Nach dem Corona-Crash ist das Thema Liquidität wieder in aller Munde. Dies gilt auch für die Zertifikatebranche. Schließlich sind verbriefte Derivate wie Zertifikate, Optionsscheine und Knock-outs rechtlich gesehen nichts anderes als Schuldverschreibungen. Gerät der Emittent dieser Papiere in finanzielle Schieflage, sollten Anleger hellhörig werden. Denn im Insolvenzfall der Bank können sie ihren kompletten Kapitaleinsatz verlieren.

Geht es um die Zahlungsfähigkeit einer Bank, wird häufig auf die Bonitätseinstufungen von Ratingagenturen wie S & P, Fitch und Moody’s verwiesen. Seit der Finanzkrise 2008/09 stehen diese jedoch in der Kritik. Damals wurde ihnen vorgeworfen, riskante Finanzprodukte und angeschlagene Unternehmen zu lange mit guten Noten bewertet zu haben. Zudem beurteilen Ratingagenturen grundsätzlich die Bonität im Auftrag der entsprechenden Geldinstitute. Dies lässt mitunter Zweifel hinsichtlich möglicher Interessenkonflikte aufkommen.

Aussagekräftiger als die herkömmlichen Ratings können deshalb sogenannte Credit Default Swaps (CDS) sein. Dies sind Kreditderivate, mit deren Hilfe die Ausfallrisiken von Krediten gehandelt werden. Als deutsche Bezeichnung für CDS hat sich der Begriff "Kreditausfallversicherung" eingebürgert.

Übersicht im Internet


Der CDS-Wert gibt die Kosten einer solchen Kreditausfallversicherung für Anleihen einer bestimmten Bank an. So bedeutet ein Wert von 100 Basispunkten, dass die Prämie, um einen Kredit zu versichern, jährlich ein Prozent des Kreditbetrags kostet. Bei einem CDS-Wert in Höhe von 200 Basispunkten würde dies zwei Prozent kosten. Je niedriger also der CDS-Wert, desto kreditwürdiger schätzt der Kapitalmarkt zurzeit die jeweilige Bank ein.

Der Deutsche Derivate Verband (DDV) veröffentlicht unter www.derivateverband.de/DEU/Transparenz/Credit-Default-Swaps die aktuellen Werte von CDS mit einer Laufzeit von fünf Jahren für jene Banken, die Zertifikate emittieren.

Zu den bonitätsstärksten Zertifikatehäusern zählen demzufolge momentan die LBBW mit 56 Basispunkten, die Hypovereinsbank (Unicredit) mit 60 und die UBS mit 62 Basispunkten. Zu den Schlusslichtern in der Übersicht gehören dagegen Deutsche Bank mit 165 Basispunkten, Credit Suisse mit 142 und Goldman Sachs mit 128 Basispunkten.

Auch die CDS-Werte der etwas bonitätsschwächeren Banken sind längst nicht so besorgniserregend, dass man eine bevorstehende Insolvenz fürchten muss. Anleger sollten dennoch bei ähnlichen Zertifikaten von verschiedenen Anbietern das Papier bevorzugen, dessen Emittent derzeit den niedrigeren CDS-Wert aufweist.

Die schlechtere Bonität eines Zertifikatehauses kann risikobereiteren Anlegern aber zugleich auch Chancen eröffnen - wenn diese Häuser ihre Produkte zu besseren Renditekonditionen anbieten. Nach dem Prinzip: Größere Risiken werden an der Börse oft besser vergütet.