Um die spannendsten Titel im TecDAX herauszufiltern, sollten Anleger mit System vorgehen: Eine wichtige Voraussetzung ist beispielsweise, dass der aktuelle Aktienkurs über dem viel beachteten Durchschnittspreis der vergangenen 200 Börsentage verläuft, die Aktie also stark nachgefragt wird. Damit fallen schon einmal sieben der 30 Indexmitglieder aus dem Raster, darunter auch grundsätzlich attraktive Werte wie Wirecard - doch der jüngste Einbruch ist einfach zu scharf, um jetzt zum sofortigen Einstieg zu raten. Hier warten Anleger besser ab, bis unsere Filterkriterien wieder erfüllt werden - dies kann im Falle einer größeren Korrektur vor Verlusten schützen.

Dann sollte der langfristige Durchschnittspreis der Aktie zugleich auch noch ansteigen, was weitere, einstmals spannende Titel wie Bechtle oder Carl Zeiss Meditec aus der Auswahl eliminiert. Kaum ein Indikator zeigt besser die nachlassende Nachfrage nach einer Aktie, als eine abflachende oder nur noch seitwärts laufende Durchschnittskurslinie. Hier sollten Investoren Abstand halten.

Nach einer strengen Vorfilterung nach starren Regeln, die sich gut mit einem Computeralgorithmus durchführen lässt, verbleiben immer noch 14 Titel, deren Charts mit erfahrenem Analystenauge manuell überprüft werden müssen. Dabei finden sich weitere Kritikpunkte, wie beispielsweise einen erst seit kurzem steigenden Trend, nach langer schwankungsintensiver Seitwärtsbewegung - das kann auch nur das Ergebnis einer Momentaufnahme sein, und verlockt aus charttechnischer Sicht noch nicht wirklich zum Einstieg (Telefonica, Stratec Biomedical, Xing).

Letztes, aber ebenfalls wichtiges Auswahlkriterium ist, dass die Aktie noch nicht historisch weit von ihrem Mittelwert nach oben abgewichen sein sollte, da sie sonst "überkauft", also heiß gelaufen ist, und ein höheres Rückschlagsrisiko aufweist - bei davon betroffenen, aber grundsätzlich empfehlenswerten Titeln wie Compugroup Med sollten vorsichtige Anleger im Zweifelsfall eher eine Korrektur abwarten, bevor sie einsteigen. Doch selbst nach strenger Selektion verbleiben noch fünf Aktien, an denen es nur wenig auszusetzen gibt. Auf den kommenden Seiten stellen wir sie vor.



Drillisch



Dieser Chart ist ein Musterbeispiel für einen langfristigen Aufwärtstrend: Es geht schon seit Jahren stabil nach oben, unterbrochen von seltenen kleinen Korrekturen. In dem seit 2012 bestehenden Aufwärtstrendkanal hat die Aktie theoretisch langfristiges Potenzial bis aktuell knapp 56 Euro. Erst unterhalb von 33/34 Euro trübt sich die Prognose wieder ein.



Freenet



Auch bei Freenet geht es schon seit Jahren aufwärts, Platz ist im entsprechenden Trendkanal bis knapp unter die 40er-Marke. Erst unter 22 Euro wäre eine Neubewertung der Situation erforderlich. Korrekturen fallen bei dieser Aktie zeitweilig schon etwas schärfer aus, daher geben wir einen kleinen Punktabzug in der B-Note. Dennoch reicht es für einen der vorderen Plätze.



Nemetschek



Die Aktie gehört zu den gefragtesten Papieren im TecDAX und hat ihren Wert in drei Jahren knapp vervierfacht. Nach einer Überhitzung zu Jahresbeginn folgte eine Seitwärtskonsolidierung, doch die Nachfrage bleibt hoch, was schon um 26 Euro zu einer Stabilisierung geführt hat. Solange der Kurs nicht unter 22/24 Euro abrutscht, bleibt Nemetschek unter den Top-Titeln im TecDAX.



Sartorius



Die Aktie widersetzt sich bereits seit Jahren erfolgreich jedem Abwärtstrend des Marktes und ist nun leider auch bereits etwas heiß gelaufen. Doch allzu wählerisch darf man im TecDAX nicht sein, jede Aktie hat den einen oder anderen Schönheitsfehler. Den Ausschlag für die gute Platzierung in unserer Bewertungsliste gibt die Tatsache, dass scharfe Korrekturen bei Sartorius in den vergangenen Jahren so gut wie nicht existierten. Solange die Kaufbereitschaft der Marktteilnehmer so hoch bleibt, ist das Risiko im Vergleich zu vielen anderen Indextiteln damit begrenzt.



United Internet



Die Aktie hat nun beinahe den Bereich zwischen 36 und 38 Euro erreicht, in dem sie seit Monaten wiederholt stark nachgefragt wird. Das ermöglicht einen Einstieg mit relativ engem Stopp und einem entsprechend gutem Chance-Risiko-Verhältnis. Denn nach oben reicht der Spielraum nach dem erst Ende Mai frisch markierten Allzeithoch weit, da keine weiteren charttechnischen Hürden erkennbar sind. Die Aktie ist in der letzten Rally um bis zu 35 Prozent von ihrem 200-Tage-Durchschnittskurs nach oben abgewichen (violetter Indikator unter dem Chart), daraus errechnet sich derzeit ein Kursziel jenseits der 50er-Marke.