Es ist ein Einbruch von historischen Proportionen: Der wertvollste Pharmakonzern der Welt verlor gestern 14 Prozent oder 85 Milliarden Dollar an Börsenwert wegen einer enttäuschenden Studie.
Healthcare-Aktien erleben die größte Underperformance relativ zum S&P in diesem Jahrhundert. Kaum eine Woche vergeht, in dem nicht ein einstiger Highflyer vom Markt abgestraft wird. Erwischt hat es gestern den Branchenprimus Eli Lilly nach Vorlage neuer Geschäftszahlen, vor allem aber einer neuen Studie.
Dabei konnte der mit einer Marktkapitalisierung von über 600 Milliarden mit Abstand wertvollste Pharmakonzern der Welt von Dollar und Cents nach jeder Lesart im zweiten Quartal überzeugen. Der Umsatz stieg um 38 Prozent auf 15,6 Milliarden Dollar, getrieben von den Blockbuster-Medikamenten Mounjaro (2,45 Milliarden Dollar) und Zepbound (1,14 Milliarden Dollar).
Der bereinigte Gewinn pro Aktie lag bei 4,91 US-Dollar deutlich über dem Analystenkonsens von 4,52 US-Dollar. Auch die Bruttomarge verbesserte sich auf 85 Prozent (Non-GAAP), während das Betriebsergebnis um 63 Prozent auf knapp 7 Milliarden Dollar wuchs. Für das Gesamtjahr hob Eli Lilly die Umsatzprognose auf 60 bis 62 Milliarden US-Dollar an, gegenüber zuvor 58 bis 61 Milliarden US-Dollar.
Enttäuschende Studienergebnisse führen zu größtem Kurseinbruch seit 1999
Mit den Quartalszahlen gab der 149 Jahre alte US-Traditionskonzern auch Studienergebnisse zur Abnehmpille Orforglipron bekannt, die eine durchschnittliche Gewichtsreduktion von etwa 11 Prozent bei der höchsten Dosierung zeigten, was unter den Ergebnissen von Novo Nordisks Abnehmspritze Wegovy lag.
Analysten hatten höhere Werte erwartet, insbesondere da Orforglipron als kostengünstigere Alternative zu injizierbaren Medikamenten wie Zepbound positioniert war. Die Aktie fiel brach darauf gestern um 14 Prozent auf 640 US-Dollar ein – es war der größte Ein-Tagesabsturz seit 26 Jahren.
Analysten gespalten
Wall-Street-Analysten reagierten uneins auf die enttäuschenden Studienergebnisse. Die Analysten von Leerink etwa stuften die Aktie von „Outperform“ auf „Market Perform“ herab und senkten das Kursziel von 944 Dollar auf 715 Dollar. Sie begründeten dies mit den enttäuschenden Orforglipron-Daten, die die Wachstumsaussichten dämpfen könnten, da das Medikament im Wettbewerb mit injizierbaren Alternativen zurückfällt.
Im Gegensatz dazu hält BofA an ihrer „Buy“-Empfehlung fest (Kursziel: 1.000 Dollar) und stuft den Kursrutsch als übertrieben ein. Die Analysten betonen das nachhaltige Wachstum von Eli Lilly, gestützt auf die starke Pipeline und die Marktführerschaft von Zepbound, das Wegovy in den USA überholt.
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