Der Wiener-Aktienmarkt gilt auch wegen seiner geringen Größe als etwas verschlafen. Das heißt aber nicht, dass dort nichts passiert. Im Vorjahr war sogar einiges los. Zumindest für Anleger, die mit Aktien auf der Long-Seite Geld verdienen wollen. Denn mit dem ATX ging es deutlich nach oben.

In einem Zwölfmonatsvergleich weist die Deutsche Bank für den österreichischen Leitindex mit einem Wertzuwachs von deutlich mehr als 20 Prozent für das Vorjahr sogar eine deutlich bessere Performance als für den auf Rekordjagd befindlichen S&P 500 Index aus. Auch der DAX konnte mit der Bilanz des ATX nicht mithalten.

In einer Studie stuft die Deutsche Bank die volkswirtschaftlichen Aussichten des Landes als einigermaßen solide ein. Für 2017 sehen die Prognosen eine leichte Wachstumsbeschleunigung beim Bruttoinlandsprodukt von geschätzten 1,3 Prozent für 2016 auf 1,5 Prozent vor. Für das kommende Jahr beinhaltet die Prognose dann ein Plus von 1,6 Prozent. Beides liegt etwas über den Steigerungsraten von 1,3 und 1,5 Prozent, die man der Euro-Zone zutraut.

Mit Blick auf den lokalen Aktienmarkt heißt es zum ATX, dieser komme auf ein geschätztes KGV von 12,5 für 2017. Das sei zwar nicht unbedingt teuer, bewege sich aber leicht über dem langfristigen Durchschnitts-KGV von knapp zwölf. So gesehen sei das Bewertungsniveau aktuell fair.

Kurschancen wittert die Deutsche Bank dafür aber bei vier Aktien, von denen drei aus dem Kapitalgüter-Segment stammen. Die Kursziele bei diesen Kaufempfehlungen bewegen sich von 16 bis 19 Prozent über den aktuellen Notierungen. Auf den nachfolgenden Seiten erfahren Sie mehr über diese Titel.

Auf Seite 2: Andritz





Andritz-Aktie



Der erste Favorit der Deutschen Bank heißt Andritz. Der Aktie des steirischen Technologiekonzerns trauen die Analysten einen Anstieg bis auf 57 Euro zu. Das entspricht einem Aufwärtspotenzial von 15,7 Prozent. Wobei nach den Schätzungen der Deutschen Bank für das Geschäftsjahr 2016 auch noch eine Dividende je Aktie von 1,50 Euro nach 1,35 Euro im Jahr 2015 hinzukommen soll. Den Aktionären würde somit auch noch eine Dividendenrendite von gut drei Prozent winken.

Beim Gewinn je Aktie lautet für 2016 die Schätzung 3,17 Euro, was weitgehend Stagnation entspricht, nachdem das Unternehmen für 2015 einen Wert von 3,18 Euro ausgewiesen hatte. Die Prognose für 2018 sieht dann ein Ergebnis je Aktie von 3,34 Euro vor. Auf letztgenannter Basis bewegt sich das geschätzte KGV bei 14,8.

Für die ersten neun Monate des Vorjahres hatte die Gesellschaft einen von 4,59 Milliarden auf 4,24 Milliarden Euro gesunkenen Umsatz ausgewiesen. Das Ergebnis war gleichzeitig aber von 181,3 Millionen auf 194,2 Millionen Euro gestiegen. Gegenüber 2015 gingen die Verantwortlichen für das Gesamtjahr 2016 unverändert von einem weiteren Rückgang des Gruppenumsatzes bei gleichzeitig solider Entwicklung der Rentabilität aus.

Den Auftragseingang für die ersten drei Quartale bezifferte das Management damals auf 4,04 Milliarden nach 3,77 Milliarden Euro. Die hier gute Entwicklung war vor allem auf die drei größten Bereiche Pulp & Paper, Hydro und Metals zurückzuführen. Geht es nach den Analysten der Deutschen Bank, dann hat sich die positive Auftragslage auch im vierten Quartal fortgesetzt. Näheres zu den Zahlen des Vorjahrs gibt es aber erst am 03. März.

