Das Börsensegment "Neuer Markt" ist längst Geschichte. Zahlreiche Unternehmen aus der damaligen Zeit gibt es inzwischen nicht mehr oder sind vom Kurszettel verschwunden. Zu den wenigen Ausnahmen zählen die Papiere von Dr. Hönle. Am 24. Januar 2001 und somit zu einem rückblickend denkbar ungünstigen Zeitpunkt wagte das Unternehmen aus Gräfeling bei München den Gang aufs Parkett. Der erste Kurs lag bei 16,50 Euro, bis Anfang 2003 sackte die Aktie auf bis zu 1,70 Euro ab. Erst seit 2009 geht der Trend wieder beständig aufwärts, mit Kursen von derzeit 17,60 Euro notiert die Aktie auf einem leicht höheren Niveau wie zum Börsenstart. Klingt zunächst wenig spektakulär, angesichts der zahlreichen Enttäuschungen bei den ehemaligen Mitgliedern des "Neuen Marktes" ist die Entwicklung von Dr. Hönle aber bemerkenswert.

Anders als der Name vermuten lassen könnte ist Dr. Hönle ein Spezialist für Aushärtungs- und Trocknungsgeräte, UV- und IR-Strahler sowie UV-Messtechnik und Klebstoffhärtung. Inzwischen ist das Unternehmen deutlich besser aufgestellt als noch vor 13 Jahren und zählt trotz eines Umsatzes von lediglich rund 80 Mio. Euro zu den weltweit größten und führenden Anbietern von UV-Technologie. In den ersten neun Monaten kletterten die Umsätze im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um knapp elf Prozent auf 61 Mio. Euro. Im Segment "Geräte und Anlagen" wird der Großteil der Erlöse erzielt, hier gingen bisher gut 34 Mio. Euro durch die Bücher, ein Zuwachs von 17 Prozent. Neben anziehenden Digitaldruckanwendungen profitierte das Unternehmen auch vom verstärkten Einsatz von Härtungssystemen für Klebstoffe. Die überwiegend auf LED-Technik basierenden Geräte werden zunehmen bei der Produktion vieler elektronischer Komponenten eingesetzt. Zudem erhielten die Bayern einen größeren Auftrag im Bereich Steuerungstechnik für die Entkeimung von Abwasser. Dieser Bereich könnte auch in Zukunft noch viel Wachstumspotenzial bieten.

Ähnlich gute Perspektiven eröffnet das Segment "Klebstoffe". Die Erlöse kletterten um 14 Prozent auf 14,2 Mio. Euro, die erfreuliche Geschäftsentwicklung sollte sich sowohl im vierten Quartal als auch im nächsten Jahr fortsetzen. Die elektrisch und thermisch leitfähigen sowie sekundenschnellen Klebstoffe kommen nicht nur in der Automobilbranche und Medizintechnik zum Einsatz, sondern auch in Boom-Segmenten wie Smartphones und Smartcards. Ein neues Firmengebäude in den USA eröffnet zugleich Wachstumschancen auf der anderen Seite des Atlantiks. Auch in China baute Dr. Hönle zuletzt seine Vertriebsaktivitäten aus. Damit treibt das Unternehmen zugleich seine internationale Aufstellung voran. In Deutschland wurden zuletzt 38 Prozent der Erlöse erzielt, rund 28 Prozent der Gesamtumsätze kamen aus dem europäischen Ausland.

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Mit Schwung ins neue Geschäftsjahr

Das Segment "Glas und Strahler" ist bisher das Sorgenkind der Bayern. In den ersten neun Monaten sanken die Umsätze um knapp sieben Prozent auf 12,3 Mio. Euro. Auch wenn der Bereich somit noch etwas kleiner ist als das Standbein "Klebstoffe", könnte gerade hier der Impuls für ein noch stärkeres Wachstum in der Zukunft liegen. Zünglein an der Waage ist die Geschäftsentwicklung bei der im Januar 2012 übernommenen Raesch-Gruppe. Die Gesellschaft produziert hochwertige Quarzglasrohre und belastete zuletzt mit "hohen Ausschussquoten, die zu einem hohen Materialaufwand führten und zudem eine Umsatzrealisierung in geplanter Höhe verhinderten". Inzwischen wurden die Schmelzöfen konstruktiv und steuerungstechnisch neu konzipiert. Erste Ergebnisse der bereits umgebauten Öfen deuten auf wesentlich niedrigere Ausschussquoten und Energiekosten, die voraussichtlich signifikant unter dem bisherigen Niveau liegen. Flankiert mit einem starken Ausbau der Vertriebsaktivitäten rechnet das Management ab dem ersten Quartal des neuen Geschäftsjahres mit positiven Ergebnisbeiträgen des Segments "Glas und Strahler". Nach Meinung von Malte Schaumann, Analyst bei Warburg Research, ist der Turnaround in dem Bereich ein wesentlicher Faktor zur Steigerung der Profitabilität und dürfte unmittelbar bevorstehen.

Trotz des negativen Ergebnisbeitrags der Raesch-Gruppe kletterte die Ebit-Marge im 9-Monatszeitraum von 9,4 auf 10,3 Prozent. In die Karten spielt Dr. Hönle besonders seine hohe vertikale Integration. Die eigene Fertigung aller wichtigen Schlüsselkomponenten die Bayern unabhängiger von Zulieferern und erlaubt eine flexiblere Anpassung an spezielle Kundenwünsche oder die Nachfragesituation. Dies führt wiederum zu höheren Margen und Cash-Flows, ein perfekter Mix.

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Daumen hoch bei KGV und Dividendenrendite

Für das im September endende Geschäftsjahr rechnet der Vorstand mit einem Umsatzanstieg von 77,3 auf 80 bis 85 Mio. Euro und einem Ergebniszuwachs von 8,6 auf neun bis zehn Mio. Euro. Die Ebit-Marge könnte somit im Bereich von rund 11,2 Prozent liegen. In den kommenden Jahren ist mit weiter anziehenden Margen zu rechnen. Warburg Research rechnet für das nächste Geschäftsjahr 2014/15 mit einer Quote von 13,7 Prozent, in 2015/16 könnte die Kennzahl auf knapp 15 Prozent steigen. Die aufgebauten Kundenbeziehungen sind ein klarer Vorteil für Dr. Hönle. Nach Meinung von Warburg Research stellen die UV-Komponenten selten mehr als fünf bis zehn Prozent der Materialkosten dar, die Motivation den Lieferanten zu wechseln ist daher eher gering.

Die bereits jetzt erzielten hohen Margen in den Kerngeschäften sprechen bereits für die Aktie. Dazu gesellt sich nun ein ordentlicher Schuss Turnaround-Fantasie nach den Restrukturierungen im Bereich "Glas und Strahler". Erste Ergebnisse sind bereits vielversprechend und lassen nach dem traditionell starken vierten Quartal berechtigte Hoffnungen für das neue Geschäftsjahr aufkommen. Börse Online rechnet mit einem Ergebnis je Aktie für 2014 von 1,12 und 1,36 Euro für 2015. Sowohl das Kurs-Gewinn-Verhältnis von 12,8 als auch die Dividendenrendite von knapp drei Prozent sprechen eindeutig für die Aktie, die mit einer aktuellen Marktkapitalisierung von 97 Mio. Euro noch knapp unter der Schwelle von 100 Mio. Euro liegt. Warburg Research siedelt das Kursziel bei 20 Euro an, Börse Online rechnet mit einem Anstieg bis 22 Euro.

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