Fast gar nichts geht im Haushalt ohne Strom: Die Waschmaschine muss laufen, der Herd auch, und in Zeiten der Digitalisierung wollen zudem Computer und Smartphones ständig gespeist werden. Schon deshalb wirken die jüngsten Entwicklungen am Energiemarkt auf Konsumenten wie ein Schock. Im laufenden Jahr heben laut einer Analyse des Branchenpor- tals Strom-Report in Deutschland 387 Grundversorger ihre Tarife um im Schnitt 64 Prozent an. Eine vierköpfige Familie mit durchschnittlichem Verbrauch zahlt bei dieser Steigerung über 1.000 Euro pro Jahr mehr für ihre Stromrechnung. Dabei müssen Verbraucher hierzulande schon jetzt die weltweit höchsten Preise blechen.

Im Großhandel sind die Energiepreise regelrecht explodiert. In der Spitze kostete eine Megawattstunde Ende Dezember fast 260 Euro, gegenüber dem Vorjahr in etwa eine Verfünffachung. Wer als Stromanbieter in diesem Markt Kunden ohne Absicherung Billigangebote machte, muss da die Notbremse ziehen. Wie der Strom-Discounter Stromio, der im Dezember vielen Kunden kündigte.

Wer betroffen ist oder wem anderweitig ein höherer Tarif ins Haus steht, kann sich wehren. Clevere Verbraucher handeln - besser aber noch, sie werden als Investoren aktiv. Denn hinter den steigenden Energiepreisen, die vor allem von der Klimapolitik angefacht werden, verbirgt sich eine Fülle von Investmentchancen.

Ein großer Faktor für den rapiden Preisanstieg ist die Entwicklung bei Energierohstoffen. Hierzulande ist es vor allem Gas, das die Preise treibt, die Notierungen für den Rohstoff schossen in die Höhe. Im Zuge der europäischen Klimapolitik wird zudem der Kohlendioxid-Ausstoß, der bei der Verbrennung fossiler Energieträger wie Kohle, Gas und Öl entsteht, durch Emissionsrechte beschränkt. Die Preise für diese CO2-Zertifikate zogen zuletzt ebenfalls stark an. Anleger können mit Derivaten auf den Energierohstoff sowie Emissionsrechtemärkten handeln.

Was ist wirklich grün?

Die Dynamik auf dem Elektrizitätsmarkt ist ein Indikator für den gerade beginnenden grundlegenden Strukturwandel in der Branche. Europas Energiewirtschaft soll grün werden. Laut dem Green Deal der EU soll der Ausbau grüner Energiequellen intensiv vorangetrieben werden. Ziel ist es, den CO2-Ausstoß bis 2030 auf 55 Prozent des Niveaus des Jahres 1990 zu senken.

Was aber ist grün? Die Definitionen, welche Projekte nachhaltig sind, legt Brüssel aktuell in der sogenannten Taxonomie-Verordnung fest. Das ist der künftige Rahmen, an den günstige Investitionsbedingungen und Förderungen geknüpft sind. Klar ist: In Projekte, die innerhalb der Taxonomie liegen, fließt mehr Geld. Sie bestimmt damit auch den Aufbau der künftigen Energie-Infrastruktur. Dass es hier um riesige Summen geht, darauf weisen Expertenschätzungen hin. Die US-Investmentbank Goldman Sachs etwa rechnet damit, dass öffentliche und private Investoren in Europa bis 2050 zehn Billionen Euro in den Ausbau der grünen Energiewirtschaft investieren.

Bei regenerativen Energiequellen wie Solarstrom oder Windenergie, auch bei Wasserkraft gibt es breiten Konsens, dass sie dem Klima zuträglich sind. Jüngst jedoch präsentierte die EU-Kommission einen Entwurf, wonach auch Gas und Kernenergie in die Taxonomie aufgenommen werden sollen. Damit will Brüssel den Übergang zu kohlenstoffarmen Quellen erleichtern.

