Die Gemeinschaftswährung stieg wegen schwindender Spekulationen auf eine baldige weitere US-Zinserhöhung in der alten Woche zeitweise auf ein Zweieinhalb-Jahres-Hoch von 1,1776 Dollar. Dies macht heimische Waren auf dem Weltmarkt teurer. Wollen die Firmen die Verkaufspreise stabil halten, müssen sie geringere Gewinne in Kauf nehmen. Vor diesem Hintergrund verlor der Dax in den vergangenen Tagen insgesamt ein Prozent. Er litt dabei auch unter einer Reihe enttäuschender Firmenbilanzen.

Marktanalyst Heino Ruland von Ruland Research warnt jedoch vor überzogenem Pessimismus. "Fundamental ist alles in Ordnung." Die Konjunktur laufe rund. Außerdem gehe er davon aus, dass der Euro-Kurs mit etwa 1,17 Dollar seinen Höhepunkt vorläufig erreicht habe. Sein Kollege Ulrich Leuchtmann von der Commerzbank sagt dagegen eine weitere Aufwertung voraus. Grund für die aktuelle Dollar-Schwäche seien die unklaren Aussichten für die US-Geldpolitik. Gleichzeitig schwänden wegen der Russland-Affäre des Präsidenten Donald Trump die Hoffnungen auf eine baldige Umsetzung seiner Konjunktur- und Steuersenkungspläne.

NACH DER FED-SITZUNG IST VOR DER FED-SITZUNG



Neuen Schwung in die Devisenkurse könnten am Freitag die monatlichen US-Arbeitsmarktbericht bringen. Nachdem die US-Notenbank Fed in der alten Woche Zweifel an einer weiteren Zinserhöhung vor Jahresende weckte, erhoffen sich Börsianer von den Daten mehr Klarheit über den Kurs der Fed. Einen Vorgeschmack auf die offiziellen Zahlen liefern am Mittwoch die Daten der privaten Arbeitsagentur ADP. Gespannt warten Anleger zudem auf die Daten zu den US-Einkommen und die Ausgaben der Verbraucher am Dienstag. Der private Konsum gilt als Hauptstütze der weltgrößten Volkswirtschaft.

In Europa richtet sich die Aufmerksamkeit auf die Inflationszahlen am Montag. Sie könnten der Diskussion um eine Drosselung der Anleihekäufe durch die Europäische Zentralbank (EZB), über die im Herbst beraten werden soll, neue Nahrung geben. Felix Herrmann, Anlagestratege für Deutschland, Österreich und Osteuropa beim weltgrößten Vermögensverwalter Blackrock, rechnet allerdings frühestens auf der Ratssitzung im Oktober mit der Ankündigung des sogenannten "Tapering": "Denn streng genommen liegt der EZB-Termin am 7. September noch im Sommer."

Sollte sich der Euro auf seinem aktuellen Niveau halten, werde die EZB ihre Bondkäufe ab Januar etwa alle zwei Monate um fünf Milliarden Euro kürzen, sagt MM Warburg-Experte Rahn voraus. Aktuell pumpt die Notenbank monatlich 60 Milliarden Euro in die Finanzmärkte.

Unterdessen läuft die Bilanzsaison auf Hochtouren. In der neuen Woche öffnet etwa die Hälfte der 30 Dax-Unternehmen die Bücher. Zu dieser Gruppe gehören Siemens und BMW (jeweils Donnerstag). Bei dem bayerischen Autobauer wird das Zwischenergebnis allerdings wie bei den Konkurrenten Daimler und Volkswagen von der Diesel-Krise und den Kartell-Vorwürfen überschattet. Aus dem Ausland geben unter anderem die Großbrauerei Heineken (Montag) und der Elektronik-Anbieter Apple (Dienstag) Geschäftszahlen bekannt.

rtr