Künstliche Intelligenz (KI), autonomes Fahren oder Internet der Dinge: Vor unseren Augen spielt sich eine digitale Revolution ab. Daran beteiligt sind aber nicht nur die Techriesen aus dem Silicon Valley, auch hier in Europa werden technologische Visionen verwirklicht. Laut dem Bericht "Life is Growth" von Tech.eu und Stripe haben sich die Investitionen in wachstumsstarke Technologien in Europa gegenüber 2016 auf 11,7 Milliarden Euro nahezu verdoppelt. "Das europäische Start-up-Ökosystem ist auf dem richtigen Weg, um in den kommenden Jahren Techgiganten hervorzubringen", glaubt Stripe-Manager Guillaume Princen.

"Bits" und "Bytes"

In hiesigen Breitengraden längst zum Giganten aufgestiegen ist SAP. Europas größtes Softwarehaus ist nicht nur weltweit führend bei Firmenprogrammen, auch alle Megatrends der Gegenwart werden abgedeckt. Mit der Lösung "HANA" etablierte SAP zum Beispiel eine Big-Data-Plattform für die Echtzeitanalyse von großen Datenmengen. Auch das Thema KI spielt eine wichtige Rolle. "Wir wollen mithilfe von KI alles, was sich in unserem ERP-System automatisieren lässt, automatisieren", sagt Franck Cohen, Leiter von SAP Digital Core & Industry Solutions. Das Ziel: 50 Prozent der manuellen Aufgaben im ERP-System in den kommenden drei Jahren zu automatisieren.

Dass die Strategie Früchte trägt, lässt sich nicht nur in der Bilanz, sondern auch an der Aktie ablesen. Auf Fünfjahressicht legte der Titel um 100 Prozent zu. Das aber reicht Vorstandschef Bill McDermott nicht. Er möchte den Börsenwert auf über 250 Milliarden Euro hieven - was einer erneuten Verdopplung gleichkommt.

Business-Software ist auch das Steckenpferd von Sage. Anders als SAP konzentrieren sich die Briten vor allem auf kleine und mittelständische Unternehmen. Der Marktführer im Bereich Buchhaltungs- und Lohnabrechnungsprogramme setzt dabei vor allem auf die Cloud. So soll der Beitrag der Mieterlöse, deren Anteil sich zwischen 2014 und 2018 von 16 auf 46 Prozent vergrößerte, langfristig auf 85 bis 90 Prozent steigen. Zugute kommt Sage derzeit die "Making Tax Digital"-Initiative der britischen Regierung, welche die Digitalisierung des Besteuerungsprozesses vorsieht. Den Anfang machte die Umsatzsteuer, bei der Unternehmen seit dem 1. April die MTD-Anforderungen erfüllen müssen. Die Experten von Jefferies sehen darin einen "Haupttreiber für das Wachstum im laufenden Geschäftsjahr".

Um "Bits" und "Bytes" geht es auch bei Dassault Systèmes. Der französische Softwarekonzern transformiert mit seinen Lösungen ganze Produktionsprozesse wie auch Produktdesigns. Dazu hat das Unternehmen unter anderem eine umfangreiche 3-D-Software im Angebot. Deren Einsatz ist branchenübergreifend möglich: So integrierte beispielsweise der Reifenhersteller Bridgestone die 3DExperience-Plattform in sein neues Smart-Factory-Programm, und das weltweit größte Minenunternehmen BHP möchte zusammen mit Dassault die Bergbauindustrie digitalisieren. Der Erfolg spiegelt sich in der Bilanz wider: 17 Prozent Umsatz- und Gewinnwachstum im ersten Quartal sprechen eine eindeutige Sprache.

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Unterschiedliche Technologieführer


Europas Technologiekompetenz beschränkt sich aber nicht nur auf Software, auch in Sachen Halbleiter beheimatet der alte Kontinent unverzichtbare Spezialisten. Dazu zählt beispielsweise der Chipanlagenbauer ASML, der Weltmarktführer bei Lithografiesystemen ist. Zum Kundenkreis der Niederländer zählt STMicroelectronics. Dessen elektronische Applikationen sind aus vielen Branchen nicht mehr wegzudenken.

Zuletzt hat der in den Niederlanden börsennotierte, aber in der Schweiz beheimatete Konzern den Fokus im Europageschäft vor allem auf Automotive- und Industrieanwendungen gelegt. Der Erfolg gibt STM recht: Bis Ende 2018 hat das Unternehmen neun Quartale in Folge den Umsatz prozentual zweistellig gesteigert. Auch die Profitabilität legte zuletzt wieder deutlich zu. Nach schwierigen Jahren im einstelligen Bereich erreichte die operative Marge 2018 wieder einen Wert von 14,5 Prozent. Und mittelfristig soll die Rendite auf 17 bis 19 Prozent klettern.

Soeben auf Grün umgeschaltet haben die Ampeln bei Ericsson. Der schwedische Netzwerkausrüster ist im vergangenen Jahr auf den Wachstumspfad zurückgekehrt und möchte nun im Zuge des neuen Mobilfunkstandards 5G den positiven Trend fortsetzen. "Bis heute hat Ericsson 16 kommerzielle Verträge mit Service-Providern für 5G-Netze, mehr als jeder andere Wettbewerber", freut sich Börje Ekholm. Damit das Auftragsbuch stetig dicker wird, setzt der Chef auch auf eine weitere Technologieführerschaft. Ericsson verfügt über ein Portfolio mit 49 000 Patenten. Mit einem Erlösplus von 13 Prozent und der Rückkehr in die Gewinnzone haben die Schweden zum Jahresauftakt die weitere Marschrichtung eindrucksvoll aufgezeigt.

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