Beide Partner möchten in den kommenden Jahren mindestens fünf Wirkstoffforschungsprogramme aufsetzen. Diese sollen von Evotec entwickelt werden. Über folgende Aussage von Steve Hitchcock (Global Head of Research bei Takeda) dürften sich die Evotec-Aktionäre besonders gefreut haben: "Takeda und Evotec verbindet eine langjährige Zusammenarbeit und wir haben großes Vertrauen in Evotecs Kompetenzen." Im Rahmen der künftigen Kooperation wird Evotec von Takeda zum einen eine einmalige Vorabzahlung für den Zugang zu den Forschungs-Plattformen erhalten. Zum anderen hat Evotec Anspruch auf sogenannte Meilensteinzahlungen. Diese können sich pro Programm auf etwa 170 Millionen Dollar belaufen. Zudem gibt es die Aussicht auf Beteiligungen an potenziellen Umsätzen. Die positive Reaktion der Börse auf diese Meldung ist daher sehr gut nachvollziehbar.

Nur zur Erinnerung: Im vergangenen Geschäftsjahr gelang dem in Hamburg beheimateten Biotechunternehmen bei den Erlösen aus den Verträgen mit Kunden eine Steigerung von 263,8 Millionen auf 375,4 Millionen Euro (+42,3 Prozent). Beim Aufwand für Forschung und Entwicklung wurde eine Plus von 17,6 Millionen auf 35,6 Millionen Euro (+102 Prozent) erzielt und das bereinigte Konzern-EBITDA kletterte von 57,2 Millionen auf 95,5 Millionen Euro (+67,0 Prozent). Dies alles dürfte ein Beleg dafür sein, dass es sich bei Evotec um ein ausgesprochen erfolgreiches Wachstumsunternehmen handelt und beim Ende Juli erfolgten Kurssturz um in der Spitze 30 Prozent nach unten wohl etwas übertrieben wurde. Unter massiven Verkaufsdruck geriet die Aktie nachdem das Management die Prognose für den operativen Gewinn (Ebitda) weniger stark angehoben habe als für den Umsatz. Außerdem bezifferte das Unternehmen die Aussicht auf den Verlust von Zahlungen von Sanofi auf 20 Millionen Euro. Beides kam bei den erfolgsverwöhnten Anteilseignern gar nicht gut an.

Unternehmenschef Werner Lanthaler zeigte sich von den Kursturbulenzen der Aktie jedoch unbeeindruckt und kaufte Anfang September, nachdem der Titel in der zweiten Augusthälfte ein Achtmonatstief markiert hatte, 1.000 Evotec-Aktien und bezahlte hierfür 190.000 Euro. Auch die Analysten reagierten auf den sommerlichen Kurseinbruch der Aktie relativ "cool". Die Privatbank Berenberg hat bei Evotec sogar eine Heraufstufung von "Hold" auf "Buy" vorgenommen und dabei das Kursziel auf 28 Euro belassen. Tenor: Nach dem Ausverkauf habe die Bewertung des Biotechnologieunternehmens wieder ein attraktives Niveau erreicht. Die Analysten der Deutschen Bank blicken ebenfalls zuversichtlich drein und haben im September ihre Kaufempfehlung ("Buy") bekräftigt und das Kursziel bei 25 Euro belassen. Anleger, deren Nerven die überdurchschnittliche Volatilität der Aktie verkraften, können den Titel auf lange Sicht kaufen.

Aus charttechnischer Sicht trübte sich im August die Lage aus zwei Gründen massiv ein. Erstens: Im Zuge des Kurssturzes verletzte der Titel die langfristige 200-Tage-Linie und generierte dadurch ein klares Verkaufssignal. Zweitens: Außerdem wurde der seit Frühjahr 2018 gebildete Aufwärtstrendkanal nach unten verlassen, was die Stimmung zusätzlich trübte. Mittlerweile hat sich der Biotechtitel aber wieder gefangen und kehrte sogar in seinen langfristigen Aufwärtstrend zurück. Zur bei 21,84 Euro verlaufenden 200-Tage-Linie fehlt nicht mehr viel. Sollte sie nachhaltig zurückerobert werden, wäre dies als starkes charttechnisches Kaufsignal zu interpretieren. Über eines sollten sich Investoren aber bewusst sein: Derzeit gehört die Evotec-Aktie mit Blick auf ihre historische 30-Tage-Volatilität (58 Prozent) zur Gruppe der drei riskantesten TecDAX-Papiere.