburgischen Städtchen Mittenwalde, südlich von Berlin errichten. Bis zu eine Milliarden Euro investiert der Konzern bis 2030 in sein deutsches Cloudgeschäft. Ander als die US-Konkurrenten Amazon und Microsoft, zu deren Cloud-Sparten AWS und Azure der Suchmaschinen-Riese aufzuschließen versucht, ist Google mit diesem Geschäft aber längst noch nicht profitabel.
Um sich in Deutschland besser zu positionieren, hat die US-Firma die Deutsche Telekom mit ins Boot geholt. „Wir werden unsere Arbeit mit T-Systems ausweiten“, kündigt Google-Cloud-Chef Thomas Kurian nun an. „Um Kunden aus sensiblen Branchen wie etwa aus dem Finanzbereich oder der deutschen Regierung zu bedienen, muss man mit einem Partner arbeiten. Daher werden wir in diese Partnerschaft investieren“, sagt Kurian.

Deutsche Telekom: Schwung mit System

Im Herbst 2021 hatte die Telekom-Tochter T-Systems die Partnerschaft mit Google geschlossen, „um souveräne Cloud-Lösungen für den öffentlichen Sektor, Unternehmen und das Gesundheitswesen in Deutschland aufzubauen“. Hintergrund nach Darstellung des deutschen Kommunikationskonzerns: Telekommunikations-Anbieter stellen ihre Infrastruktur neu auf, um neue, cloud-basierte Modelle für die Netzbereitstellung zu entwickeln. In einem gemeinsamen Pilotprojekt werde eine Reihe von Netzwerkdiensten wie beispielsweise 5G-Angebote in Österreich und Lösungen zur Verbesserung des Daten-Roamings getestet. In einem weiteren Projekt setzt die Telekom die Expertise von Google Cloud im Bereich der Datenanalyse für ein noch tieferes Verständnis der Netze ein.
Das Systemgeschäft der Telekom ist eine Sparte, die mit schwankendem Erfolg läuft. Anders als etwa das stark wachsende US-Geschäft mit der Tochter T-Mobile. Für das erste Halbjahr 2022 bilanzierte die System-Sparte einen um 1 Prozent gesunkenen Gesamtumsatz von knapp mehr als 2 Milliarden Euro. Laut Telekom basiert der Rückgang auf ihrem „rückläufigen klassischen IT-Infrastrukturgeschäft, zum Teil bedingt durch bewusste unternehmerische Entscheidungen wie den Abbau von End-User-Services“. Dem stehe jedoch Wachstum in der Portfolio-Einheit Digital Solutions um 10 Prozent gegenüber.

Das Business in den USA und Deutschland läuft prächtig

Digitale Lösungen in Zusammenarbeit mit Google, das aufgrund seines im Vergleich zu Amazon oder Microsoft späten Cloud-Markteintritts noch hohes Potenzial für Wachstum hat, könnten also auch die Telekom-Sparte T-Systems beflügeln. Der Profit des Telefon- und Mobilfunkgeschäfts in den USA ist im ersten Halbjahr ohnehin schon um 9,3 Prozent auf 12,5 Milliarden Euro gestiegen, der des deutschen Inlandsgeschäfts um 3,3 Prozent auf 4,8 Milliarden Euro. Neue Zahlen präsentiert das Unternehmen im Lauf dieser Woche.
Grundsätzlich ist die Telekom gut aufgestellt für künftiges Wachstum. Umso mehr, wenn auch die Systemsparte mit Rückenwind aus der Google-Wolke wieder in Fahrt kommt.

Hinweis auf Interessenkonflikte
Der Vorstandsvorsitzende und Mehrheitsinhaber der Herausgeberin Börsenmedien AG, Herr Bernd Förtsch, ist unmittelbar und mittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate eingegangen, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Deutsche Telekom