Die Kursentwicklung beim Euro dürfte in der neuen Woche über Wohl und Wehe im Dax entscheiden. "Wertet die Gemeinschaftswährung weiter auf, fürchten Anleger eine Belastung für die exportstarke deutsche Industrie", sagt NordLB-Analyst Tobias Basse. "Um Aktien werden Investoren dann lieber einen Bogen machen." Schon in den vergangenen Handelstagen hielten sich Anleger angesichts des wieder festeren Euros zurück. Spekulationen auf eine behutsame Straffung der US-Geldpolitik hatten der Gemeinschaftswährung Rückenwind verliehen. Sie notierte mit 1,1342 Dollar zeitweise auf dem höchsten Stand seit fünf Wochen.

Der Dax schloss am Freitag 0,6 Prozent fester bei fast 9951 Punkten. Der Dow-Jones-Index ging 0,7 Prozent höher aus dem Handel. Der S&P-500 legte wie auch die Nasdaq um 0,4 Prozent zu.

"Die Finanzmärkte bleiben Getriebene der Geldpolitik, daran wird sich auch nach den jüngsten Sitzungen der großen Notenbanken nichts ändern", sagt ein Börsianer. Vor allem das Thema US-Leitzinsen ist für Investoren noch nicht vom Tisch. Die amerikanische Notenbank Fed hatte am Mittwoch signalisiert, dass sie nach der historischen Zinswende vom Dezember im laufenden Jahr nur noch zwei Mal nachlegen will. Ende 2015 hatten die Währungshüter noch doppelt so viele Schritte auf dem Zettel.

GELDPOLITIK LÄSST ANLEGER NICHT LOS



In den kommenden Tagen dürften die Investoren nun die zahlreichen Reden von US-Zentralbankern auf Signale für den Zeitpunkt der nächsten Anhebung abklopfen. Es sprechen unter anderem Charles Evans (Dienstag), Chef des Fed-Ablegers in Chicago, und James Bullard (Donnerstag), Präsident der Fed von St. Louis. Analyst Alexander Bühler von der VP Bank hält eine weitere Straffung der Geldpolitik im Juni für wahrscheinlich. "Die US-Wirtschaft konnte zuletzt über weite Strecken überzeugen. Wichtig ist nur, dass Fed-Chefin Janet Yellen keine kalten Füße bekommt." Den Kursen am Terminmarkt zufolge sehen Anleger die Wahrscheinlichkeit einer US-Zinserhöhung im Juni aber nur bei 40 Prozent. Vor der Fed-Sitzung hatte sie bei 52 Prozent gelegen.

US-Konjunkturdaten stehen in der neuen Woche nur wenige auf dem Terminplan. Hierzu gehören die Auftragseingänge für langlebige Güter am Donnerstag. Nach dem kräftigen Plus im Januar rechnen Analysten im Februar mit einer Korrektur. In Europa richtet sich der Fokus am Donnerstag auf die Stimmungsbarometer der deutschen und europäischen Einkaufsmanager. Einen Vorgeschmack liefert am Dienstag der Ifo-Index, der das Klima in den deutschen Chef-Etagen widerspiegelt. Enttäuschende Zahlen könnten Spekulationen auf weitere Geldspritzen der Europäischen Zentralbank (EZB) neue Nahrung geben. Die Währungshüter hatten erst vor wenigen Tagen ihre Anleihekäufe aufgestockt und die Zinsen gesenkt. Zuletzt schürte EZB-Chefvolkswirt Peter Praet Spekulationen auf weitere Zinssenkungen. "Wie man bei anderen Notenbanken sieht, haben wir rein technisch noch nicht das untere Ende erreicht", sagte er am Freitag in einem Zeitungsinterview.

PROSIEBEN STEIGT IN DEN DAX AUF



Auf der Unternehmensseite geht es eher ruhig zu. Einige Firmen wie Fuchs Petrolub, Kuka (jeweils Dienstag) und Biotest (Mittwoch) legen ihre detaillierten Gesamtjahreszahlen vor. An Karfreitag bleiben die Börsen in Frankfurt und in den USA geschlossen. Besonders aufmerksam dürften die Anleger das Debüt von ProSieben im Dax verfolgen. Der TV-Konzern, der bislang im MDax gelistet ist, übernimmt ab Montag den Platz von K+S im deutsche Leitindex. Damit steigt erstmals ein Medienunternehmen in die erste Börsenliga auf. Der Düngemittelhersteller K+S war seit 2008 im Dax.

Reuters