Die Investmentbranche schwenkt im Eiltempo in Richtung Nachhaltigkeit um. Waren es vor einigen Jahren nur wenige wie Sarasin, SAM oder Ökoworld, die sich ganz der nachhaltigen Geldanlage verschrieben hatten, sind es inzwischen unzählige. Weltweit über 2600 Geldverwalter sind inzwischen der Investoreninitiative "Principles for Responsible Investment" (PRI) beigetreten. Sie verwalten zusammen gut 89 Billionen US-Dollar. Und das Angebot nachhaltiger Fonds liegt inzwischen weit über 2000 Produkten. Ihre Zahl dürfte in den kommenden Jahren noch deutlich wachsen. Denn immer mehr Gesellschaften wie etwa Schroders, BNP Paribas oder DJE richten ihre komplette Fondspalette nachhaltig aus. Das ist kein Wunder, denn die Wachstumsraten lagen nach Angaben des Forum für nachhaltige Geldanlage zuletzt bei rund 40 Prozent.

"Der allgemeine Trend zu nachhaltigen Anlagen hat einen selbst verstärkenden ­Nebeneffekt: Traditionelle Anlagen werden tendenziell entsprechend weniger nachgefragt, was auf den Preis drückt. In der Folge ist seit einiger Zeit bei diversifizierten nachhaltigen Anlagen bei nahezu unverändertem Risiko eine etwas bessere Performance zu beobachten", sagt Karsten Güttler, Spezialist für nachhaltige Anlagen bei UBS Asset Management. Treiber der Entwicklung sind laut UBS A.M. die institutionellen Investoren, die etwa 80 Prozent der globalen Vermögenswerte kontrollieren. "Solche Großinvestoren wie Versicherungen oder Pensionskassen agieren langfristig und treffen ihre Entscheidungen auf Basis von Rendite- und Risikoaspekten sowie regulatorischen Vorgaben", sagt Güttler. Weltweit ­beziehen bereits 78 Prozent der institutionellen Investoren Umwelt-, Sozial- und Unternehmensführungskriterien (ESG-Kriterien) in ihren Anlageprozess ein, wie eine Umfrage von UBS A.M. und Responsible ­Investor zeigt. "Bei Privatanlegern ist das Thema Nachhaltigkeit gerade erst dabei, bedeutsam zu werden", so Güttler. Mit nachhaltiger Geldanlage wollten sie vor allem ihre Werte und individuellen Überzeugungen auch im finanziellen Bereich abbilden. "Privatinvestoren wollen vor allem ihre ­persönlichen Präferenzen umsetzen und neigen zu thematischen oder multithematischen Ansätzen ", erklärt Güttler.

Nathalia Barazal, Head of Convertibles & Fixed Income bei Lombard Odier I. M. hat festgestellt, dass Nachhaltigkeit in einer Welt mit niedrigem Wachstum zu einem Schlüsselfaktor für das Wachstum geworden ist. "Wir glauben, dass die Nachhaltigkeitsrevolution mit der Geschwindigkeit der digitalen Revolution und dem Ausmaß der industriellen Revolution vergleichbar ist." Dass dies nicht zu hoch gegriffen sein könnte, zeigen die Ergebnisse einer aktuellen Accenture-Umfrage. Demnach sind die Verbraucherpräferenzen für nachhaltig hergestellte Produkte um 429 Prozent und der Wunsch nach umweltbewussten Produkten um 107 Prozent gestiegen. "Wir gehen davon aus, dass sich die Verbraucherpräferenzen weiter zugunsten nachhaltigeren und klimafreundlicherer Produkte entwickeln werden. Dies bedeutet auch starker Rückenwind für Unternehmen, die auf ­Dekarbonisierung setzen", sagt Deirdre Cooper, Portfoliomanagerin bei Investec.