Zwar steht die Taxonomie zum jetzigen Zeitpunkt noch nicht endgültig fest. Und viele institutionelle Investoren sehen diese beiden Technologien im Rahmen ihrer bestehenden ESG-Regeln sehr kritisch. Doch gilt es als sehr wahrscheinlich, dass auch Gas und Atomkraft als politische Kompromisslösungen für Jahre oder Jahrzehnte ein grünes Siegel durch die EU erhalten. "Wir rechnen künftig mit einer differenzierteren ESG-Debatte", sagt etwa Goldman-Sachs-Analyst Evan Tylenda.

Im Folgenden stellen wir Unternehmen vor, die von den Verschiebungen auf dem Energiemarkt nicht nur betroffen sind, sondern auch davon profitieren. Versorger stehen als zentrale Plattformen im Mittelpunkt. Sie profitieren von hohen Energiepreisen ebenso wie die rohstoffnahen Energiekonzerne, die sich in hoher Geschwindigkeit in Richtung erneuerbare Energien bewegen. Zuletzt stellen wir Unternehmen vor, die die Technologien für die neue Infrastruktur herstellen, quasi die Schaufeln für die grüne Zukunft der Energie.

Versorger

Grüne Plattformen

Vorgezogener Ausstieg aus der Kohleverstromung bis 2030, Abschaltung der Atomkraftwerke - Deutschland geht bei der Energiepolitik einen Sonderweg. Dafür sollen regenerative Quellen wie Wind- und Solarkraft bis 2030 rund 80 statt der bisher geplanten 60 Prozent des Stroms liefern. Die großen Versorger Eon und RWE haben sich durch einen wegweisenden Asset-Tausch auf den Wandel vorbereitet. RWE ist inzwischen Europas drittgrößter Produzent von grünem Strom und zweitgrößter Betreiber von Windparks auf hoher See.

Ähnlich wie Wettbewerber, etwa Spaniens Iberdrola, profitieren die Essener auch als Stromhändler von den hohen Preisen. So verbuchte RWE während der ersten neun Monate 2021 im Handel 65 Prozent Gewinnzuwachs. Gut möglich, dass der Versorger deshalb seine Jahresprognose übertrifft.

RWE-Lenker Markus Krebber signalisierte schon früh, dass der DAX-Konzern die Herausforderung eines schnelleren Kohleausstiegs stemmen könne. Wenn zwei Voraussetzungen erfüllt sind: flottere Genehmigungsverfahren sowie Gaskraftwerke als Back-up für Solar- und Windenergie. Schließlich braucht Deutschland eine Absicherung des Energieangebots, wenn der anstehende Umbau energieintensiver Branchen wie etwa Stahl und Chemie hinzukommt. So rechnet etwa BASF in der Herstellung von Chemikalien am weltgrößten Standort Ludwigshafen bis 2035 mit einer Verdreifachung des Strombedarfs. Ein Viertel der Energie soll ein Windpark in der Nordsee liefern, den BASF mit RWE betreiben will.

RWE macht Tempo

Bis 2030 will RWE-Chef Krebber 50 Milliarden Euro in den Ausbau der Ökostromkapazitäten investieren. Statt um 1,5 Gigawatt pro Jahr soll die Kapazität des grünen Portfolios nun jährlich um 2,5 Gigawatt erhöht werden. Bis 2030 soll die Gesamtleistung von Solar- und Windparks der Essener auf 50 Gigawatt gegenüber dem Stand 2020 knapp verdoppelt werden.

Zum Portfolio gehört auch die sogenannte flexible Stromerzeugung aus Wasserkraft und mit Gas. Mit 17 Gigawatt ist sie aktuell der größte Teil des Energieerzeugungsportfolios. Diese Klassiker liefern mit rund 8,5 Prozent Rendite nach Steuern auch die höchsten Margen im Konzern. Auch deshalb will RWE Gaskraftwerke trotz des fossilen Brennstoffs weiter betreiben. Dem stehen die Erneuerbaren aber nicht weit nach: Bei den bis 2030 geplanten Windparks erwartet RWE sieben Prozent Rendite, bei Solarparks und Stromspeichern sind es im Schnitt 5,5 Prozent.

