Diensträder: Wie Sie mithilfe des Chefs und des Fiskus Ihr Traumbike online ordern können Von Michael Schreiber

Fahrradfahren boomte schon vor Corona. Nun steigen immer mehr Menschen aufs Rad. Die Pandemie verändert die Art, wie wir uns fortbewegen. 18 Prozent der Deutschen radeln nun häufiger, wie eine aktuelle Umfrage des Marktforschers YouGov ergab. Im Trend liegt besonders das E-Bike. 2019 wurden knapp 1,4 Millionen Pedelecs verkauft - ein Plus von 39 Prozent. Pedelecs sorgen bis Tempo 25 für elektrischen Rückenwind. Hochwertige E-Bikes haben aber ihren Preis.

Günstiger wird es, wenn Arbeitnehmer ihr Wunschrad über die Firma bekommen. Besorgt der Arbeitgeber ein Dienstrad, das auch privat gefahren wird, gibt es üppige Vergünstigungen. Seit 2020 müssen Arbeitnehmer, die ihr betriebliches Fahrrad privat nutzen, nur noch 0,25 Prozent vom Listenpreis als geldwerten Vorteil versteuern. Wer also wie in unserer Musterrechnung (siehe Tabelle) ein Dienstrad im Wert von 4000 Euro erhält, trägt lediglich eine monatliche Steuerlast von zehn Euro.

Das wirkt. Arbeitgeber stellen ihren Mitarbeitern immer öfter ein hochwertiges Rad über Dienstleister wie JobRad, EuroRad oder Bikeleasing zur Verfügung. Für 2020 rechnen die Dienstleister damit, dass sich ihr Absatz verdoppelt. "Mittlerweile werden schon Räder für das Jahr 2021 vorgezogen", sagt Ronald Bankowsky von mein-dienstrad.de. "Covid-19 hat der Radleasingbranche zusätzlichen Schwung verliehen", resümiert Dominik Pietsch von Businessbike. Derzeit würden hochwertige Räder, vor allem Pedelecs, für Job und Freizeit zur Alternative für den Urlaub im Ausland. "Moderne Unternehmen setzen stärker auf Gleichheit und bieten allen Mitarbeitern ein Firmenrad an", stellt Markus Maus von Company Bike fest. Der Firmenwagen, bisher Motivationsinstrument nur für einen privilegierten Teil der Belegschaft, verliere an Bedeutung.

Unternehmen, die ihren Arbeitnehmern Diensträder bieten, gewinnen gleich in mehrfacher Hinsicht. Sie setzen auf die Megatrends Gesundheit und Umwelt und können zusätzlich einen Imagegewinn verbuchen. Arbeitnehmer haben die Qual der Wahl. Ist der Arbeitgeber einverstanden, können sie über die Dienstleister fast alles ordern. Die Räder können dann sogar über 10000 Euro kosten. "Im Schnitt zahlen die Firmen ihren Mitarbeitern zehn Euro pro Monat zum Dienstrad dazu", sagt Franz Tepe von der Zweirad-Einkaufs-Genossenschaft (ZEG), die den Dienstleister EuroRad betreibt. Es steige nicht nur die Zahl der Arbeitgeber, die einen Zuschuss gewähren, sondern es gäbe auch immer mehr Firmen, die das Rad für ihre Mitarbeiter voll finanzieren würden.

Was ein 4000-Euro-Rad kostet. €uro hat in einer Leasing-Musterrechnung für ein 4000 Euro teures Pedelec mit einem Arbeitgeberzuschuss von 50 Euro gerechnet. Dabei wurde angenommen, dass der Arbeitnehmer als Teil seines Gehalts das Dienstrad erhält. Durch die Entgeltumwandlung sinkt die monatliche Nettobelastung des Arbeitnehmers je nach Anbieter auf einen Wert zwischen 39 und 46 Euro. Diese Rate muss der Arbeitnehmer für die Laufzeit des Leasingvertrags 36 Monate lang leisten.

Die Übersicht (siehe Tabelle) zeigt, dass es bei Leasingkosten ein echtes Kopf-an-Kopf-Rennen der Anbieter gibt. Ähnliches gilt für die Kosten der Versicherung, auch wenn es Detailunterschiede gibt. Standardmäßig wird für Diensträder nicht nur Diebstahlschutz, sondern auch Kostenersatz für Reparaturschäden nach selbst verschuldeten Unfällen oder Stürzen geboten. Schadenersatz gibt es zudem, wenn Vandalen das wertvolle Gefährt böswillig beschädigen. Zudem sind die hochwertige Elektronik und die Akkus abgesichert. Auch ein Mobilitätsservice ist mittlerweile üblich. Dann wird im Ernstfall das Dienstrad zur nächsten Werkstatt gebracht und es gibt ein Ersatzrad. Positiv heben sich Bikeleasing und EuroRad in den Leistungen ab. Sie bieten beispielsweise grundsätzlich Schutz bei allen Verschleißschäden. Gleichzeitig sollten sich die Mitarbeiter aber tunlichst an die Verkehrsregeln halten. Wer einen Unfall grob fahrlässig verursacht, muss bei einigen Anbietern damit rechnen, weniger erstattet zu bekommen, und wird dann vom Arbeitgeber möglicherweise persönlich zur Kasse gebeten.