Charttechnik



Von 2002 bis 2013 war die Aktie einer der Kracher an der Wiener Börse schlechthin. Der Kurs hat sich in dieser Zeit mehr als verzweiundzwanzigfacht. Allerdings ist seitdem der Ofen aus und die Notiz bewegt sich auf einem bereits Ende 2012 gültigem Niveau. Immerhin: Seit Ende Juni geht es wieder etwas aufwärts. Um sich weiteres Aufwärtspotenzial zu erschließen wäre es jetzt aber wichtig, einen Widerstandsbereich zu überwinden, der bis zur 50 Euro-Marke reicht.

Portrait



Der internationale Technologiekonzern Andritz mit Sitz in Graz, Österreich, beschäftigt weltweit rund 25.700 Mitarbeiter. Die Andritz-Gruppe sieht sich als einer der weltweit führenden Lieferanten von Anlagen, Ausrüstungen und Serviceleistungen für Wasserkraftwerke, die Zellstoff- und Papierindustrie, die Metall verarbeitende Industrie und Stahlindustrie sowie die kommunale und industrielle Fest-Flüssig-Trennung. Der Hauptsitz des börsennotierten Technologiekonzerns befindet sich in Graz. Der Konzern betreibt mehr als 250 Standorte weltweit.



Auf Seite 3: Buwog





Buwog-Aktie



Der zweite Mitfavorit ist der Immobilien- und Baukonzern Buwog. Die Kaufempfehlung der Deutschen Bank ist hier mit einem Kursziel von 25,50 Euro versehen. Rein theoretisch lässt das dem Titel gut 16 Prozent Luft nach oben.

Hinzu kommt eine Ausschüttung, welche die Analysten für das Geschäftsjahr 2016/17 auf 0,75 Euro je Aktie taxieren, nach zuletzt 0,69 Euro. Stimmt diese Schätzung, errechnet sich daraus eine Dividendenrendite von rund 3,4 Prozent. Geht es nach dem Willen der Deutschen Bank, werden für das Geschäftsjahr 2017/18 noch etwas höher 0,85 Euro je Aktie gezahlt.

Beim Gewinn je Aktie kalkuliert der zuständige Analyst Markus Scheufler für 2016/2017 mit 0,52 Euro und für das Geschäftsjahr danach mit 0,55 Euro. Das sind Ansätze, die sich unter dem Ergebnis von 0,65 Euro je Aktie für das Geschäftsjahr 2015/16 bewegen. Mit dem Nettoinventarwert je Aktie soll es aber aufwärts gehen. Und zwar für die genannten Jahre von 20,10 Euro über 23,80 Euro auf 26,20 Euro.

Scheufler gefällt an dem Titel eine ansehnliche Entwicklungs-Pipeline, die zu einer organischen Expansion des Portfolios von rund 20 Prozent beitragen könnte. Bei der Ergebnisrendite drohe zwar etwas Druck, dieser sollte aber geringer als bei der Konkurrenz ausfallen. Zudem dürfte sich ein nachlassender Investitionsbedarf positive Folgen auf das operative Ergebnis haben.

Im ersten Geschäftshalbjahr 2016/17 hatte Buwog sein operatives Geschäft verbessert und den operativen Gewinn gesteigert. Unter dem Strich sank wegen einem negativen Finanzergebnis aber das Ergebnis. Die Jahresprognose bestätigte der Vorstand jedoch. Den Angaben zufolge rechnen die Verantwortlichen mit einem operativen Gewinn von mindestens 108 Millionen Euro.

Charttechnik



Die Aktie von Buwog ist erst seit April 2014 börsennotiert. Ausgehend von einem ersten Kurs von 13,00 Euro ging es anschließend bis November 2016 auf ein Hoch von 24,53 Euro nach oben. Anschließend kam es dann aber zu einer Korrektur, von der sich der Titel seit Mitte November aber wieder zu erholen versucht. Der langfristige Aufwärtstrend ist hier noch intakt, über dem nach dem Börsengang gezeigten Schwung verfügt dieser Wert momentan aber nicht mehr.

