Liebe Anlegerinnen und Anleger,


vom berüchtigten Sommerloch der globalen Märkte ist wenig zu spüren und es gibt sogar mehr Spannungen als viele Anleger vertragen.

Die Nervosität der Investoren entlud sich nach der moderaten Zinssenkung Ende Juli. Für die einen, wie z.B. den US-Präsidenten Trump war der Schritt zu moderat. Für die andern kam er zur ungelegenen Zeit, da die US- Konjunktur nach wir vor robust ist und es für die FED viel wichtiger wäre, möglichst viel "trockenes Pulver" für den Fall einer Rezession übrig zu haben. Kein Wunder, dass die Überlegung naheliegt, dass die gesamte Situation schlimmer sein könnte als in der Öffentlichkeit vermutet. Da die Börse bekanntlich nur wenige Dinge mehr hasst als Unsicherheit, gingen die Kurse in den Sinkflug über. Das Fass zum Überlaufen brachte dann die erneute Verschärfung des Handelskriegs und die Abwertung des Yuan, der einen Mini-Crash "Made in China" auslöste.

Aber auch fundamental werden die Wolken dunkler, vor allem hier bei uns in Deutschland, wo sich die Industrie bereits in einer technischen Rezession befindet. Ein Abschwung der Konjunktur könnte aber schon in den Kursen eingepreist sein, da bereits etwa ein Drittel der Mitglieder des breiten HDAX eine Gewinnwarnung verkündet haben.

Der ungleich bekanntere DAX befindet sich übrigens vom zyklischen Hoch aus betrachtet in einer Korrektur, da er zwischenzeitlich mehr als 10 % nachgab. Statistisch betrachtet ist dies ist aber für die saisonal schwachen und volatilen Sommerwochen überhaupt nicht ungewöhnlich.

Deshalb schlage ich hier wie üblich vor, keine Prognosen zu wagen und nicht zu spekulieren, wie und ob überhaupt welche Tweets und Ereignisse den Markt in welche Richtung lenken könnten. Viel wichtiger ist es, dass wir uns auf das aktuelle Kräfteverhältnis zwischen Bullen und Bären konzentrieren und analysieren, wie sich die großen und meist gut informierten Anleger verhalten.

Genau dafür eignet sich die Methode der relativen Stärke von Regionen, Branchen und einzelnen Aktien. Ebenfalls natürlich die Philosophie des inneren Marktes, dessen Zustand ich auch heute hier zeigen will.

Der innere Markt stabilisiert sich vorsichtig

Die folgende Grafik zeigt Ihnen die Relation derjenigen im S & P 500 Index enthaltenen Aktien, die oberhalb ihrer wichtigen 150- Tage- Linie notieren. Dieser Indikator ist ein wichtiger Risikoindikator, aber nicht unbedingt ein Timing-Indikator. Häufiger benutzt wird zwar die bekanntere 200 -Tage- Linie, aber auch der Durchschnitt der vergangenen 150 Handelstage Tage ist interessant. Vor allem, da dieser Zeitraum in etwa einem halben Handelsjahr entspricht und wesentlich flexibler als der Zeitraum von 200- Tagen ist.

Wie Ihnen die folgende Grafik zeigt, handeln aktuell etwa 53 Prozent der im S & P 500 notierten Aktien oberhalb ihrer 150-Tage-Linie.

Mit diesem Wert befindet sich der Markt in einem ausgewogenen Zustand, wie der Überblick über die vergangenen Jahre zeigt (hier bis 09/2016). Jedenfalls sind wir aktuell von einem extremen Marktzustand weit entfernt. Die überhitzte Zone beginnt oberhalb von 70, die überverkaufte unterhalb von 30 %. Interessant und bedenklich ist, wie schnell der führende US -Aktienmarkt in den vergangenen Wochen von innen her aufgeweicht ist. Während Ende Juni noch 80 % der Aktien oberhalb ihrer 150 -Tage- Linie notierten, waren es kürzlich nur noch 48 %. Sehr viele Titel aus fast allen Sektoren haben also eine wichtige Unterstützung verloren, was sie zukünftig noch empfindlicher gegenüber weiteren Kursverlusten macht. Der einzig überzeugende Sektor ist übrigens im Augenblick der der Edelmetalle.

Trotzdem ist die Lage für uns Anleger nicht hoffnungslos, denn ganz rechts sehen Sie eine positive X-Achse. Dies bedeutet, dass im Augenblick wieder eine zunehmende Anzahl von Aktien die wichtige Unterstützung der 150 -Tage- Linie zurückerobert. Übrigens ist für eine neue Achse eine Steigerung von mindestens 6 % notwendig, drei weitere Kästchen müssen dazu ausgefüllt werden.

Positiv ist auch, dass dies oberhalb der aufsteigenden Unterstützungsgerade passiert. Der seit Neujahr gültige Aufwärtstrend ist demnach intakt und der US- Markt ist stärker als von vielen Anlegern vermutet.

Bitte beachten Sie aber, dass das Pendel natürlich zurückschlagen kann und sich jederzeit eine erneute negative 0-Achse ganz rechts bilden kann.

Trotzdem ist es wichtig festzustellen, dass aus irgendwelchen Gründen große Anleger momentan wieder Geld in den Markt lenken, der gegenwärtige Impuls ist nach oben gerichtet. Die Anleger sind äußerst pessimistisch

Einer der Gründe für das Interesse dieser Käufer könnte der aktuell hohe Pessimismus sein. Dieser ist gemessen an der bekannten Umfrage der "American Association for Individual Investors" etwa genauso groß wie zum Jahresbeginn, also kurz bevor die 15-%- Rallye startete.

Quelle: American Association of Individual Investors

Wie Sie sehen, blicken im Augenblick nur noch etwa 23 % der Anleger optimistisch in die Zukunft. Der durchschnittliche historische Wert liegt aber bei 38 %. Genau umgekehrt verhält es sich im Lager der Bären. Im Augenblick sind fast 45 % der Anleger pessimistisch und glauben nicht an steigende Kurse. Hier liegt der historische Durchschnitt bei knapp 31 %.

Das Sentiment der Investoren ist im Augenblick also außergewöhnlich pessimistisch. Dies ist ein idealer Nährboden für steigende Kurse, da die negativ eingestellten Anleger bereits ihre Investitionsquoten reduziert haben oder abgesichert sind. Bereits wenige gute Nachrichten oder kleinste Fortschritte im Handelsstreit könnten ausreichen, einen Short-Squeeze oder gar eine Sommer-Rallye auszulösen. Insgesamt deutet der kurzfristige Risikoindikator des inneren Marktes und auch das außergewöhnlich negative Sentiment der US -Anleger darauf, dass eine Gegenbewegung oder gar Trendwende in der Luft liegt. Auch die in den vergangenen Tagen stetig sinkende Volatilität der Indizes deutet auf eine Beruhigung der Kurse und dass sich die Anleger an die schlechten Nachrichten gewöhnen.

Immerhin sind bereits viele negative Nachrichten und ein Abschwung der Konjunktur in den Preisen enthalten.

Falls Sie sich für die systematische Philosophie des inneren Marktes interessieren, beachten Sie bitte auch meinen wöchentlichen Gratis- Börsenbrief.

Ich wünsche Ihnen viel Erfolg mit ihren Investitionen und einen fröhlichen Sommertag,
Ihr Klaus Buhl

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".

Klaus Buhl, Geschäftsführer der Libra Invest GmbH (www.libra-invest.de), bekennender Anhänger von Point and Figure Charts und der Philosophie des "inneren Marktes".