2021 war rückblickend ein zumeist gutes Börsenjahr. In einem Ausblick auf das neue Jahr, hat sich Jefferies in einer Studie mit der Frage beschäftigt, was 2022 zu erwarten sein dürfte. Obwohl sich die Weltwirtschaft zu Beginn des Jahres 2022 in einer besseren Verfassung befindet als im Jahr 2021, weist die US-Investmentbank ausdrücklich auch auf diverse Risiken hin. Dazu zählt man neue Covid-Varianten, Inflationssorgen und die Rücknahme der geldpolitischen Anreize, welche die Wirtschaftstätigkeit lange Zeit unterstützt haben.

Jefferies-Stratege Desh Peramunetilleke plädiert dennoch für Europa als relativen Nutznießer des laufenden Aufschwungs. Wobei aus seiner Sicht positive Gewinnrevisionen die nächste Phase der Kursgewinne vorantreiben werden. Für Jefferies-Stratege Sean Darby wiederum ist das Wiedererstarken der europäischen Rentabilität auf eine starke Preissetzungsmacht zurückzuführen, da die EZB der in den USA zu beobachtenden geldpolitischen Straffung weit hinterherhinke.

Value, Dividendenwerte, Banken und Mobilitätstitel sind wichtige Strategien, auf die man setzen sollte, wie es von Seiten des US-Instituts weiter heißt. So rangieren drei Viertel der Kaufempfehlungen für 2022 in den ersten drei Quintilen des Value-Faktors. Das heißt, diese Werte können mit vergleichsweise günstigen Bewertungen aufwarten. Bei den Verkaufsempfehlungen sind die wichtigen Faktoren dagegen Wachstum, geringes Risiko und Qualität.

Konkret hat Jefferies eine so genannten Weihnachtsliste mit 25 Titeln erstellt. Diese umfasst mit 10 Standardwerten und 10 Nebenwerten insgesamt 20 Kaufempfehlungen sowie fünf Aktien, die sich nach Meinung der US-Investmentbank unterdurchschnittlich entwickeln dürften.

Der Fokus lag dabei auf Namen, bei denen Jefferies eine differenzierte Sichtweise verglichen mit dem Analystenkonsens hat und bei denen die Empfehlungen durch einzigartige Belege und Analysen gestützt werden.

Unter den europäischen Kaufempfehlungen von Jefferies für 2022 befinden sich auch sechs deutsche Aktien. Nachfolgend berichtet BÖRSE ONLINE über dieses Sextett, nennt die Kaufargumente und verrät die Kursziele.

Delivery Hero-Aktie



Zu den Top-Favoriten von Jefferies für 2022 zählt Delivery Hero. Den Aktien des Betreibers von Online-Bestell- und Lieferplattformen für Mahlzeiten, Lebensmittel und anderen Waren des täglichen Bedarfs trauen die zuständigen Analysten einen Kursanstieg bis auf 180,00 Euro zu. Vergleichen mit der Schlussnotiz am 30. Dezember von 98,00 Euro ergibt sich daraus ein Potenzial von fast 84 Prozent.

Die Kaufargumente von Jefferies: Das Management ist für die US-Investmentbank erstens ein effizienter und effektiver Kapital-Allokator. Zweitens gebe es eine First-Mover-Position im Lebensmittelbereich, was zu einer positiven Umsatzdynamik und einer relativen Outperformance führen werde. Drittens verspreche eine starke Marktpositionen Rentabilität und viertens bewegen sich die Bewertung im "Value"-Bereich. Kombiniere man dies mit der Kapitalisierung, der Größe und der Ausführungsqualität von Delivery Hero, handele es sich um die überzeugendste Anlageidee in diesem Sektor.

Wie sich Jefferies vom Konsens unterscheidet: Die Analysten teilen die Bedenken von Skeptikern nicht, dass die Diversifizierung in unerprobte GMV-Bereiche (d.h. Lebensmittel) auf der Grundlage eines unerprobten Geschäftsmodells die Anlagethese untergrabe. Eine fortschrittliche Einstellung zur Zustellung, der Status eines Erstanbieters im Lebensmittelbereich und das Engagement im Modell der "Dark Stores" seien derzeit die Hauptkriterien für die Aktienauswahl in diesem Sektor. In Bezug auf diese neuen Kriterien sei Delivery Hero erstklassig aufgestellt.

