United Internet steht kurz davor, für 420 Millionen Euro gut 20 Prozent der Drillisch-Aktien zu kontrollieren. "Mittelfristig dürfte eine Aufstockung des Anteils beziehungsweise eine Mehrheitsübernahme von Drillisch eine realistische Option sein", sagte Stefan Borscheid, Telekom-Analyst bei der LBBW, am Dienstag. Eine Zusammenarbeit würde beiden Unternehmen viel Geld sparen.

United Internet dementiert, dass solche Absichten "derzeit" bestehen. "Als strategischer Aktionär wollen wir die weitere Entwicklung der Drillisch AG begleiten und von deren Wachstum profitieren", sagte Konzernchef und Milliardär Ralph Dommermuth. Die Wettbewerbsbehörden müssen den Deal noch genehmigen.

Die Aktien von Drillisch waren am Montag vor der offiziellen Verkündung der Transaktion am Abend um zeitweise zehn Prozent nach oben geschnellt. Am Dienstag war deshalb die Luft raus: Die Titel fielen um gut drei Prozent.

Auf Seite 2: EXPERTE - UNITED NIMMT AUFSICHTSRAT INS VISIER





EXPERTE - UNITED NIMMT AUFSICHTSRAT INS VISIER

United Internet betreibt ebenso wie Drillisch keine eigene Mobilfunkinfrastruktur, sondern kauft Netzbetreibern wie Vodafone Telefonminuten und Datenpakete ab und vermarktet die Angebote unter eigenem Namen. Bislang war die Rollenverteilung in dem Milliarden-Markt klar: United Internet ging ebenso wie der dritte im Bunde - Freenet - mit großem Werbeaufwand auf Kundenfang, während Drillisch als Preisbrecher unter dem Radar der Großen unterwegs war. Selbst Reklame war bislang zu teuer, stattdessen setze die Firma aus Maintal bei Frankfurt etwa darauf, mit ihren gut ein Dutzend Billigmarken wie "Simply" oder "Discotel" bei Tarifvergleichen möglichst weit vorne zu landen. Doch nun wendet sich das Blatt: Drillisch will dank einer Vereinbarung mit Telefonica Deutschland ("o2") raus aus der Nische und sich als Nummer vier unter den Mobilfunkanbietern etablieren. Basis dafür sind 300 von o2 übernommene Läden sowie die Marke "Yourfone" - und sogar Fernsehwerbung soll geschaltet werden. Analysten sehen den Einstieg von United Internet deshalb auch als Versuch, den ehrgeizigen Rivalen in Schach zu halten. "Durch einen Sitz im Aufsichtsrat könnte United Internet den Wettbewerber teilweise kontrollieren", sagte Adrian Pehl von der Equinet Bank. Sprungbrett für den ehrgeizigen Wachstumskurs von Drillisch ist ein Deal mit o2 vom vorigen Sommer. Damals wurde besiegelt, dass Drillisch mindestens fünf Jahre lang 20 bis 30 Prozent der Netzkapazitäten mietet. O2 musste Platz für den Wettbewerber schaffen, um von der EU-Kommission grünes Licht für die 8,6 Milliarden Euro schwere Übernahme des Rivalen E-Plus zu erhalten.

Reuters