Zum großen Verfall an den Terminmärkten ist der Dax in Reichweite der Marke von 10.000 Punkten geblieben. Der Leitindex lag am Nachmittag kaum verändert bei 9900 Zählern. Der EuroStoxx50 legte 0,3 Prozent zu. Unterstützung lieferte ein erneut sinkender Euro, der Waren europäischer Firmen auf dem Weltmarkt wettbewerbsfähiger macht.

Die Gemeinschaftswährung fiel um einen knappen halben US-Cent auf 1,1257 Dollar, nachdem EZB-Chefvolkswirt Peter Praet neue Hoffnungen auf weitere Zinssenkungen geschürt hatte. "Wie man bei anderen Notenbanken sieht, haben wir rein technisch noch nicht das untere Ende erreicht", sagte er in einem Zeitungsinterview. "Nach der Ratssitzung in der vergangenen Woche hörte es sich so an, dass sich die EZB dem Ende ihre Zinssenkungszyklus nähert", sagte Anlagestratege Rene Albrecht von der DZ Bank. Nun ruderten die Währungshüter zurück.

Marktanalyst Ben Le Brun vom Online-Broker OptionsXpress sagte weitere Kursgewinne am Aktienmarkt voraus und verwies auf die jüngsten Entscheidungen von EZB, Fed & Co., an ihrer lockeren Geldpolitik festzuhalten. "Wir haben eine wichtige Woche hinter uns und sind nicht nur unbeschädigt, sondern scheinbar gestärkt daraus hervorgegangen." Auch an der Wall Street steigt der Risikoappetit der Anleger: Am Nachmittag starteten Dow Jones & Co im Plus.

Eine klare Richtung werden die Aktienmärkte laut Börsianern wohl aber erst nach dem "Hexensabbat" einschlagen. Am Mittag verfielen Futures und Optionen auf den Dax bei 9901,45 Punkten, zum Xetra-Schluss sind Optionen auf einzelne Aktien an der Reihe. Zu diesem Termin schwanken die Aktienkurse üblicherweise stark, weil Investoren die Preise der Wertpapiere, auf die sie Derivate halten, in eine für sie günstige Richtung bewegen wollen.

ÜBERNAHME DRÜCKT FREENET - BANG & OLUFSEN GEFRAGT



Im Technologieindex TecDax trug Freenet mit einem Kursminus von bis zu 6,2 Prozent die rote Laterne. Der Telekomanbieter übernimmt für 714 Millionen Euro knapp ein Viertel am Schweizer Konkurrenten Sunrise. Analysten zeigten sich wenig begeistert. "Wir haben Schwierigkeiten, überzeugende strategische Gründe für einen solchen Schritt auszumachen", urteilten die Analysten vom Broker Jefferies. Auch die Experten von UBS und Vontobel sehen keine Synergien. Sunrise stiegen in Zürich nichtsdestotrotz um bis zu 9,8 Prozent auf ein Sieben-Monats-Hoch von 71,40 Franken. Das ist der größte Kurssprung der Firmengeschichte.

Die Papiere von Bang & Olufsen gewannen in Kopenhagen zeitweise 10,4 Prozent. Der Anbieter von High-End-Stereoanlagen und -Fernsehern will zukünftig gemeinsam mit dem südkoreanischen Konzern LG Electronics Fernseher entwickeln. Kritiker bemängelten bislang, dass die hochpreisigen Geräte der Verluste schreibenden dänischen Traditionsfirma der Konkurrenz technisch hinterherhinken.

HOFFNUNG AUF FÖRDERBREMSE HÄLT ÖLPREIS ÜBER 42 DOLLAR



Am Erdölmarkt wetteten Anleger weiter auf eine Begrenzung der Fördermengen durch die großen Exportländer, sagte Rohstoff-Experte Avtar Sandu vom Brokerhaus Phillip Futures. "Andernfalls wäre Öl angesichts der weltweiten Überproduktion mit 40 Dollar ziemlich teuer." Die richtungsweisende Sorte Brent aus der Nordsee stieg zeitweise auf ein Dreieinhalb-Monats-Hoch von 42,45 Dollar je Barrel (159 Liter).

Reuters