Bewertung: Jefferies bewerten das Unternehmen anhand einer detaillierten abgezinsten Cashflow-Analyse. Demnach handeln die Aktien wird im Einklang mit dem durchschnittlichen Branchenmultiplikator von rund 0,5 beim Verhältnis von Unternehmenswert zum Bruttowarenvolumen für 2022. Ziehe man jedoch den impliziten Wert der eigenen "Dark Stores" ab, ergebe sich nur noch ein Multiplikator von 0,4, womit sich der Titel im tiefen Value-Bereich befinde.

Katalysatoren: Zu den potenziellen Kurskatalysatoren zählt man die als unvermeidlich bezeichnete Konsolidierung bei den reinen Dark-Store-Betreibern, eine Konsolidierung im breiteren Sektor sowie die kommende Sichtbarkeit der Wirtschaftlichkeit von Dark Stores.

Charttechnik: Die Kursbilanz gegenüber dem Ausgabepreis von 25,50 Euro beim Börsengang Ende Juni 2017 fällt zwar nach wie vor sehr gut aus. Von dem am 05. Januar 2020 bei 144,10 Euro aufgestellten Schlussrekordhoch hat sich der Titel aber klar nach unten hin abgesetzt. Auf dem aktuellen Niveau bewegt sich die Notiz nur auf einem bereits Anfang Juli 2020 erreichten Niveau. Als Folge davon sendet die Charttechnik hier aktuell keine Kaufsignale.



Deutsche Telekom-Aktie



Ebenfalls zu den Jefferies-Top-Tipps für 2022 gehören die Anteilsscheine der Deutschen Telekom. Beim Kurs vom größten Telekommunikationsunternehmen in Europa kann man sich einen Anstieg bis auf 22,00 Euro vorstellen. Gemessen am Schlusskurs von 16,30 Euro am 30. Dezember lässt das theoretisch rund 35 Prozent Luft nach oben.

Die Kaufargumente von Jefferies: Nach der Meinung von Jefferies könnte die Tochter T-Mobile US die Synergien nach dem Zusammenschluss mit Sprint schneller umsetzen und mit dem Aktienrückkauf in Höhe von 60 Milliarden Dollar früher wie bisher geplant berits vpr 2023-2025 beginnen. Dies würde dann auf der Muttergesellschaft möglicherweise bereits 2022 erhebliche Barmittel zuführen und im Laufe der Zeit höhere Aktionärsrenditen ermöglichen.

Die Wachstums- und Betriebsdynamik der Deutschen Telekom sei außerdem auch im Bereich außerhalb der USA branchenführend und über das gesamte Portfolio hinweg breit abgestützt. Zudem befinde sich der Konzern in einer "Königsmacher"-Verhandlungsposition in Bezug auf Vermögenswerte wie das Tower-Portfolio und den BT-Anteil.

Wie sich Jefferies vom Konsens unterscheidet: Die EBITDA-Schätzungen von Jefferies für 2022/23 liegen um zwei Prozent über dem Konsens. Man ist der Ansicht, dass das Risiko eines Investitionsanstiegs sehr begrenzt ist, da ein glaubwürdiger Plan für den Glasfaserausbau im Inland nun klar kommuniziert worden und in den Konsensschätzungen enthalten sei.

Bewertung: Das genannte Kursziel ergibt sich aus einer Bewertung der Summe der Einzelteile, die auf einer abgezinsten Cashflow-Analyse basiert, wobei T-Mobile US mit dem Marktwert eingeflossen ist. Ex-USA werde der Rest mit einer attraktiven Rendite auf den freien Cashflow im mittleren Zehnerbereich gehandelt.

Katalysatoren: Impulse für den Aktienkurs könnten sich aus Neuigkeiten über die Fortschritte von T-Mobile US bei der Umsetzung von Synergien nach der Fusion ergeben sowie aus strategischen Schritten in Bezug auf Funktürme, der BT-Beteiligung und/oder zu T-Systems. Hinzu kämen weitere Neuigkeiten über das Interesse von Private Equity an Telekommunikationsanlagen, welche die Bewertungsunterschiede zwischen privaten und öffentlichen Märkten aufzeigen könnten.

Charttechnik: Der Kurs der T-Aktien hat bekanntlich seit dem Börsengang im Jahr 1996 eine bewegte Geschichte hinter sich Nachdem ein Ausbruchsversuch nach oben im Vorjahr gescheitert ist, bewegt sich die Notiz derzeit in einem seit dem ersten Quartal 2015 ausgebildeten Seitwärtstrend. Als Konsequenz daraus fehlt es momentan an nachhaltigen charttechnischen Kaufsignalen.