Bei ihren Solar- und Windparks müssen große Lieferanten grünen Stroms wie RWE, Iberdrola in Spanien oder Ørsted in Dänemark durchaus auf ausreichend hohe Renditen achten. Denn vor allem der Faktor Natur ist nicht beeinflussbar. 2021 etwa war ein schlechtes Windjahr. Ørsted, weltgrößter Betreiber von Offshore-Windparks, musste trotz grundsätzlich hoher Effizienz und Profitabilität im November eine Gewinnwarnung abgeben.

Zahlreiche Investoren stoßen bei der Suche nach Rendite früher oder später auf grüne Energieprojekte. Vom günstigen Investitionsklima profitieren dabei auch Projektierer von Wind- und Solarparks. Für Unternehmen wie die Bremer Energiekontor, einem der größten Projektierer Deutschlands, bringt die neue Berliner Regierung Rückenwind. Die Ampel will die Genehmigungsverfahren für grüne Energieprojekte deutlich vereinfachen und verkürzen. Das würde eine der größten Hürden im Geschäft abbauen. Dem 1990 gegründeten Unternehmen, dessen Geschäfte sich in den vergangenen Jahren gut entwickelten, dürfte das zusätzlichen Auftrieb bringen. Denn gut die Hälfte der Wind- und Solarprojekte von Energiekontor liegen in Deutschland.

Durch den Öko-Umbau der Wirtschaft und die sich beschleunigende Elektromobilität steigt die Stromnutzung absehbar an. Um das zu bewältigen, werden die Netze künftig digitalisiert. Das erleichtert die Integration von Speichern und die Installation elektromobiler Ladeinfrastruktur. Der Netzbetreiber Eon sieht sich hier als Vorreiter. Chef Leonhard Birnbaum will bis 2026 27 Milliarden Euro in die Digitalisierung stecken. Die Mittel sollen aus dem Cashflow sowie aus Verkäufen von Randgeschäften kommen.

In Frankreich freut man sich besonders über den Entwurf zur EU-Taxonomie, wonach auch der Strom aus Atomkraftwerken als nachhaltig eingestuft wird. Schließlich deckt das Land 70 Prozent seines Stromverbrauchs mit Atomstrom ab, trotz der Risiken etwa bei der Endlagerung. Von einer möglichen Wiederentdeckung der Technologie, zumindest aber von den verbesserten Refinanzierungsmöglichkeiten, dürfte Frankreichs größter Versorger, die Éléctricité de France (EDF), profitieren. Außerhalb Frankreichs schiebt die Green-Deal-Taxonomie auch das Geschäft von Versorgern wie Iberdrola und Endesa an, die ebenfalls AKW betreiben.

Energiekonzerne

Grüner Drive

Europas breit aufgestellte Öl- und Gaskonzerne wie BP, Royal Dutch Shell oder TotalEnergies werden wegen der Förderung und Verwendung fossiler Brennstoffe derzeit von vielen institutionellen Anlegern gemieden. Die Riesen zählen auch zu den großen Betreibern von Gaskraftwerken. Aktuell wird rund ein Drittel des in Europa geförderten Gases in Kraftwerken eingesetzt, schätzt die US-Bank Goldman Sachs.

Als Gaskraftwerkbetreiber könnten die schmutzigen Riesen jedoch wegen der EU-Taxonomie eine Renaissance in der Investmentbrache erleben. Zugleich stecken die Unternehmen mitten in einem grünen Umbau. Denn sie investieren Milliarden in den Ausbau regenerativer Energien. Die Analysten von Goldman erwarten, dass Europas Energiekonzerne bis 2030 rund 40 Prozent ihrer Investitionen in grüne Sektoren lenken, das wäre dann viermal so viel wie heute. Neben dem Bau von Solar- und Windparks geht es um den klimafreundlichen Umbau von Prozessen in der Petrochemie, der Herstellung synthetischer und biologischer Kraftstoffe sowie von grünem Wasserstoff. Unterm Strich dürfte die Branche, die derzeit erst sieben Prozent grünes Geschäft hat, den Schätzungen zufolge Ende des Jahrzehnts ein Viertel ihrer Gesamterlöse mit klimafreundlichen Technologien einfahren.

