Nach den Kursgewinnen zum Wochenanfang haben die Anleger an den europäischen Aktienmärkten am Dienstag wieder einen Gang zurückgeschaltet. Die andauernde Achterbahnfahrt der Ölpreise und die deutliche Eintrübung der Stimmung in den deutschen Chefetagen belasteten die Kurse. Der Euro fiel auf ein Drei-Wochen-Tief von 1,0990 Dollar. Der Dax pendelte am Nachmittag um rund 9500 Punkte, ein Minus von knapp einem Prozent. Der EuroStoxx50 büßte 0,7 Prozent auf 2914 Zähler ein. Für die Wall Street signalisierten die US-Futures leicht fallende Kurse.

Mit einem Run auf die Aktien der Deutschen Börse und der London Stock Exchange (LSE) reagierten die Anleger auf einen Exklusiv-Bericht der Nachrichtenagentur Reuters, wonach die beiden Börsen über eine Fusion verhandeln. Deutsche Börse stiegen um vier Prozent, LSE sogar um über 13 Prozent. Beide Börsenbetreiber kommentierten den Bericht zunächst nicht. Schon 2005 hatten sie einen Zusammenschluss versucht - vergebens.

Den Gesamtmarkt konnte dies allerdings nicht nach oben bringen. Denn die Preiskapriolen am Ölmarkt stehen weiter im Fokus. Die richtungsweisende Rohöl-Sorte Brent aus der Nordsee verbilligte sich zeitweise um 2,7 Prozent auf 33,75 Dollar je Barrel (159 Liter). Am Nachmittag zog der Preis aber wieder an und notierte in der Spitze 1,2 Prozent höher bei 35,11 Dollar. "Das Auf und Ab der Preise dürfte sich fortsetzen, bis es klare Anzeichen für einen Rückgang des Ölangebotes gibt", erklärten die Analysten der Commerzbank. Noch am Montag hatten Spekulationen auf eine sinkende Förderung in den USA die Preise in die Höhe getrieben und dem Dax ein zweiprozentiges Plus beschert.

Der Verfall der Ölpreise hatte zuletzt an den Aktienmärkten Spekulationen auf Ausfälle im Bankensektor als Folge möglicher Pleiten von Ölfirmen ausgelöst. Das hat den Dax und den EuroStoxx seit Jahresbeginn um mehr als zehn Prozent in den Keller geschickt.

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GOLD GLÄNZT WIEDER HELLER



Der überraschend starke Einbruch des vom Ifo-Institut gemessenen Geschäftsklimas lastete zusätzlich auf der Stimmung. "Die Unternehmen haben offenbar den Glauben daran verloren, dass die bislang so robuste Binnennachfrage auch künftig den außenwirtschaftlichen und geopolitischen Risiken standhält", erklärte Analyst Jens Kramer von der NordLB. Das seien weitere Argumente für die Europäische Zentralbank (EZB), im März die Geldpolitik weiter zu lockern.

Angesichts dieser Gemengelage und der Diskussion um einen möglichen EU-Austritt Großbritanniens suchten viele Anleger wieder die Sicherheit der lange vernachlässigten Krisenwährung Gold. Eine Feinunze verteuerte sich um 1,2 Prozent auf 1222,50 Dollar. Die Edelmetall-Bestände des weltgrößten Gold-Fonds, SPDR Gold stiegen so stark wie seit August 2011 nicht mehr.

VORSCHUSSLORBEEREN FÜR FRESENIUS



Im Dax rutschten vor allem die Favoriten vom Montag ab - allen voran RWE und E.ON, die je mehr als zwei Prozent verloren, nachdem sie am Montag über fünf Prozent gewonnen hatten. Auf der Gewinnerseite standen Fresenius mit einem Plus von 1,4 Prozent ganz oben. Börsianer verwiesen auf die am Mittwoch anstehende Bilanzveröffentlichung und einen positiven Analystenkommentar.

Lange Gesichter dagegen in London, wo der Minenkonzern BHP Billiton die Anleger mit einer Dividendensenkung verprellte. Die Titel fielen um 3,4 Prozent. Mehr als drei Prozent verloren auch Standard Chartered : Der britischen Großbank brockten die Probleme vieler Schwellenländer den ersten Jahresverlust seit 1989 ein.

Reuters