FlatexDegiro-Aktie



Bei der dritten deutschen Kaufempfehlung von Jefferies für 2022 handelt es sich um FlatexDegiro. Dem führenden europäischen Online Broker billigt man einen Anstieg bis auf 33,00 Euro zu. Das heißt, bei einem Schlusskurs am 30. Dezember von 20,24 Euro müsste der Titel um 63 Prozent zulegen, damit diese Rechnung aufgeht.

Die Kaufargumente von Jefferies: Im Sommer 2020 hat Flatex den niederländischen Konkurrenten Degiro übernommen, den größten paneuropäischen Low-Cost-Broker mit einer Präsenz in 18 Ländern. Aufgrund der sehr komplementären Aufstellung beider Unternehmen erwartet Jefferies in den kommenden Jahren einen beschleunigten Wachstumskurs und eine aktive Konsolidierung des fragmentierten Wettbewerbs.

Den zuständigen Analysten gefällt der "Asset-light"-Aufbau und die hohe operative Hebelwirkung (70-80 Prozent inkrementelle EBITDA-Marge) des Unternehmens. Mit den ehrgeizigen neuen mittelfristigen Zielen von sieben bis acht Millionen Kunden bis 2026 (gegenüber rund zwei Millionen bis zum Jahresende 2021) und einer aggressiven neuen Null-Prozent-Struktur für Degiro-Kunden sei die Gesellschaft für das Geschäftsjahr 2022 auf Wachstum eingestellt.

Wie sich Jefferies vom Konsens unterscheidet: Nach eigener Aussage hat man bei Jefferies eine detaillierte Analyse des europäischen Brokerage-Marktes durchgeführt, welche die Ansicht untermauere, dass die Degiro-Übernahme einen hohen Wertzuwachs und ein zweistelliges Ertragswachstum durch strukturelle Faktoren sowie jährliche Synergien in Höhe von 30 Millionen Euro bringen dürfte.

Im Vergleich zum Netto-Kundenwachstum der größten europäischen Online-Brokerage-Unternehmen zeige FlatexDegiro sowohl in relativer als auch in absoluter Hinsicht eine starke Outperformance.

Bewertung: Mit einem Kurs-Gewinn-Verhältnis von geschätzten 16 für das Fiskaljahr 2022 werden die Aktien laut Jefferies weiterhin mit einem Abschlag von 40 Prozent gegenüber den europäischen Konkurrenten gehandelt, trotz der als überragend bezeichneten Gewinnaussichten (rund 19 Prozent erwartete durchschnittliche Ergebniswachstumsrate von 2021-2023). Das Kursziel von 33,00 impliziere ein 27-faches KGV für 2022, womit die Aktie mit der Konkurrenz gleichziehen würde.

Katalysatoren: Nach der Normalisierung der Kundenaktivität und des Wachstums im zweiten Quartal 2021 seien die Aktien vom Allzeithoch im Juni sehr deutlich gefallen und böten nun einen attraktiven Einstiegspunkt in eine Retail-Brokerage-Story mit steigenden Gewinnen in den nächsten Jahren. Die Gesellschaft habe vor kurzem eine groß angelegte Marketingkampagne in Südeuropa gestartet, unter anderem mit einem provisionsfreien Angebot für Degiro-Kunden, was das Kundenwachstum im ersten Quartal 2020 und darüber hinaus beschleunigen dürfte.

Charttechnik: Der FlatexDegiro-Aktienkurs ist von Juni 2013 bis Ende Juni 2021 von 1,00 Euro auf 29,28 Euro gestiegen. Trotz der seit dem letztgenannten Rekordhoch verbuchten Einbußen fällt die Gesamtperformance somit nach wie vor sehr gut aus. Im dritten Quartal 2021 hat der Kurs aber deutlich korrigiert und aktuell scheint sich der Titel in einer Bodenbildungsformation zu befinden. Ganz abgeschlossen ist diese aber noch nicht, so dass sich zumindest derzeit noch keine positiven Chartimpulse ergeben.



Lanxess-Aktie



Als vierten deutschen Top-Tipp für das neue Jahr hat Jefferies Lanxess herausgestrichen. Dem Aktienkurs des Spezialchemie-Konzerns traut man einen Anstieg bis auf 72,00 Euro zu. Da der MDAX-Vertreter am 30. Dezember mit 54,50 Euro aus dem Handel ging, winkt bei dieser Vorgabe ein Plus von gut 32 Prozent.