Der britisch-niederländische Konzern Royal Dutch Shell wählt bei der grünen Transformation einen breiteren Ansatz als Wettbewerber wie die britische BP oder Frankreichs TotalEnergies. Shell setzt zwar weniger stark auf den Ausbau von Solar- und Windparks. Wie die beiden Konkurrenten aus Großbritannien und Frankreich will der Konzern dennoch bis 2050 klimaneutral werden. Zudem gibt es schon ein konkretes Ziel für den Ausbau des grünen Portfolios. Bis 2030 will Shell die Gesamtkapazität klimafreundlicher Energie auf 560 Terrawatt verdoppeln.

Ein Beispiel für die grüne Transformation ist der Umbau der Produktion. Weltweit betreibt Shell 30 Raffinerien und Chemiefabriken. In der größten Raffinerie Deutschlands, dem Energie- und Chemiepark Rheinland bei Köln, soll die Produktion bis 2040 mit Milliarden auf klimafreundliche Nachhaltigkeit getrimmt werden. Energie und Biokraftstoffe sollen überwiegend aus Kunststoffen, anorganischen Abfällen, gebrauchten Ölen und Fetten sowie Biomasse erzeugt werden und nur noch zu einem geringen Anteil aus Rohöl. Den Strom für diese Prozesse sollen unter anderem Solar- und Windparks liefern.

Zusätzlich setzt Shell als weltgrößter Konzern für Flüssiggas (LNG) auch auf Gaskraftwerke und Energiespeicher. Zudem erweitert der größte Tankstellenbetreiber der Welt mit mehr als 44.000 Stationen sein Ladenetz für Elektro- und Hybridautos. Bis 2025 soll die Zahl der Ladestationen von 60.000 auf 500.000 mehr als verachtfacht werden.

Beim avisierten Ausbau von Solar- und Windparks ganz vorn dabei ist TotalEnergies. Bereits bis Ende des Jahrzehnts wollen die Franzosen über ein Erzeugungsportfolio von 35 Gigawatt Kapazität verfügen, das dann 15 Prozent des Energiemixes des Konzerns liefert. Der Gasanteil wird gesteigert, er soll dann die Hälfte ausmachen. Dieser Ausbau geht zulasten des Ölgeschäfts, dessen Beitrag am Mix auf 30 Prozent fallen soll. Den Rest liefern Wasserstoff und Biomasse. 2050, wenn der Konzern klimaneutral sein will, soll die Erzeugungskapazität aus Sonne und Wind bei 100 Gigawatt Leistung liegen. Damit wäre TotalEnergies voraussichtlich als Betreiber von Wind- und Solarparks weltweit die Nummer 1.

Ausrüster

Grüne Schaufeln

Dass Gaskraftwerke als Übergangslösung nach dem Abschalten der Kernkraftwerke für die Versorgung Deutschlands notwendig sind, darüber besteht Einigkeit. Schließlich weht nicht immer Wind, auch die Sonne bleibt bisweilen hinter Wolken. Bislang standen Hersteller von Gasturbinen jedoch auf der von Investoren ungeliebten schmutzigen Seite des Energiegeschäfts. Fonds mit strengen ESG-Kriterien mieden die Aktien, mit entsprechenden Folgen für die Kurse. Vor dem Hintergrund der neuen EU-Taxonomie könnte sich der Wind drehen. Denn neue Gasturbinen, die eine bestimmte Grenze beim CO2-Ausstoß nicht überschreiten, gelten künftig wohl als grüne Technik. Davon dürften Hersteller von Gasturbinen wie die deutsche Siemens Energy, der US-Konzern GE oder die französische Alstom profitieren.

