Dieser Automobilzulieferer will sich künftig auf die überaus rentable Reifensparte fokussieren. Der Rest kommt an die Börse oder wird verkauft. Anlegern winkt möglicherweise eine Sonderdividende.

Der Continental-Chef Nikolai Setzer fährt beim Umbau des Konzerns einen heißen Reifen. Auf dem Kapitalmarkttag in der vergangenen Woche stellte er seine Strategie für die kommenden Monate vor. Demnach will sich Continental von drei weiteren Geschäftsbereichen zeitnah trennen und ein reiner Reifenhersteller werden. Auf diese Weise sollen alle Geschäftsbereiche flexibler, schneller und rentabler werden. 2021 erfolgte bereits die Abspaltung der Antriebstechniksparte Vitesco. Nachdem sich die Vitesco-Aktie zunächst bis 27 Euro rund halbiert hatte, hat sie sich von März 2022 bis Ende 2023 mehr als verdreifacht. Aktuell notiert sie mit rund 52 Euro im Bereich der Erstnotiz. Nun folgt der nächste Schritt. Für September plant Setzer den Börsengang von Aumovio. 

Der künftig eigenständige Konzern umfasst Geschäftsfelder wie Autonomous Mobility mit Produkten für automatisiertes und autonomes Fahren wie Sensoren, Radar und Lidar, den Bereich Architecture and Network Solutions mit Telematiklösungen und Betriebssystemen sowie die Sparte „Safety and Motion“ mit Produkten wie Brems-, Sicherheits- und Sensorsystemen. 2024 fuhr der zu Aumovio zählende Bereich 19,6 Milliarden Euro und damit rund die Hälfte des Continental-Umsatzes ein. Die Ebit-Marge lag jedoch bei mageren 2,5 Prozent. Für die kommenden zwei bis drei Jahre hat Aumovio-Chef Philipp von Hirschheydt seine Ziele definiert. Demnach soll der Umsatz auf 24 Milliarden Euro steigen und die Ebit-Marge mittelfristig auf vier bis sechs Prozent zulegen.

Continental (WKN: 543900)

Verkauf von Contitech läuft an

Neben dem geplanten Börsengang von Aumovio soll im zweiten Halbjahr 2025 das Geschäft mit Gummiprodukten von der Contitech-Sparte verkauft und 2026 der übrige Teil der Contitech-Sparte abgegeben werden. Setzer zufolge dürfte der Gummibereich mit einem Umsatz von 1,9 Milliarden Euro im Jahr 2024 an einen Finanzinvestor gehen. „Wir sind sehr zuversichtlich, dass wir auf starkes Interesse stoßen werden“, zeigte sich Konzernchef Setzer auch mit Blick auf den übrigen Teil der Contitech-Sparte optimistisch. Mit den Erlösen aus den Verkäufen sollen unter anderem Schulden abgebaut werden. Ob es eine Sonderdividende oder ein Aktienrückkaufprogramm gibt, ließ Setzer zunächst offen.

Dies hängt vor allem von der Höhe der Verkaufserlöse ab. Diese werden maßgeblich davon bestimmt, ob es Continental gelingt, im Jahresverlauf die Gewinnmargen zu erhöhen. Zudem dürfte Großaktionär Schaeffler dabei ein entscheidendes Wörtchen mitreden. Der Automobilzulieferer hält rund 46 Prozent an Continental und hat Nettofinanzschulden von rund fünf Milliarden Euro.

Reifensparte soll expandieren

Das Reifengeschäft zählt mit einer Ebit-Marge im Jahr 2024 von 13,7 Prozent zu den rentabelsten Sparten im Konzern. „Reifen werden immer gebraucht“, sagte Conti-Vorstandschef Setzer auf dem Kapitalmarkttag. Rund 54 Prozent des Umsatzes und rund 60 Prozent der Produktion liegen in Europa. Um diese starke Abhängigkeit abzubauen, soll das Geschäft in Nordamerika (aktuell rund 33 Prozent des Umsatzes) sowie in Asien, wo nur rund 13 Prozent der Erlöse entstehen, ausgebaut werden. Continental hat derzeit drei Reifenwerke in den USA. Mit Blick auf die US-Strafzölle wird dort die Produktion bereits hochgefahren. Mittelfristig soll der Umsatz der Reifensparte von 13,9 Milliarden Euro im Jahr 2024 auf 14,5 bis 16 Milliarden Euro und die Ebit-Marge von 13,7 Prozent auf bis zu 16 Prozent zulegen.

Für das laufende Geschäftsjahr trat die Geschäftsführung derweil auf die Bremse. Strafzölle wie auch die zügigen Wechselkursveränderungen sorgten dafür, dass die Jahresziele leicht nach unten korrigiert werden mussten. Die Aktie reagierte zunächst mit einem Kursabschlag. Der seit September gebildete Aufwärtstrend bleibt jedoch intakt.

Hinweis: Der Artikel stammt aus der aktuellen Heftausgabe von BÖRSE ONLINE, die Sie hier finden.

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