Die Kaufargumente von Jefferies: Lanxess hat die Qualität des eigenen Portfolios nach der Einschätzung der US-Investmentbank deutlich verbessert, der Anteil des Spezialitäten-Bereichs liege jetzt bei 70-80 Prozent. Zudem gebe es zusätzliche Wachstumschancen, denn die Durchführung von Fusionen und Übernahmen führe zu einem EBITDA-Wachstum im mittleren einstelligen Bereich bis 2024, hinzu komme das Lithium-Geschäft. Trotzdem werde das Unternehmen weiterhin zu Bewertungen gehandelt, die für Rohstoffchemie-Gesellschaften typisch seien und diese würden unter dem Branchendurchschnitt liegen.

Wie sich Jefferies vom Konsens unterscheidet: Die Ergebnisprognosen von Jefferies liegen für Lanxess in den Geschäftsjahren 2022/2023 um vier Prozent über dem Analystenkonsens. Denn Synergien unterstützten das EBITDA-Wachstum der Gruppe im mittleren einstelligen Bereich. Auch gebe es potenzielles Aufwärtspotenzial bei zusätzlichen Wachstumsprojekten von zwei Euro je Aktie.

Bewertung: Zur Berechnung des Kursziels greift Jefferies bei Lanxess auf eine Mischung aus einer abgezinsten Cashflow-Methode (68 Euro/Aktie) und auf eine Summe der Einzelteile-Methode (75 Euro/Aktie, durchschnittliches EV/EBITDA von 8,4x) zurück. Ergänzend dazu heißt es, Lanxess werde auf EV/EBITDA-Basis mit einem Abschlag von 27 Prozent gegenüber den wichtigsten Wettbewerbern gehandelt, gegenüber einem historischen Abschlag von 24 Prozent im Dreijahres-Durchschnitt.

Katalysatoren: Als potenzielle Kurskatalysatoren haben die Analysten die Bekanntgabe der Ergebnisse für das vierte Quartal 2020 am 11. März 2022 im Visier. Kurskraft könnte auch von der Gewinnprognose des Konzerns für das Geschäftsjahr 2022 ausgehen sowie von der Ankündigung des Lithiumprojekts.

Charttechnik: Mit dem Aktienkurs von Lanxess geht es seit Ende 2010 nur volatil Auf und Ab. ist von Juni 2013 bis Ende Juni 2021 von 1,00 Euro auf 29,28 Euro gestiegen. Die Kurse bewegten sich seitdem in einer Bandbreite von 29,17 Euro bis 74,02 Euro. Der Titel hat sich somit in den vergangenen zehn Jahren zwar als gutes Zielobjekt für Trader erwiesen, die in der Lage sind, Ein- und Ausstiege gut zu timen, sich dabei aber nicht gerade für ein Langfristinvestment qualifiziert.



RWE-Aktie



Die fünfte deutsche Jefferies-Kaufempfehlung für 2022 heißt RWE. Den Energieversorger hat das US-Institut mit einem Kursziel von 45,00 Euro versehen. Verglichen mit dem Schlusskurs von 35,72 Euro vom 30. Dezember bedeutet das 26 Prozent Luft nach oben.

Die Kaufargumente von Jefferies: Bei einem Kapitalmarkttag im November wurde laut den Analysten von dem Unternehmen ein klarer und geradliniger Plan vorgestellt, mit dem RWE seinen Weg als führende Gesellschaft im Bereich der erneuerbaren Energien fortsetzen will, wobei neue langfristige Ziele für ein zehnjähriges Wachstum bei den erneuerbaren Energien Klarheit schaffen.

Vor diesem Hintergrund sieht man ein Aufwärtspotenzial für das Konsens-EBITDA und hält RWE für einen im Vergleich zum Sektor unterbewerteten Titel aus dem Bereich der erneuerbaren Energien, der das Potenzial für eine Neubewertung hat, sobald Klarheit über die deutschen Kohleausstiegspläne herrsche. Unter den europäischen Versorgern bezeichnet man RWE als Top-Pick für 2022.

Wie sich Jefferies vom Konsens unterscheidet: Jefferies witterte eine klare Chance für eine Neubewertung der Aktien, da mit der neuen Regierung Klarheit über die deutschen Kohleausstiegspläne herrsche. Auf der Ergebnisseite liegt die eigene Schätzung zum Konzern-EBITDA für das Geschäftsjahr 2002/2023/2027 nun ein Prozent, zwei Prozent und zwei Prozent über dem Mittelpunkt der neuen Unternehmensprognose und um vier Prozent, drei Prozent sowie acht Prozent über dem Analystenkonsens.

Bewertung: Zur Ermittlung des Kursziels verwendet man eine Mischung aus einer abgezinsten Cashflow-Methode und einer Summe der Einzelteile-Methode. RWE werde mit einem Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA von unter zehn für 2021-2023 gehandelt, was einen deutlichen Abschlag gegenüber den auf erneuerbare Energien fokussierten Large-Cap-Unternehmen mit rund 13 darstelle. Das eigene Kursziel impliziere ein 2022er KGV von 23 und ein elffaches Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITDA.

