von Andreas Büchler




Chart 1 - Intradaychart auf Stundenbasis



Es gibt neben der anfangs erwähnten Ausgangslage vor allem drei Gründe, die Marktteilnehmer am Freitag verstärkt zu Verkäufen motivieren könnten. Punkt 1: Der Deutsche Aktienindex ist wieder bis zurück an den Durchschnittskurs der vergangenen 21 Börsentage gestiegen, kurzfristige Bewegungen stoppen oder pausieren am Monatsmittelpreis mit einer höheren Wahrscheinlichkeit als an zufälligen Wendepunkten. Nicht ohne Grund dürfte das gestrige Hoch genau an dieser Zielmarke gelegen haben.

Punkt 2: Der Markt hat die Hälfte der jüngsten Abwärtswelle von 9891 auf 8354 Punkte wieder nach oben korrigiert. Dieses so genannte 50-Prozent-Retracement ist ebenfalls bekannt dafür, verstärkt Gewinnmitnahmen auszulösen (siehe blaue Markierungen im Intradaychart auf Stundenbasis unten).

Punkt 3: Im Tageschart ist erkennbar, dass der Index die einstmalige Unterstützungszone bei 8900 bis 9100 Punkten aktuell wieder erreicht hat. Wo früher regelmäßig gekauft wurde, kann nun schnell ein Rollentausch von einer ehemaligen Unterstützung zu einem künftigen Widerstand erfolgen - dies ist nicht zwingend so, erhöht das Risiko einer Kehrtwende zurück nach unten aber zusätzlich. Alles zusammen spricht zumindest heute nicht unbedingt für weitere Kursgewinne. Anleger müssen sich sogar auf einen kleinen Rückschlag einrichten. In der nach wie vor hektischen Marktphase, die schon seit einigen Wochen von deutlich überdurchschnittlichen Schwankungen gekennzeichnet ist, kann das schnell auch ausufern.

Wer auf einen Rücksetzer spekulieren will, findet am Ende der Analyse (Seite 6) entsprechende Produktideen in Form von Short-Hebelzertifikaten. Doch viel mehr als ein Rücksetzer in die Zone 8850/8880 ist keineswegs sicher - wenn überhaupt. Das nächstliegende Areal um 8650/8700 kann nur erreicht werden, wenn die Stimmung für länger als einen Tag wieder kippt. Das ist aus heutiger Sicht noch nicht hinreichend wahrscheinlich, so dass nur spekulativ orientierte Anleger auf fallende Kurse setzen sollten, und das auch nur für sehr kurze Zeit. Der Rest kann einen kleinen Rückfall abwarten, und dann eventuell etwas mittelfristiger gedachte Long-Positionen erwerben oder aufstocken.

Chart 2 - DAX Ein-Stunden-Chart



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Chart 3 - Tageschart mit Abstand zur 21-Tage-Linie in %



Der Ausbruch unter die 8900er-Marke bleibt im Tageschart weiterhin das zentrale Ereignis. Die dort erstmals seit Ende 2013 ausgebliebene Nachfrage lässt für die kommenden Wochen und Monate auf weitere Kursrückgänge schließen. Dabei ist als nächstes Kursziel die Zone um 8000/8150 Punkten realistisch. Dort lagen über viele Jahre hinweg ehemalige Allzeithochs des Deutschen Aktienindex, das Areal ist in den Köpfen der Marktteilnehmer dadurch noch sehr stark präsent. Wenn der Index erneut auf dieses Niveau zurück fällt, könnten viele langfristig denkende Anleger dies als zweite Einstiegschance in einen mehrjährigen Aufwärtstrend sehen - daran dürfte die Mehrheit immer noch glauben.





Chart 4 - Wochenchart mit Abstand zur 200-Tage-Linie



Im Wochenchart ist der Aufwärtstrend gebrochen, hier ist Abwärtspotenzial erkennbar. Bevor die Kurse nicht mindestens 25 bis 35 Prozent unter die 200-Tage-Linie fallen, ist der Markt aus ganz langfristiger Sicht nicht als überverkauft zu sehen. Kursverluste bis an die 7500er-Marke, wo eine weitere Unterstützung liegt, sind aus dieser Perspektive durchaus möglich. Allerdings nur, wenn die 8900er-Marke nicht halten sollte. Derzeit ist dies noch offen, Anleger müssen noch nicht mit dem Schlimmsten rechnen.

Insbesondere aus dem übergeordneten Sichtwinkel wird erkennbar: Seit 2009 tendiert der Markt nach oben, und selbst Korrekturen wie der Mini-Crash in 2011 konnten den DAX nicht allzu lange vom Steigen abhalten. Diese Tendenz dürfte sich auch nach einer ausgeprägten Konsolidierung, wenn sie denn kommt, wieder fortsetzen.



Chart 5 - Kerzenchart auf Tagesbasis





Unterstützungen und Widerstände

































































Andreas Büchler ist Herausgeber des "Index-Radar", der größte tägliche Börsenstatistik-Report Deutschlands. Der Experte für Handelssysteme ist zudem Vorstand der Qarat AG, einer auf Quantitative Analyse und Algorithmic Trading spezialisierten Forschungsgesellschaft.

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