Die heruntergeprügelte Aktie der Deutschen Bank hat seit Anfang Dezember nicht nur zu einer deutlichen Aufwärtsbewegung angesetzt. Sie hat damit auch den per saldo rückläufigen Bankensektor in einer Art und Weise übertroffen, die man von dem Geldhaus nicht gewohnt ist. Eine richtige Erklärung für die Jahreswechsel-Rally des Frankfurter Instituts gibt es allerdings nicht, und überbewerten sollte man sie angesichts der Volatilität der Aktie auch nicht. Vor allem fundamental scheint es dafür keinen Grund zu geben.

Auch Analysten tappen derzeit im Dunkeln. "Bei den Kapitalmarktzinsen hat es zuletzt eine leichte Entspannung gegeben, aber als richtige Begründung reicht das nicht aus", rätselt etwa Philipp Häßler, Analyst und Deutsche-Bank-Experte bei der Investmentbank Pareto Securities. Häßlers Erklärung: Deutsche-Bank-Konzernchef Christian Sewing könnte beim Kapitalmarkttag am 10. Dezember tatsächlich bei den Investoren einen Hebel umgelegt haben - und offenbar überzeugen, dass die Bank beim Kostenabbau und beim Konzernumbau auf dem richtigen Weg ist. Dabei waren sich nach dieser Veranstaltung eigentlich die Investoren einig, dass bei den präsentierten Zahlen und Plänen nicht viel Neues dabei ist. Die Aktie tauchte danach erst mal ins Minus ab.

Möglicherweise hat Sewing auch Hinweise gegeben, dass die Bank im schrumpfenden Kerngeschäft Investmentbanking im vierten Quartal gute Ergebnisse erzielt hat und zumindest von dieser Seite bei der Vorlage der nächsten Zahlen keine neuen Hiobsbotschaften drohen. Die Bank wird das vorläufige Jahresergebnis für 2019 mit Analysten- und Medienkonferenz am 30. Januar präsentieren. Unterstützung könnte von den gerade vorgelegten Zahlen der US-Banken kommen. Vor allem J.P. Morgan Chase und Citi hatten die Erwartungen der Anleger mit enormen Zuwächsen im Schlussquartal übertroffen.

Einige Beobachter vermuten bei der Deutsche-Bank-Rally auch einen Zusammenhang mit dem Rückzug von Leerverkäufern, die auf fallende Kurse wetten. Einige größere Hedgefonds haben ihre Positionen bei der Deutschen Bank zuletzt abgebaut. Allerdings lag das sogenannte Short Interest, also der Anteil verliehener Aktien an der Marktkapitalisierung, Anfang Januar noch immer bei rund fünf Prozent. Die Quote ist war zwar tatsächlich leicht rückläufig. Damit liegt die Deutsche Bank aber noch immer an zweiter Stelle im DAX nach Wirecard (18 Prozent). An dritter Stelle rangiert Daimler mit rund 2,8 Prozent.

Eine weitere Erklärung für die Erholung könnte die sich stabilisierende Konjunktur in Deutschland und das zuletzt gesunkene Rezessionsrisiko sein.

Vielleicht ist es am Ende eine Mischung aus allen genannten Gründen, die spekulativ orientierte Investoren derzeit zum Wiedereinstieg bei der Deutschen Bank verleitet.

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