Renaissance der Turbinen

Mit Blick auf den Kohleausstieg wird in Deutschland der Neubau vieler Gaskraftwerke notwendig. Die neue Bundesregierung will bis 2030 einen Zubau von 15 Gigawatt (GW) Kapazität, der Bundesverband der Deutschen Industrie geht gar von 43 GW zusätzlichem Bedarf aus - das entspräche der Leistung von 43 Atomreaktoren. Die Turbinen sollen nach den Plänen der Regierung allerdings H2-ready sein, also später CO2-mindernd teils mit grünem Wasserstoff betrieben werden können.

"Ein schneller Weg aus der Kohleverstromung führt nur über Erdgas", sagt Jochen Eickholt, Vorstand der Sparte Generation bei Siemens Energy. Die Münchner haben bereits Turbinen mit möglichen Wasserstoffanteilen von bis zu 100 Prozent im Portfolio.

Die ehrgeizigen Ausbaupläne des deutschen Klimaministers Robert Habeck dürften Herstellern von Windkraftanlagen wie SE, Nordex oder Vestas gefallen. Habeck will in Deutschland in den nächsten acht Jahren mit rund 40 Gigawatt die gleiche Windkraftkapazität aufbauen wie in den vergangenen 30 Jahren. Siemens Energy ist hier mit der Tochter Siemens Gamesa positioniert, die aber zuletzt mit Projekt- und Entwicklungsfehlern bei Windrädern für den Einsatz an Land von sich reden machte. Dafür sind die Bayern weltweite Nummer 1 bei den technologisch aufwendigeren und lukrativeren Offshore-Windturbinen für den Einsatz in Küstennähe und flachen Gewässern.

Dieses Segment der Windbranche setzt große Hoffnungen auf die ehrgeizigen Ausbaupläne der EU. Nach den Vorstellungen der Kommission soll die Leistung der maritimen Turbinen vor den Küsten Europas bis 2030 verfünffacht werden, bis 2050 könnte es Faktor 25 sein - bis zu 800 Milliarden Euro könnten fließen.

Hohe Materialkosten

Die Turbinenhersteller leiden derzeit allerdings unter hohen Materialpreisen etwa im Stahlbereich und exorbitant gestiegenen Logistikkosten. Bei Solarausrüstungen ist der Kostenanstieg weniger dramatisch. Weltweit führend in der Photovoltaik sind inzwischen die Chinesen. Anleger müssen hier große politische Unsicherheiten in Kauf nehmen.

Der deutsche Ausrüster SMA Solar stellt Wechselrichter für die Einspeisung des Solarstroms ins öffentliche Netz her. Das Unternehmen kämpft aber gerade mit Projektsonderlasten. Eine Alternative ist der US-Solarkonzern Enphase, der Pakete vom Solarmodul über Batteriespeicher bis hin zu Ladestationen anbietet und auch in Europa aktiv ist. Auch E-Auto-Weltmarktführer Tesla hat mit der Tochter Solar City einen Anbieter von Solaranlagen im Portfolio. Spezialität sind Dachziegel, die mit Photovoltaik-Material beschichtet sind.

Die zunehmend dezentrale Energielandschaft begünstigt überdies die Geschäfte von Unternehmen, die für die Anbindung von Solar- oder Windparks per Kabel sorgen. Europas führende Unternehmen sind Prysmian aus Italien, NKT aus Dänemark und die französische Nexans. NKT liefert etwa Hochspannungsleitungen, die den Strom aus den Offshore-Windparks vor der norddeutschen Küste in die Industriezentren im Süden der Republik transportieren. Nexans stellt Leitungen für Solar- und Windparks her, auch Vestas zählt zu den Kunden. Die Franzosen machen bereits über die Hälfte des Umsatzes mit der Verkabelung der grünen Energieparks. Es soll noch mehr werden. Viel spricht nicht dagegen.

