Vom strahlenden Börsenhelden zum Bösewicht: Facebook-Chef Mark ­Zuckerberg hat eine anstrengende Zeit hinter sich. Sein Internetnetzwerk ist nach einer Serie von Skandalen zum Symbol für die Gefahren des digitalen Zeitalters geworden. Nutzer und Werbekunden aber halten Facebook trotz der vielen negativen Schlagzeilen die Treue. Die jüngsten Quartalsergebnisse wecken die Hoffnung, dass der Internetriese die schwerste Krise in seiner noch jungen Geschichte überstehen wird.

Facebooks Nettogewinn stieg im vierten Quartal um 61 Prozent auf 6,9 Milliarden Dollar. Der von Analysten stark beachtete Gewinn je Aktie lag mit 2,38 Dollar genau 20 Cent über der Konsensschätzung der Wall Street.

Auch die Zahl der aktiven Nutzer auf der Hauptplattform Facebook überraschte positiv: Sie stieg um neun Prozent auf mehr als 1,5 Milliarden. Selbst in Märkten wie ­Europa, in denen das Netzwerk bereits weitverbreitet ist, konnte es neue Nutzer gewinnen. Wie populär Facebook ist, zeigt auch eine andere Zahl: Jeden Tag nutzen über zwei Milliarden Menschen, also rund ein Viertel der Weltbevölkerung, mindestens eines der Netzwerke des Konzerns, zu dem auch Insta­gram, Whatsapp und Messenger gehören.

Als Reaktion auf Datenskandale, russische Propaganda-Angriffe auf die US-Präsidentschaftswahl oder auch die schärferen Datenschutzvorschriften in der europäischen Union hat der Konzern viel Geld investiert. Auch die Investoren mussten leiden: Die Aktie hat im vergangenen Jahr in der Spitze mehr als ein Drittel an Wert verloren, nachdem Facebook im Sommer höhere Kosten und ein sich abflachendes Wachstum angekündigt hatte.

Comeback-Plan

Zuckerberg blickt inzwischen nach vorn, will mit neuen Produkten das Geschäft ankurbeln: Man werde wieder mehr Energie darauf verwenden, Menschen zu verbinden, kündigte Zuckerberg in einer Telefonkonferenz mit Finanzanalysten an. Sheryl Sandberg, bei ­Facebook für das Tagesgeschäft verantwortlich, sieht weiter viele Möglichkeiten, die Einnahmen durch eine effiziente Platzierung von Werbung zu steigern. Nach Schätzung der Marktforschungsfirma eMarketer dürfte Facebook in diesem Jahr knapp 21 Prozent des digitalen Werbemarkts kontrollieren. Nur die Alphabet-Tochter Google ist mit 31 Prozent größer.

Aus Sicht der Wall Street die wichtigste Frage ist, wie stark ­Facebook künftig wachsen kann. Allein aufgrund der Größe wird das immer schwerer. Der Umsatz stieg im vergangenen Quartal um 30 Prozent auf 16,9 Milliarden Dollar. Das klingt zunächst gut, war aber das schwächste Wachstum in mehr als sechs Jahren.

Für das neue Jahr kalkulieren Analysten laut der Bloomberg-Konsensschätzung mit einem Umsatzwachstum von knapp 25 Prozent und wegen steigender Kosten mit stagnierenden Gewinnen. Entsprechend ist das Bewertungsniveau der Aktie deutlich gesunken. Auf Basis der Gewinnerwartungen für die kommenden zwölf Monate liegt das Kurs-Gewinn-Verhältnis für Facebook unter 20 - und damit nahe der historischen Tiefststände.