Portrait



Die Buwog Group bezeichnet sich als der führende deutsch-österreichische Komplettanbieter im Wohnimmobilienbereich. Die Gesellschaft, die auf eine mittlerweile rund 65-jährige Erfahrung zurückblickt, zählt sich auch zu den wichtigsten Anbietern auf dem deutschen Markt. Insgesamt verfügt die Buwog Group über ein Portfolio mit rund 51.000 Wohnungen, (je rund die Hälfte in Österreich und Deutschland). Als Bauträger zeichnet man sich bislang für die Errichtung von mehr als 35.000 Wohnungen allein in Österreich verantwortlich. Aktuell ist unter anderem der Bau von rund 3.000 Mietwohnungen in den Städten Berlin, Hamburg und Wien geplant. Die Aktien notieren an den Börsen Wien, Frankfurt und Warschau.



Auf Seite 4: Palfinger





Palfinger-Aktie



Mit auf dem Favoritenschild steht bei der Deutschen Bank unter den Österreich-Aktien auch Palfinger. Allerdings ist der Aktienkurs des Kran-Herstellers zuletzt bereits ganz gut ins Laufen gekommen. Der Abstand zum Kursziel von 34,50 Euro beträgt dadurch aktuell nur noch knapp 12 Prozent. Wobei anzumerken ist, dass diese Vorgabe unlängst von 31,00 Euro angehoben wurde.

Auch hier winkt aber zusätzlich eine Dividendenzahlung. Deutsche Bank-Analyst Matthias Pfeifenberger rechnet für 2016 mit der Ausschüttung von 0,65 Euro nach 0,57 Euro und für 2017 sogar mit noch etwas höheren 0,75 Euro. Stimmen diese Annahmen, ergeben sich daraus beim aktuellen Kursstand Dividendenrenditen von 2,1 Prozent und 2,4 Prozent.

Den Umsatz sieht Pfeifenberger von 2015 bis 2017 von 1,23 Milliarden über 1,30 Milliarden auf 1,37 Milliarden Euro steigen. Der Gewinn je Aktie soll sich gleichzeitig von 1,73 Euro auf 1,77 Euro bzw. auf 2,16 Euro verbessern. Wobei die Prognosen für das laufende und das kommende Jahr kürzlich von 1,98 Euro bzw. von 2,22 Euro gesenkt worden sind. Für 2018 wurde die Prognose dafür auf 2,66 Euro je Aktie angehoben.

Für die ersten neun Monate 2016 hatte die Gesellschaft einen Umsatzanstieg von 10,9 Prozent auf rekordhohe 996,6 Millionen Euro gemeldet. Auch das operative Ergebnis kam um 11,7 Prozent auf 86,4 Millionen Euro voran. Zudem blickte der Vorstand zuversichtlich nach vorne. Für das Gesamtjahr 2016 stellen die Verantwortlichen ein Umsatzwachstum von rund zehn Prozent in Aussicht sowie bereinigt um Integrations- und Restrukturierungsaufwendungen eine Ergebnissteigerung.

Pfeifenberger gefällt an dem Wert die anvisierte Margenverbesserung im Nordamerika-Geschäft, eine Entwicklung, die sich bei einer anhaltenden Markterholung auch für das Öl- und Gas-Geschäft einstellen könnte. 2018 seien prozentual zweistellige Margen denkbar, heißt es.

Charttechnik



Der Verlauf des Aktienkurses ist bei Palfinger in den vergangenen Jahren von einigen Schwankungen gekennzeichnet. Bei einer aktuellen Notiz, die sich auf dem Niveau des Jahres 2007 bewegt, konnte sich dabei kein echter langfristiger Aufwärtstrend herausbilden. Zuletzt ist es aber gelungen, eine hartnäckige Widerstandszone zu überwinden. Das Chartbild hat sich dadurch deutlich verbessert und als nächstes darf dadurch jetzt mit einem Angriff auf das 2014er-Zwischenhoch von knapp 34 Euro gerechnet werden.

Portrait



Palfinger zählt sich zu den international führenden Herstellern innovativer Hebe-Lösungen, die auf Nutzfahrzeugen und im maritimen Bereich zum Einsatz kommen. Als multinationale Unternehmensgruppe mit Sitz in Bergheim bei Salzburg erwirtschaftete das Unternehmen mit rund 8.995 Mitarbeitern 2015 einen Gesamtumsatz von rund 1.229,9 Millionen Euro. Der Konzern verfügt über Produktions- und Montagestandorte in Europa, Nord- und Südamerika sowie Asien. Am Weltmarkt für hydraulische Ladekrane gilt Palfinger eigenen Angaben zufolge nicht nur als Markt-, sondern auch als Technologieführer. Der Konzern verfügt über 5.000 Vertriebs- und Servicestützpunkten in über 130 Ländern.