Stromtarif steigt - so reagieren Sie richtig

Viele Kunden akzeptieren Erhöhungen des Tarifs aus Angst, schlimmstenfalls ohne Versorger dazustehen. Dies ist unbegründet: Laut Energiewirtschaftsgesetz (EnWG) hat jeder Haushalt Anspruch auf Grundversorgung. Leisten muss sie derjenige Anbieter, der die meisten Kunden in der jeweiligen Kommune versorgt.

Kontrollieren: Überprüfen Sie zuerst die Rechtmäßigkeit. Dabei wichtig: Eine Preisgarantie schließt nicht grundsätzlich Erhöhungen aus, denn sie betrifft oft nicht alle Bestandteile des Strompreises. Trotzdem versuchen Anbieter hier oft zu tricksen und erhöhen unrechtmäßig auch garantierte Bestandteile. Ist dies der Fall, können Sie der Erhöhung widersprechen.

Kündigen: Bei Erhöhungen haben Kunden ein Sonderkündigungsrecht. Dies darf nur dann vertraglich ausgeschlossen werden, wenn der Versorger sowohl steigende als auch fallende Kosten direkt an den Kunden weitergibt. Die Kündigungsfrist beträgt zwei Wochen nach Erhalt des Schreibens.

Alternative suchen: Recherchieren Sie über Vergleichsportale Alternativen. Dabei wichtig: Immer mindestens auf zwei Portalen suchen. Denn auch wenn dies gern suggeriert wird, vergleicht keines wirklich alle Tarife, sondern immer nur die, mit denen der Anbieter einen Vertrag abgeschlossen hat. Wer nicht selbst suchen will, kann sich auch an die Verbraucherzentralen wenden.

Abwarten: Sie finden gerade nichts Günstigeres? Da viele Experten davon ausgehen, dass die Preise im Sommer sinken werden, kann es auch sinnvoll sein, zunächst in der Grundversorgung zu bleiben und auf bessere Zeiten zu warten. Aus der Grundversorgung können Sie immer mit zweiwöchiger Frist aussteigen.
 


INVESTOR-INFO

RWE

Grüne Energie

Von den für 2030 avisierten 50 Gigawatt taxonomiekonformer Energie sollen Wind, Solar und Stromspeicher 31 Gigawatt liefern. Die Kapazität von Wasser und Gaskraftwerken soll von 17 auf 19 Gigawatt zulegen. Für dieses Kerngeschäft erwartet RWE beim operativen Gewinn (Ebitda) bis 2030 neun Prozent jährlichen Zuwachs, von 2,15 bis 2,55 Milliarden Euro 2021 auf fünf Milliarden Euro 2030. Der Stromhandel ist ein zusätzlicher und wesentlicher Gewinnbringer.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 45,00 Euro
Stoppkurs: 28,00 Euro

EON

Digitale Stromnetze

Mit der Digitalisierung seiner Infrastruktur bis 2026 erhöht Europas größter Netzbetreiber das Wachstum. Mit Blick auf Stromimport und Technologien wie Ladenetze und Energiespeicher ist das eine notwendige Voraussetzung für die Energiewende in Europa. Bis 2026 soll der operative Gewinn um jährlich vier Prozent auf dann 7,8 Milliarden Euro steigen. Beim Abbau der hohen Verschuldung liegt Eon im Plan. Die Dividende soll jährlich um bis zu fünf Prozent zulegen.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 15,00 Euro
Stoppkurs: 9,50 Euro

TotalEnergies

Ehrgeizige Pläne

TotalEnergies’ Agenda mit 35 Gigawatt Stromkapazität aus Sonne und Wind bis 2035 und 100 Gigawatt bis 2050 ist die ehrgeizigste Europas. Das Ölgeschäft ist effizient, schon ab 20 Dollar pro Fass Öl schreibt der französische Energieriese laut US-Börsendienst Bloomberg operative Gewinne. Für das abgelaufene Geschäftsjahr schätzen Analysten den Umsatz auf 165,8 Milliarden Euro, das wären 58 Prozent Zuwachs. Zudem soll der Cashflow aus dem operativen Geschäft deutlich zugelegt haben. Attraktiv.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 60,00 Euro
Stoppkurs: 39,00 Euro

