Facebook hat die Anleger mit den Zahlen für das zweite Quartal enttäuscht. Zwar stieg der Umsatz im Vergleich zum Vorjahreszeitraum um satte 42 Prozent auf 13,23 Milliarden US-Dollar. Analysten hatten jedoch 13,36 Milliarden Dollar erwartet. Dass Firmenchef Mark Zuckerberg die Markterwartungen für den Umsatz verfehlt, hatte es zuletzt im ersten Quartal 2015 gegeben.

Nutzerwachstum enttäuscht ebenfalls



Auch bei der Zahl der monatlich aktiven Nutzer auf der Hauptplattform Facebook blieb Zuckerberg hinter den Erwartungen zurück. Im zweiten Quartal steht ein Plus von elf Prozent. 2,23 Milliarden Menschen nutzten mindestens einmal pro Monat das blaue Netzwerk. Experten hatten mit 2,25 Milliarden gerechnet.

Täglich nutzten 1,47 Milliarden Personen die Plattform, ein Plus von nur 1,5 Prozent zum Vorquartal. Das Wachstum war damit so langsam wie noch nie. Der Markt war indes von einem Wachstum von 2,3 Prozent ausgegangen.

Der Blick auf die einzelnen Regionen zeichnet ein noch trüberes Bild. Auf dem Heimatmarkt USA und in Kanada stagniert die Zahl der monatlich aktiven Nutzer bei 241 Millionen. In Europa ist die Nutzerzahl sogar erstmals gefallen - um rund eine Million auf 376 Millionen.

DSGVO im Blick



Die Nutzerzahl in Europa sei wegen der Ende März in Kraft getretenen Datenschutzverordnung (DSGVO) gesunken, sagte Zuckerberg in einem Analystengespräch. Wie alle Webseiten-Betreiber musste auch Facebook dadurch seine Nutzerbedingungen hin zu mehr Datenschutzvorgaben ändern.

Der US-Online-Riese betonte jedoch, dass die neuen Regeln sich auf den Umsatz nicht niedergeschlagen hätten. Zuckerberg bekräftigte, dass es ermutigend sei, dass die große Mehrheit der europäischen Nutzer der weiteren Datenauswertung für die personalisierte Werbung zugestimmt habe. Das ist für den Facebook-Konzern besonders wichtig, denn damit verdient die Plattform ihr Geld.

Durch die neue EU-Datenschutzverordnung und den Skandal um die Weitergabe von Nutzerdaten an die Analysefirma Cambridge Analytica steht das Thema Datenschutz im Fokus. Das Online-Netzwerk war massive in die Kritik geraten, weil Daten von Millionen Nutzern an die Datenanalyse-Firma abgeflossen waren.

Facebook investierte zuletzt nach eigenen Angaben viel in die Sicherheit der Nutzerdaten. Das habe sich auf die Profitabilität niedergeschlagen: Die Gewinnmarge fiel auf 44 Prozent, nach 47 Prozent im Vorjahr. Die Kosten sollen demnach auch im Gesamtjahr um 50 bis 60 Prozent steigen.

Trübe Aussichten



Für das Gesamtjahr ist der Facebook-Konzern indes wenig optimistisch. Für das zweite Halbjahr rechnet Finanzchef David Wehner nur noch mit einstelligen Wachstumsraten.

Durch die geringeren Einnahmen und zugleich höhere Kosten wird Facebook auf mittelfristige Sicht zudem weniger profitabel arbeiten. Die Marge werde in den kommenden Jahren auf rund 30 Prozent sinken.

Auf Seite 2: Einschätzung der Redaktion





Einschätzung der Redaktion



Die Quartalszahlen von Facebook kamen am Markt gar nicht gut an. Zahlreiche Analysten stuften die Facebook-Aktie herab und senkten die Kursziele.

Für Enttäuschung sorgte vor allem das Umsatz-Wachstum unter den Markterwartungen und die vorsichtige Prognose. Die Aktie stürzte zu Handelsbeginn am Donnerstag zeitweise um knapp 20 Prozent ab, verlor damit rund 130 Milliarden Dollar an Börsenwert. "Das ist fast so viel, wie das DAX-Schwergewicht SAP auf die Börsenwaage bringt. Das Ausmaß der Kursbewegung hat uns alle auf dem falschen Fuß erwischt", sagte Neil Wilson, Chef-Analyst des Online-Brokers Markets.com. Vor dem Kurssturz hatte die Aktie reihenweise neue Rekordstände erklommen, der temporäre Rückgang im Zuge des Datenskandals ist längst wieder ausgebügelt.

Das soziale Netzwerk Facebook ist seit einiger Zeit viel Kritik ausgesetzt, insbesondere wegen des Datenskandals um Cambridge Analytica Mitte März. Die Kritik trifft Facebook nun genau da, wo es schmerzt: Bei den täglichen Nutzerzahlen in den USA und Europa. Diese Regionen sind deshalb für Facebook besonders wichtig, weil sie für die Werbewirtschaft am interessantesten sind.

Überbewerten sollte man die Auswirkung des Cambridge Analytica-Skandals indes nicht. Die Zahl der US-Mitglieder stagniert seit mehreren Quartalen, nicht erst seit März. Und: Facebook machte in Nordamerika im vergangenen Quartal mehr als 25 Dollar Umsatz pro Nutzer. In Europa waren es nur 8,6 Dollar. Den Nutzerrückgang in Europa hatte Facebook bereits im April wegen der DSGVO prognostiziert.

Wegen der DSGVO können die Nutzer mehr entscheiden, was mit ihren Daten passiert. Das belastet das Werbegeschäft von Facebook. Denn die Werbekunden von Facebook schalten personalisierte Anzeigen, abhängig von den Nutzerdaten. Da die Daten möglicherweise an Qualität und Quantität verlieren, sind sie für die Werbewirtschaft nicht mehr so interessant, was auf die Preise drückt - und damit auf den Umsatz von Facebook.

Gute Nachrichten gab es indes von der Bildertochter Instagram. Die Zahl monatlicher Nutzer stieg von 600 Millionen Ende vergangenen Jahres auf eine Milliarde. Nach Einschätzung der Analysten von EMarketer trägt Instagram im laufenden Jahr voraussichtlich 18 Prozent zu den Einnahmen von Facebook bei. Das Ende der Fahnenstange dürfte noch längst nicht erreicht sein. 2019 dürften es bereits 23 Prozent sein, erwarten die Experten. Instagram ist ein Wachstumstreiber im Facebook-Konzern. Die Umsätze zu steigern sei für den Bilderdienst leichter, als es für Facebook zu Beginn war, schrieb Analyst Jitendra Waral von Bloomberg Intelligence kürzlich. Denn die Werbekunden kennen die Art der Monetarisierung bereits von der Hauptplattform. Im Vergleich zu den Facebook-Nutzern sind die Mitglieder bei Instagram zudem jünger und für die Werbewirtschaft somit interessanter.

Der Facebook-Konzern profitiert ganz generell von dem Netzwerkeffekt. Ein Produkt ist für den Einzelnen wertvoller, je mehr Menschen es nutzen. Ab einer gewissen Größe wächst die Zahl dann besonders schnell. Dazu kommt: Je mehr Nutzer, desto ansprechender ist das Netzwerk für Werbekunden.

Wegen der eingetrübten Aussichten, insbesondere der sinkenden Profitabilität und der anhaltenden Diskussion um die Datensicherheit, sollten Anleger zunächst noch abwarten, ob sich der Kursrückgang weiter fortsetzt.

Empfehlung: Beobachten.
Kursziel: 200,00 Euro
Stoppkurs: 120,00 Euro