Auf Seite 5: Voestalpine





Voestalpine-Aktie



Beim vierten österreichischen Top-Favoriten der Deutschen Bank handelt es sich um Voestalpine. Die Kaufempfehlung für den Stahl- und Technologiekonzern ist mit einem Kursziel von 45,00 Euro garniert. Dahinter verbirgt sich somit ein Aufwärtspotenzial von rund 19 Prozent.

Bei der Dividende wird in diesem Fall für das Geschäftsjahr 201/17 mit einer Zahlung von 1,10 Euro je Aktie gerechnet, nach zuletzt 1,05 Euro und für 2017/18 sollen daraus dann 1,20 Euro werden. Das würde auf Renditen von 2,9 Prozent bzw. 3,17 Prozent hinauslaufen.

Beim Gewinn je Aktie geht der zuständige Analyst Bastian Synagowitz für das laufende Geschäftsjahr von einem leichten Rückgang von 2,80 Euro auf 2,71 Euro aus. Für 2017/18 sehen die Schätzungen dann aber eine deutliche Verbesserung auf 3,49 Euro vor. Auf letztgenannter Basis würde sich das geschätzte KGV bei 10,8 bewegen.

Synagowitz setzt darauf, dass sich die getätigten Investitionen bezahlt machen werden. Die positiven Effekte daraus dürften sowohl den Gewinn als auch den freien Cash Flow nach oben treiben, so seine Annahme. Im ersten Halbjahr 2016/17 hatte der Konzern wegen des deutlichen Abschwungs der Öl- und Gasindustrie allerdings weniger verdient und umgesetzt. Der Umsatz sank um 6,5 Prozent auf 5,41 Milliarden Euro und nach Steuern wurden 233,7 Millionen nach 420,8 Millionen im Vorjahreszeitraum verdient. Der Vorstand ging damals für das Gesamtjahr weiterhin von einem bereinigten operativen Ergebnis vor Zinsen und Steuern annähernd auf Vorjahresniveau aus.

Wie Synagowitz durchblicken lässt, sprächen die Verantwortlichen auf Sicht von sechs Monaten von einer Bodenbildung oder eine Wende zum Besseren auf allen wichtigen Endmärkten, die das Unternehmen beackert. Das könnte die Rendite für den freien Cash Flow mittelfristig von null auf zehn Prozent erhöhen und Spielraum für steigende Dividende eröffnen, so das Urteil.

Charttechnik



Nach einem zuvor starken Anstieg ging es mit dem Aktienkurs von Voestalpine im Zuge der Kreditkrise nach dem Jahr 2007 stark nach unten. Danach schloss sich dann eine Erholung an, die anschließend von einer volatilen Seitwärtsbewegung abgelöst wurde. Wie andere Stahlaktien hat sich der Titel im Vorjahr im Sog steigender Stahlpreise spürbar erholt. Damit der Schwung anhält, ist es aber von zentraler Bedeutung, das das Zwischenhoch aus dem Jahr 2015 bei 41,58 Euro zu knacken.

Portrait



Voestalpine mit Hauptsitz in Linz ist ein in seinen Geschäftsbereichen weltweit führender Technologie- und Industriegüterkonzern mit kombinierter Werkstoff- und Verarbeitungskompetenz. Mit qualitativ höchstwertigen Produkt- und Systemlösungen aus Stahl und anderen Metallen zählt der Konzern zu den führenden Partnern der europäischen Automobil- und Hausgeräteindustrie sowie weltweit der Öl- und Gasindustrie. Die Gesellschaft ist mit 500 Konzerngesellschaften und -standorten in mehr als 50 Ländern auf allen fünf Kontinenten vertreten. Der Konzern erzielte im Geschäftsjahr 2015/16 bei einem Umsatz von 11,1 Milliarden Euro ein operatives Ergebnis von 1,6 Milliarden Euro und beschäftigte weltweit rund 48.500 Mitarbeiter.