Wegen ihres teilweise forschen Auftretens genießen aktivistische Investoren nicht überall den besten Ruf. Für Vorstände, deren Konzern ins Visier dieser Großinvestoren geraten, sind sie geradezu Schreckgespenster. Einer der bekannteren Player ist Elliott Management. Gründer Paul Elliott Singer hat 2014 den Datenspeicherspezialisten EMC als Angriffsziel auserkoren. Nach Ansicht des 70-Jährigen ließe sich durch Abspaltung der 80-prozentigen Tochter VMware viel Mehrwert schaffen. Er glaubt, der Spezialist für Serversoftware und der EMC-Konzern wären getrennt besser dran. Druck macht Singer mit Aktien, für die er über eine Milliarde Dollar hingelegt hat und die ihn zum fünftgrößten Aktionär machen.

EMC-Chef Joseph Tucci beurteilt die Lage zwar anders und sträubt sich noch gegen die Idee von Singer. Doch seine Position ist nicht die stärkste. Auch deswegen nicht, weil die EMC-Aktie in den vergangenen vier Jahren die Hausse der US-Börsen nicht komplett mitgemacht hat. Zudem wird der 66-jährige Tucci voraussichtlich im Februar in den Ruhestand gehen. Es bleibt abzuwarten, wie ein neuer starker Mann die derzeitige Aufteilung in den Kernbereich EMC Information Infrastructure, VMware und das Softwareentwicklungsunternehmen Pivotal beurteilen wird. In die Karten spielt Singer, dass Abspaltungen derzeit an der Wall Street sehr beliebt sind. Dabei zeigt sich, dass sich aktivistische Investoren trotz anfänglicher Widerstände am Ende oft durchsetzen - prominentes Beispiel: Ebay und die geplante Abspaltung von Paypal. Auch bei EMC würde es nicht völlig überraschen, wenn der Konzern letztlich nachgeben würde. Singer jedenfalls hat David Ein- horn von Greenlight Capital von seiner Idee überzeugt: Auch der Hedgefondsmanager ist bei dem S & P-500-Titel bereits eingestiegen.

Auf Seite 2: Niedrige Bewertung, hohe Dynamik



So langsam finden offenbar auch andere Investoren Gefallen an der Idee. Mit einem Plus von gut 18 Prozent hat der Titel ein passables Jahr hinter sich. Ende 2014 wurde bei 25,10 Euro der höchste Stand seit 2001 erklommen. Bestätigt sich dieser Ausbruchsversuch, wäre das charttechnisch ein prozyklisches Kaufsignal.

Angelockt werden Investoren durch eine Bewertung, die mit einem 2015er-KGV von knapp 14 unter dem Durchschnitt liegt - was Singers Einschätzung stützt, der Konzern sei aufgespalten mehr wert. Das schon jetzt von Analysten für die kommenden fünf Jahre erwartete Gewinnwachstum von gut zehn Prozent ist ansehnlich. Vielleicht würde eine Aufspaltung eine neue Dynamik entfalten, sodass die Gewinnsteigerungen sogar noch etwas besser ausfallen als derzeit erhofft. All das führt bei der EMC-Aktie zu einem relativ guten Chance-Risiko-Verhältnis.

Auf Seite 3: Investor-Info