Siemens Energy

Zweifache Chance

Nach der Rally bis zur DAX-Aufnahme geriet der Kurs der Siemens-Energietochter unter Druck. Derzeit notiert die Aktie in der Nähe der Erstnotiz nach dem Spin-off. Die in Aussicht stehende Aufnahme von Gaskraftwerken in die EU-Taxonomie stützt die Münchner ebenso wie der geplante Ausbau der Windkraft in Deutschland und Europa. Offshore ist Siemens Energy weltweite Nummer 1. Die Probleme bei Onshore-Turbinen geht das Management an. Langfristiges Potenzial.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 27,00 Euro
Stoppkurs: 18,00 Euro

Energiekontor

Beschleuniger

Während es an Kapital für Investitionen in grüne Energieprojekte kaum mangelt, waren lange Genehmigungsverfahren bisher eines der Wachstumshemmnisse für Projektierer. Beschleunigte Verfahren dürften die Bremer deutlich anschieben. Gut die Hälfte der Projektpipeline aus Wind- und Solarparks liegt in Deutschland. Die Norddeutschen wollen auch in Frankreich und den USA wachsen. Der Nettogewinnzuwachs im laufenden Jahr wird auf 54 Prozent geschätzt. Im Aufwind.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 80,00 Euro
Stoppkurs: 51,00 Euro

Nexans

Hochspannung

Nexans liefert spezielle Kabel für hohe Stromspannungen, die für den Ausbau der Energieversorgung mit Solarparks und Windrädern an Land und auf hoher See notwendig sind. Die Franzosen schätzen das jährliche Wachstum in diesem Markt bis 2030 auf knapp zwölf Prozent pro Jahr auf dann acht Milliarden Euro. Bis 2024 will sich Nexans deshalb vollständig auf sein Segment Elektrifizierung fokussieren und dessen Erlöse durch Zukäufe auf bis zu sieben Milliarden Euro nahezu verdoppeln. Aussichtsreich.

Empfehlung: Kaufen
Kursziel: 120,00 Euro
Stoppkurs: 69,00 Euro

SPDR MSCI Europe Utilities ETF

Europas Versorger im Korb

Mit diesem ETF holen sich Anleger die Wertentwicklung des MSCI Europe Utilities ins Depot. Dieser bildet die Aktienkursentwicklung der europäischen Versorger ab und enthält aktuell 25 Titel. Mit gut 14 Prozent nimmt die spanische Iberdrola das größte Gewicht ein. Dahinter folgt der italienische Energieversorger Enel mit knapp 14 Prozent und der britische Übertragungsnetzbetreiber National Grid mit knapp elf Prozent.

Robecosam Smart Energy

Lösungen für die Zukunft

Um die Klimaziele zu erreichen, sind Unternehmen gefragt, die alternative Energien anbieten oder für mehr Energieeffizienz sorgen. Mit diesem Fonds investiert man in ein breites Spektrum dieser Anbieter. Aktuell sind im Portfolio die Sektoren Halbleiter und Elektronik/Elektrik am höchsten gewichtet. Top-Wert ist ON Semiconductor, der Halbleiter für das Energiemanagement liefert. Stromversorger machen acht Prozent aus.

Wikifolio GreenDeal

Innovation für Klimaschutz

Mit dem Wikifolio €uro am Sonntag Greendeal Global investieren Anleger in innovative Firmen, die den klimafreundlichen Umbau der Wirtschaft voranbringen. Die aktuell 24 Wer- te im Depot, darunter der weltweit größte Windparkbetreiber Ørsted, die Energieriesen BP, Royal Dutch Shell und TotalEnergies, Kabelspezialist Nexans, RWE und Schneider Electric, decken ein breites Spektrum ab.