"Zu verdanken ist das der für deutsche Verhältnisse atemberauend stabilen Binnennachfrage und dem Anziehen der Weltkonjunktur." In der Europäischen Union wie auch in der Euro-Zone fiel der Zuwachs mit 0,6 Prozent geringer aus. Regierung und Experten trauen Europas größter Volkswirtschaft eine Fortsetzung des Dauer-Booms zu.

"Wir erleben einen Aufschwung auf breiter Basis", sagte der Hauptgeschäftsführer des Deutschen Industrie- und Handelskammertages (DIHK), Martin Wansleben. Das 13. Quartalswachstum in Folge fiel überraschend stark aus: Ökonomen hatten erwartet, dass es zwischen Juli und September wie schon im zweiten Quartal bei 0,6 Prozent liegt. Im ersten Vierteljahr hatte es zu 0,9 Prozent gereicht.

Das Wirtschaftsministerium erwartet "eine rege Fortsetzung des Aufschwungs im Jahresschlussquartal". Dafür spricht die jüngste Umfrage unter Börsianern: Deren Konjunkturerwartungen legten im November erneut zu, wie das Zentrum für Europäische Wirtschaftsforschung (ZEW) bei seiner Umfrage unter Analysten und Anlegern herausfand.

Von den großen Volkswirtschaften der Euro-Zone schaffte nur Spanien ein so kräftiges Wachstum, in Frankreich und Italien fiel es mit jeweils 0,5 Prozent etwas geringer aus. "Deutschland bleibt Zugpferd, bekommt aber mehr und mehr Unterstützung", sagte KfW-Chefvolkswirt Jörg Zeuner.

"ATEMBERAUBEND STABIL"



Impulse kamen im Sommer aus dem Ausland. "Die Exporte legten im dritten Quartal stärker zu als die Importe", betonte das Statistikamt. Grund ist die verbesserte Weltkonjunktur und nicht zuletzt der Aufschwung in der Euro-Zone, in die rund 37 Prozent der deutschen Ausfuhren gehen. Wie stark die Unternehmen vom anziehenden Welthandel profitierten, zeigt der Hamburger Hafen- und Logistikkonzern HHLA: Er steigerte seinen Betriebsgewinn in den ersten neun Monaten um fast ein Viertel.

Im Vertrauen auf anhaltend gute Geschäfte investierten die Unternehmen mehr, vor allem in Ausrüstungen wie Maschinen und Fahrzeuge. "Das war lange Zeit der größte Schwachpunkt der aktuellen Konjunkturerholung", sagte Volkswirt Michael Holstein von der DZ Bank. "Wenn die Unternehmen nun verstärkt investieren, wird das auch die Produktivität stützen." Das würde den Weg für künftiges Wachstum ebnen. Dagegen trugen staatliche und private Konsumausgaben diesmal nicht sonderlich zum Wachstum bei: Sie lagen "in etwa auf dem Niveau des Vorquartals", so die Statistiker. Details wollen sie am 23. November nennen.

Die meisten Experten erwarten eine Fortsetzung des Booms. "Aufgrund günstiger Rahmenbedingungen wird das hohe Wachstumstempo vorerst anhalten", sagte der Chefvolkswirt des Bankhauses Lampe, Alexander Krüger. Dazu zählen niedrige Zinsen und auch die geringe Inflation, die die Kaufkraft der Verbraucher stärkt. Im Oktober sank die Teuerungsrate auf 1,6 Prozent, nachdem sie in den beiden Vormonaten bei 1,8 Prozent lag. Sie verharrt damit unter dem Zielwert der Europäischen Zentralbank von knapp zwei Prozent.

Einige Experten verweisen aber auch auf Risiken. In China gibt es Hinweise auf ein langsameres Wachstum: Produktion, Investitionen und Einzelhandelsumsatz legten im Oktober schwächer als erwartet zu. Dazu gesellen sich hausgemachte Probleme. "Die Wirtschaft könnte noch stärker wachsen, besäße sie die notwendigen Arbeitnehmer - dies gilt nicht nur in quantitativer, sondern auch in qualitativer Hinsicht", sagte der Chefvolkswirt der Liechtensteiner VP Bank, Thomas Gitzel. "Vor allem im Handwerk wird der Mangel an Arbeitskräften zur echten Wachstumsbremse."

Der Sachverständigenrat erwartet für 2017 insgesamt ein Plus von 2,0 Prozent. Es wäre das achte Jahr in Folge mit einem Zuwachs. Für 2018 werden sogar 2,2 Prozent vorausgesagt.