Denkt man an Social Media, ist Meta unvermeidlich. Doch ein 16 Jahre alter Pionier performt die Facebook-Mutter 2025 sogar aus. Kommt jetzt das große Comeback?
Meta ist völlig zurecht der Goldstandard des Social-Media-Sektors – und das Zugpferd der Mag 7. Um 22,8 Prozent liegen die Anteilsscheine des Mutterkonzerns von Facebook und Instagram 2025 bislang vorne – und damit mehr als jeder andere Konzern des Big-Tech-Konglomerats "Magnificent Seven".
Allein: Ein anderer börsengelisteter Social-Media-Konzern, der vor 6 Jahren an der Technologiebörse Nasdaq debütierte, konnte gestern in seiner 2025er Performance leicht vorziehen: das Plus beträgt 23,2 Prozent.
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Es handelt sich dabei um Pinterest. Lange galt das Ideennetzwerk als der stille Mitläufer im Social-Media-Kosmos. Während sich Instagram und TikTok bis heute einen Video-Infight um die Aufmerksamkeit der Nutzer liefern, kämpfte Pinterest mit stagnierendem Wachstum, schwachem Werbemarkt und Nutzerzweifeln. Doch 2025 dreht sich das Bild – und das schneller, als manche Marktteilnehmer vermuten.
Was steckt hinter dem neuen Momentum? Vor allem ein strategischer Shift hin zur visuell unterstützten Produktsuche. Pinterest hat laut mehreren Analysten in den vergangenen zwölf Monaten massiv in Künstliche Intelligenz (KI) investiert – mit dem Ziel, den Nutzern personalisierte Inhalte und passende Werbung effizienter als je zuvor zu zeigen.
Ein Gamechanger: Die neue visuelle Suche, gepaart mit ausgefeiltem Performance-Tracking für Werbekunden, steigert nicht nur die Klickrate – sie macht Pinterest auch für Marken attraktiver. Drei von vier befragten Werbepartnern wollen ihre Budgets 2025 auf der Plattform erhöhen, so eine aktuelle Umfrage von Wedbush.
Weniger Reichweite, mehr Relevanz?
Im Vergleich zu Meta wirkt Pinterest zwar fast bescheiden: 2026 wird mit 4,8 Milliarden Dollar Umsatz gerechnet, gegenüber geschätzten 158 Milliarden bei Meta. Doch der Charme liegt in der Effizienz. Der durchschnittliche Umsatz pro Nutzer (ARPU) liegt bei Pinterest noch bei 6,94 Dollar – weit hinter Meta (52 Dollar) oder Snapchat (~12 Dollar). Doch genau darin sehen Experten die Fantasie: Bereits kleinste Zugewinne bei der Ad-Spend können das Wachstum signifikant beschleunigen.
Besonders auffällig: In klassischen Meta-Domänen wie schnelllebige Konsumgüter (FMCG), Finanzen oder Automobil ist Pinterest bislang kaum präsent – hier entsteht Raum für Expansion. Während Meta sich in den vergangenen Quartalen stark auf AI-gestützte Videoempfehlungen und Reels konzentrierte, arbeitet Pinterest an einer besseren Integration von Produkt-Discovery und Commerce. Keine Likes und Follower, sondern echte Kaufabsichten. „Pinterest ist eine Intentionsplattform“, sagt ein Analyst. Ein Ort, wo Nutzer nicht nur scrollen, sondern suchen, planen – und kaufen.
Analysten zunehmend optimistisch
Die Folge: Analysten heben reihenweise ihre Kursziele an. Citigroup liegt nun bei 44 Dollar, Wells Fargo bei 42 Dollar, der Konsens bei rund 40,24 Dollar – deutlich über dem aktuellen Kursniveau um 35,60 Dollar. Das KGV für 2026 liegt bei rund 16, was angesichts eines erwarteten Gewinnwachstums von 28 Prozent pro Jahr ausgesprochen günstig wirkt.
Selbst das renommierte Finanzmagazin Barron’s, sonst eher auf die Value-Werte fokussiert, titelte zuletzt: „Pinterest ist ein herausragender Social-Media-Wert – und ein Kauf.“
Meta bleibt der Riese – aber Pinterest überrascht
Natürlich bleibt Meta das Schwergewicht der Branche: Mit seiner tiefen Integration von Instagram, Facebook, WhatsApp und Threads hat Mark Zuckerberg ein Daten- und Werbeimperium aufgebaut, das in Sachen Skalierung kaum zu schlagen ist. Doch genau diese Größe bringt auch Herausforderungen: Nutzerwachstum ist teuerer geworden, Datenschutz, Regulierung und die massiven KI-Investitionen könnten auf die Marge drücken, das Metaverse-Versprechen bleibt diffus.
Pinterest hingegen wirkt wendiger – und aus Investorensicht plötzlich auch klarer zu bewerten. Statt Milliardenrisiken in neue Welten zu investieren, baut das Unternehmen an der Optimierung seines Kerngeschäfts. Und das scheint aktuell aufzugehen.
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Hinweis auf Interessenkonflikte Der Autor hält unmittelbar Positionen über die in der Publikation angesprochenen nachfolgenden Finanzinstrumente oder hierauf bezogene Derivate, die von der durch die Publikation etwaig resultierenden Kursentwicklung profitieren können: Meta