Nach der jüngsten Rally am deutschen Aktienmarkt haben die Anleger am Donnerstag durchgeschnauft. Sowohl die EZB-Geldspritze als auch das Konjunkturpaket der Bundesregierung konnte die Laune der Börsianer nicht langfristig beflügeln.

Allerdings war der DAX auch in Erwartung neuer Milliardenspritzen allein in den vergangenen beiden Tagen um rund 1.000 Punkten gestiegen. Antriebsfeder der Investoren bleibt die Wette auf eine schnelle wirtschaftliche Erholung von der Krise. Die aktuelle Aufholjagd sorgt dafür, dass der Corona-Crash immer mehr ausgebügelt wird, wenngleich viele Marktbeobachter Besorgnis äußern. "Die Luft wird zunehmend und die derzeitigen Bewertungsniveaus lassen sich fundamental nicht mehr argumentieren", warnte etwa Andreas Likpow von der Comdirect Bank.

Europas Währungshüter legen derweil im Kampf gegen die beispiellosen wirtschaftlichen Folgen der Pandemie noch einmal nach und erhöhen ihr Corona-Notkaufprogramm für Anleihe um 600 Milliarden auf nunmehr 1,35 Billionen Euro. Fachleute hatten zuvor mit weiteren 500 Milliarden Euro gerechnet. Die Mindestlaufzeit des Kaufprogramms wird zudem um ein halbes Jahr bis Ende Juni 2021verlängert.

Gewinner im Leitindex war am Donnerstag mit mehr als 3,5 Prozent die HeidelbergCement-Aktie - damit setzte das Papier die Rally der vergangenen Tage fort. Dabei ließ es die Anleger kalt, dass der Baustoffekonzern weiterhin keinen Ausblick für das Jahr geben will.

Schlusslicht im DAX war die Continental-Aktie mit mehr als 3,5 Prozent im Minus. Hier lastete die Enttäuschung der Anleger über das geplante Konjunkturprogramm auf der Aktie. Allgemein ließen die Autowerte am Donnerstag Federn. Da sich die Koalition gegen eine Kaufprämie für Benziner und Dieselautos entschieden hatte, aber für deutlich höhere Prämien für Elektroautos.

Was am Donnerstag an der Börse außerdem wichtig war



Bayer und BASF können Dicamba in USA vorerst nicht mehr verkaufen
Rückschlag für Bayer und BASF: Ein US-Gericht hat eine 2018 erteilte Zulassung des Unkrautvernichters Dicamba aufgehoben. Die US-Umweltbehörde EPA habe die Risiken des Produkts falsch eingeschätzt, hieß es in der Begründung des Gerichts vom Mittwoch (Ortszeit) in San Francisco. Unter Abwägung der Fehler der EPA bei der Zulassung einerseits und der Folgen einer Aufhebung andererseits werde dem Mittel die Registrierung entzogen.

Experte zu Konjunkturpaket: Großer Schub für die Autoindustrie bleibt aus
Fachleute sehen in den geplanten Hilfen der großen Koalition für die Autoindustrie in der Corona-Krise Licht und Schatten. "Bei der Elektromobilität sind die 6000 Euro für die rein batteriegetriebenen Autos ein sehr kräftiger Impuls", schrieb Branchenexperte Ferdinand Dudenhöffer vom Duisburger Auto-Forschungsinstitut CAR am Donnerstag zum Paket der Koalitionsspitzen. "Mal sehen, inwieweit die Autobauer ihre heutigen Zuschüsse zu den Elektroautoprämien zurückfahren. Das würde ich nicht ausschließen." Mit dem staatlichen Rabatt fördere man zudem nur einen kleinen Teilmarkt. "Es fehlt der große Schub für die restlichen 90 Prozent, und genau die 90 Prozent bewegen unsere Wirtschaft und unser Sozialprodukt", schrieb Dudenhöffer. Die Elektroprämie sei ein Selbstläufer in der politischen Umsetzung, weil man damit zu "Everybody's Darling" werde.

HeidelbergCement-Chef wagt weiterhin keine Prognose für 2020
Der Baustoffkonzern HeidelbergCement gibt wegen der Coronavirus-Pandemie weiterhin keine Ziele für das laufende Jahr aus. "Der Ausblick 2020 ist weiterhin ungewiss", sagte Unternehmenschef Dominik von Achten am Donnerstag auf der Online-Hauptversammlung in Heidelberg. Auch nach fast sechs Monaten könne der Vorstand keinen Ausblick für 2020 geben. Die Krise werde aber im laufenden Jahr deutliche Spuren bei Umsatz und Ergebnis hinterlassen.

Adidas-Geschäfte in China legen im Mai wieder zu
Der Sportartikelhersteller Adidas kommt in China nach dem Lockdown in der Corona-Krise wieder gut aus den Startlöchern. Zwar sei auch im Mai das Kundenaufkommen geringer gewesen als im Vorjahresmonat, teilte der Dax-Konzern am Donnerstag in Herzogenaurach mit. Da die Kunden aber mehr kauften sowie der Onlinehandel außerordentlich wuchs, konnten die Franken das mehr als ausgleichen. "Infolgedessen konnte in China für den Monat Mai ein Umsatzwachstum erzielt werden", hieß es weiter. Wegen der unerwartet schnellen Rückkehr zu Wachstum geht das Unternehmen jetzt davon aus, dass der Umsatz in China im zweiten Quartal in etwa auf Höhe des Vorjahres liegen wird.

LVMH prüft Corona-Auswirkungen auf Tiffany-Übernahme - Kein Aktienkauf am Markt
Der französische Luxuskonzern LVMH hat erneut Spekulationen zurückgewiesen, er wolle Aktien des Übernahmeziels Tiffany am freien Markt kaufen. Der Verwaltungsrat habe sich in seiner Sitzung am Dienstag vielmehr auf die Auswirkungen der Coronavirus-Krise konzentriert, hieß es am Donnerstag in einer Stellungnahme des Pariser Konzerns. Dabei sei es auch um den möglichen Einfluss der Pandemie auf die Geschäftszahlen und Perspektiven von Tiffany im Lichte der Vereinbarung beider Unternehmen gegangen. Ob es die Möglichkeit für eine Nachverhandlung des Übernahmepreises gibt, dazu machte LVMH keine Angaben.

Amazon vergrößert Frachtflugzeug-Flotte
Der US-Internet-Riese Amazon least zwölf zusätzliche Frachtflugzeuge. In einer Mitteilung vom Mittwoch (Ortszeit) verwies der Konzern auf die in Zeiten der Corona-Pandemie in den USA landesweit gestiegene Nachfrage nach Lieferungen an die Haustür.

dpa-AFX/rtr/ak