Die Bären sind los: Das ergab die jüngste Umfrage der Bank of America (BofA) unter Fondsmanagern. Denn nur wenige Manager sind bullish. Nur zehn Prozent der Befragten erwarten eine V-förmige Erholung und 25 Prozent eine neue Hausse. Im Gegensatz dazu erwarten 75 Prozent eine U- oder W-förmige Erholung und 68 Prozent eine Bärenmarktralle. Der Pessimismus der Geldverwalter zeigt sich auch in den überdurchschnittlichen Cashbeständen. In der Mai-Umfrage lag die Cashquote bei 5,7 Prozent. Derzeit liegen sie also deutlich über dem Zehnjahresdurchschnitt von 4,7 Prozent. Nur im April war sie mit 5,9 Prozent höher. Im März und Februar lagen die Bargeldbestände bei 5,1 beziehungsweise vier Prozent. Die Cashquote der weltweit befragten Fondsmanager dient dem Bank of America Fund Manager Survey als Kontraindikator. Wenn der durchschnittliche Kassenbestand über 4,5 Prozent liegt, ist dies ein konträres Kaufsignal. Fällt die Bargeldquote unter 3,5 Prozent ist dies ein Verkaufssignal. Als antizyklische Käufer traten zuletzt insbesondere Hedgefonds auf. Ihre Manager erhöhten die Aktienquoten auf ein Niveau, das nur geringfügig unter dem im Januar/Februar 2020 lag. Als größtes Tail-Risiko für Anleger erachten die Fondsprofis eine zweite Covid-19-Welle. Netto 52 Prozent teilen diese Ansicht. Wieder etwas positiver werden indes die Wachstumserwartungen für die kommenden zwölf Monate gesehen. Netto erwarten 38 Prozent der Befragten bessere Wirtschaftsdaten. Allerdings nicht sofort. Erst ab November 2020 sehen sie einen Stand des globalen Indikators für das verarbeitende Gewerbe (PMI) von über 50. Wie die Welt nach Überwindung der Covid-19-Pandemie aussehen könnte, darüber haben die befragten Fondsmanager auch einen dezidierte Meinung: Als größte strukturelle Verschiebung erwarten 68 Prozent, dass die Lieferketten anders strukturiert sein werden. 44 Prozent erwarten einen stärkeren Protektionismus und 42 Prozent gehen von insgesamt steigenden Steuern aus. Wie schon seit geraumer Zeit erfreuen sich US-Technologietitel und Wachstumswerte im Allgemeinen sehr großer Beliebtheit. 60 Prozent der Befragten bevorzugen sie gegenüber Value-Titeln. Das letzte Mal waren die Geldverwalter im Dezember 2007 so negativ gegenüber Value eingestellt. Die grundsätzlich pessimistische Einstellung der BofA-Umfrage-Teilnehmer zeigt sich auch in der Allokation von Anleihen. Sie hat den höchsten Stand seit Juli 2009 erreicht. Ebenfalls auf den höchsten Stand seit Juni 2012 sind US-Long-Positionen und Short-Positionen auf europäische Aktien. Und zum ersten Mal seit September 2018 waren die Anleger in Emerging-Markets-Aktien short. Nach dem deutlichen Anstieg des Goldpreises auf rund 1700 US-Dollar halten nur noch netto vier Prozent der Befragten Gold für günstig. Die steigenden Goldpreise spiegeln laut der BofA-Umfrage die Befürchtungen eines schwächeren US-Dollars aufgrund der wieder aufgenommenen Anleihekäufe durch die US-Notenbank (Fed) und einer sehr akkommodierenden Geldpolitik wider.