Katalysatoren: Als potenzielle Kurskatalysatoren stuft Jefferies weitere Nachrichten zum deutschen Kohleausstieg ein. RWE habe erklärt, im August 2022 zusätzliche Klarheit über die relevanten Rahmenbedingungen zu erwarten. Erwähnung finden außerdem Ergebnisse der Offshore-Windauktionen, wobei die anstehenden Ergebnisse für Japan, US Bight und Scotwind im ersten Halbjahr 22 im Mittelpunkt stünden.

Charttechnik: Die RWE-Aktien erlitten von Januar 2008 bis September 2015 einen heftigen Absturz. Doch seitdem geht es unter dem Strich wieder aufwärts mit den Notierungen. Im Vorjahr gönnte sich der Titel lange eine Verschnaufpause und korrigierte. Doch seit Juli geht es wieder nach oben und aktuell erweckt das Chartbild den Eindruck, als ob der mehrjährige Aufwärtstrend wieder aufgenommen werden könnte.



Siemens-Aktie



Hinter dem sechsten und letzten deutschen Kauf-Tipp von Jefferies für 2022 steckt Siemens. Beim dem Technologieunternehmen mit Fokus auf den Feldern Industrie, Infrastruktur, Mobilität und Gesundheit ist das Kursziel auf 190,00 Euro festgezurrt. Da der DAX-Vertreter den Handel am 30. Dezember bei 152,68 Euro beendete, ergibt sich daraus die Chance auf einen Anstieg von 24,4 Prozent.

Die Kaufargumente von Jefferies: Die zuständigen Analysten sind der Ansicht, dass Siemens im Geschäftsjahr 2022 eine der höchsten Gewinnwachstumsraten im abgedeckten Industriebereich erzielen wird. Siemens verfüge zudem über bevorzugte Beziehungen zu seinen Zulieferern und sollte die aktuellen Probleme in der Lieferkette besser überstehen als andere Unternehmen, wobei das Management davon ausgehe, dass die Preisgestaltung/Produktivität die Kosteninflation im Laufe des Geschäftsjahres 2020 ausgleichen werde.

Auch geht man davon aus, dass Siemens mehrere Veräußerungen vornehmen wird (Yunex Traffic und Siemens Logistics), um den Konzern weiter zu vereinfachen und Barmittel für Fusionen und Übernahmen oder Aktionärsrenditen zu verwenden.

Wie sich Jefferies vom Konsens unterscheidet: Bei Jefferies ist man der Meinung, dass Digital Industries im Vergleich zu seinem Hauptkonkurrenten Rockwell derzeit erheblich unterbewertet ist, obwohl das Unternehmen über ein erstklassiges Softwareangebot und eine marktführende Position bei PLM- und Simulationssoftware sowie eine führende Position in China verfügt.

Bewertung: Die Analysten verwenden hier die Summe der Einzelteile-Methode zur Ableitung des Kursziels. Dabei zeige sich zum Beispiel im Vergleich zum Hauptkonkurrenten Rockwell eine erhebliche Unterbewertung. Siemens werde auch mit einem attraktiven Verhältnis von Unternehmenswert zum EBITA von 15,3x und einer Rendite auf den freien Cashflow von 6,2 Prozent für das Fiskaljahr 2022 gehandelt und liege damit unter dem 17,5x bzw. 4,1 Prozent der wichtigsten Konkurrenten aus der Elektroindustrie.

Katalysatoren: Als positive Kurskatalysatoren hofft man auf die Ergebnisse für das erste Quartal des Geschäftsjahres 2021/22 am 10. Februar, wo es auch ein Update zum Tempo der SaaS-Umstellung geben dürfte. Interessant seien auch die Veräußerung von Yunnex Traffic und der Siemens Logistics-Einheit, was wahrscheinlich beides im Laufe des ersten Halbjahres 2022 abgeschlossen werden dürfte.

Charttechnik: Der Siemens-Aktienkurs hat von November 1996 bis November 2021 einen Anstieg von 23,31 Euro auf 155,92 Euro vorzuweisen. Auch wenn es dabei oft volatil zuging, stimmt somit letztlich die Gesamtbilanz. Die Notiz ist auch dicht dran am zuvor genannten Schlussrekordhoch, so dass von einem intakten Aufwärtstrend zu sprechen ist. Die charttechnische Ausgangslage gestaltet sich somit konstruktiv.