Die Rekorde purzeln wie im Akkord. 44,4 Grad Celsius in Portland, 40 Grad in Seattle, 43 Grad in Eugene, Oregon, wo Zuschauer der Leichtathletik-Ausscheidungskämpfe für die Olympischen Spiele wegen der hohen Temperaturen nach Hause geschickt wurden. Bis nach Idaho, Wyoming und Südkalifornien ächzen die Bürger unter der Hitze. Klimaanlagen, sonst im äußersten Nordwesten der USA wenig verbreitet, sind ausverkauft. Städte haben Kühlzentren eingerichtet, um ältere Menschen oder Obdachlose zu versorgen. Der nationale Wetterdienst der USA spricht von einer der extremsten und längsten Hitzewellen in der Region in der Wetterhistorie.

Das dringende Bedürfnis, die Aircondition aufzudrehen, trifft auf eine bereits angespannte Lage bei den Erdgasproduzenten, die den Treibstoff für viele stromproduzierende Kraftwerke liefern. Über Jahre haben Förderunternehmen kaum in die Erschließung neuer Vorkommen investiert: Der Preis war niedrig, das Angebot hoch. Jetzt nehmen sie wegen der Pandemie stillgelegte Anlagen nur sehr zögerlich wieder in Betrieb. Seit Ende März sind in den USA nach Angaben des Ölservicekonzerns Baker Hughes zu den bestehenden 92 nur fünf neue Bohrtürme hinzugekommen. Neben dem Wetter treibt auch die Erholung der Industrie die Nachfrage in die Höhe. Zudem können manche Wasserkraftwerke im Westen der USA aufgrund der anhaltenden Dürre nur eingeschränkt betrieben werden, der fehlende Strom wird von Gaskraftwerken ersetzt. Der US-Erdgaspreis hat sich in den vergangenen zwölf Monaten glatt verdoppelt.

Höhere Preise erwartet

Normalerweise nutzen Produzenten den Sommer, um Erdgaslager für die erwartete Winternachfrage zu füllen, die meist das Angebot übersteigt. Doch das gelingt derzeit nur begrenzt. Laut Commerzbank liegen die Lagerbestände aktuell 18 Prozent unter dem Vorjahresniveau. Experten rechnen daher mit einem weiteren Anstieg des Gaspreises.

Zudem ist die Situation international nicht viel besser. Auch in Europa und Asien ist der Energieträger wesentlich teurer als noch vor einem Jahr. Anleger, die auf höhere US-Erdgaspreise setzen wollen, können den Wisdomtree Natural Gas ETC (ISIN: DE 000 A0K RJ3 6) kaufen, der die Preisentwicklung des Dow Jones Erdgas-Index nachvollzieht. Der Kurs des Papiers schwankt sehr stark, die Gebühr beträgt jährlich 0,49 Prozent. Es besteht ein Währungsrisiko zum US-Dollar, dem Anleger mit einer abgesicherten Variante des ETC (DE 000 A1N ZLP 1) entgehen können. Die Investmentbank Goldman Sachs empfiehlt, lieber auf Aktien von Gasproduzenten zu setzen, wie zum Beispiel Cheniere Energy (US 164 11Q 101 3) oder EQT Corp. (US 268 84L 109 8 ).