Erst leasen, dann kaufen. Für viele Arbeitnehmer dürfte zudem interessant sein, zu welchem Preis sie nach dem Auslaufen des Leasingvertrags ihr Wunschrad in den privaten Besitz übernehmen können. Auch hier hat Company Bike derzeit die Nase vorn. Aktuell veranschlagt das Unternehmen einen Gebrauchtradkaufpreis von lediglich zehn Prozent des Listenpreises - also für das Musterrad nur 400 Euro. Demgegenüber verlangen beispielsweise JobRad und Bikeleasing 18 Prozent des Listenpreises. Im Musterbeispiel müsste also der Mitarbeiter noch 720 Euro für den Kauf aufbringen. Das ist jedoch immer noch günstig. Denn tatsächlich dürfte der Wert des Fahrrads bei rund 40 Prozent liegen. Damit kalkulieren jedenfalls die Finanzbehörden. Doch alle Dienstleister übernehmen pauschal die Differenz gegenüber dem Finanzamt. Vor Nachforderungen sind die Mitarbeiter auf diese Weise abgesichert.

Der Dienstleister Company Bike spielt grundsätzlich in einer anderen Liga. Das Unternehmen hat sich nämlich auf große Unternehmen ab 500 Mitarbeitern spezialisiert. "Wir richten unseren Kunden ein individualisiertes Onlineportal ein, in dem die Mitarbeiter ihr Fahrrad oder E-Bike aus mehr als 2500 Modellen verschiedener Marken auswählen können", erläutert Geschäftsführer Maus. Guten Service gibt es aber auch bei bodenständigen Anbietern. "Ist der Arbeitgeber einverstanden, kann sich der Mitarbeiter direkt bei einem unserer 5000 Fachhändler beraten lassen", erläutert Pietsch von Businessbike. "Passt das Angebot, kann der Arbeitgeber dieses freigeben und der Mitarbeiter das Rad direkt mitnehmen." Einen ähnlichen Onlineservice gibt es bei EuroRad, Bikeleasing und mein-dienstrad?.de.

Sollte das Dienstrad gestohlen werden, läuft bei einigen Anbietern wie Company Bike, mein-dienstrad?.de oder Businessbike der Vertrag einfach weiter. Das Ersatzrad wird in den bestehenden Leasingvertrag eingesetzt. Wird das Rad etwa nach 24 Monaten gestohlen, kann der Mitarbeiter das Rad trotzdem nach weiteren zwölf Monaten übernehmen. "Für den üblichen Restwert von 17 Prozent", verspricht Vertriebschef Pietsch von Businessbike. Das geht der Konkurrenz dann aber zu weit. "Das forciert den Versicherungsbetrug", warnt EuroRad-Marketingleiter Franz Tepe. Betroffene - mit dem richtigen Dienstleister - wird das wenig stören. Für sie wird der Ärger mit dem Diebstahl am Ende zum Glücksfall.


RECHTE & PFLICHTEN

Wissenswertes für Dienstradler

Je nach Anbieter sind die Verträge, in denen Angestellte ein Rad überlassen bekommen, unterschiedlich. Wo Sie genau hinschauen sollten:

Arbeitnehmer sollten vor dem Start mit ihrem neuen Dienstrad den Überlassungsvertrag des Arbeitgebers gründlich studieren. Hier sind ihre Pflichten und Rechte im Detail festgehalten. Der Arbeitnehmer ist für die Sicherheit des Dienstrads verantwortlich. Er muss eine regelmäßige Prüfung nach Unfallverhütungsvorschrift (UVV) nachweisen können. EuroRad hat im Premiumschutz die UVV-Prüfung in den ersten beiden Versicherungsjahren automatisch eingebaut. Bei Businessbike sind sogar drei Kurzchecks inklusive. "Wir empfehlen dringend einen Helm zum Schutz vor Kopfverletzungen", sagt Ralf Hüttig von der Berufsgenossenschaft Verkehr. Der Arbeitgeber könnte sogar - so die Meinung von Arbeitsrechtlern - aus seiner Fürsorgepflicht einen Helm vorschreiben. Zudem gilt: keine Fahrt ohne Haftpflichtschutz. Schäden, die der Nutzer gegenüber Dritten verursacht, übernimmt die private Haftpflichtversicherung. Das gilt laut dem Gesamtverband der Deutschen Versicherungswirtschaft (GDV) jedoch nur, wenn der Dienstradfahrer bei privater Nutzung oder auf dem Weg von und zur Arbeit einen Crash verursacht. Kommt es auf einer klassischen Dienstfahrt mit dem Rad zu einem Drittschaden, also etwa bei einer Fahrt zum Kunden, ist die Betriebshaftpflichtversicherung der Firma zuständig.