Und mittlerweile habe auch der Arbeitsmarkt weitere Fortschritte gemacht. Doch bereite die Ausbreitung der Delta-Variante des Corona-Virus Sorgen. "Wir werden die hereinkommenden Daten und die entstehenden Risiken sorgfältig prüfen", sagte Powell.

Die Fed kauft Monat für Monat Staatsanleihen und Hypothekenpapiere im Umfang von 120 Milliarden Dollar zur Stützung der Konjunktur. Eine Festlegung auf einen Zeitplan zum Abbau der Konjunkturhilfen - das sogenannte Tapering - vermied Powell nun, auch wenn eine Reihe von Währungshütern bereits öffentlich auf einen baldigen Beginn dringen. "Wir erwarten weiterhin, dass die Fed im vierten Quartal beschließt, die Anleihenkäufe zu reduzieren", sagte Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Targo-Bank-Chefvolkswirt Otmar Lang ist der Meinung, dass Powell spätestens auf der Fed-Sitzung im September konkreter mit Blick auf den Umfang und das Tempo des Taperings werden sollte. Die hohe Inflation in den USA sehe der Fed-Chef nach wie vor als vorübergehend an. Powell vertrete die Ansicht dass sie schon 2022 wieder bei gut zwei Prozent liegen werde: "Die Fed gibt sich damit geldpolitisch entspannter als viele Marktteilnehmer."

Die Aussichten auf einen lange währenden Konsumboom nach dem Ende vieler Corona-Restriktionen haben sich überdies im laufenden Monat eingetrübt: Wegen stark steigender Preise brach die Stimmung der US-Konsumenten ein. Waren und Dienstleistungen kosteten im Juli 5,4 Prozent mehr als im Vorjahresmonat. Einen ähnlich hohen Wert gab es zuletzt im August 2008.

JOBMARKTDATEN KÖNNEN TÜR FÜR TAPERING ÖFFNEN


Zugleich hat sich der in der Corona-Krise arg gebeutelte Jobmarkt zuletzt kräftig erholt, auch wenn die Zahl der Beschäftigten noch um rund 5,7 Millionen unter ihrem Höchststand von Februar 2020 liegt. Von Reuters befragte Experten erwarten für den nächste Woche anstehenden Arbeitsmarktbericht für August ein Stellenplus von 763.000. Sollte die Fed auf ihrer Sitzung im September zum Schluss kommen, dass im August weitere wesentliche Fortschritte in Richtung ihrer Ziele erzielt wurden, dürfte dies "die Tür für eine Tapering-Ankündigung öffnen", meint Ökonom Mohammed Kazmi von der Schweizer Privatbank UBP.

Der Chef des Notenbankbezirks Atlanta, Raphael Bostic, sagte Reuters, er halte es für "vernünftig", damit im Oktober zu beginnen. Voraussetzung sei jedoch, dass sich der zuletzt kräftige Stellenaufbau am Arbeitsmarkt fortsetze. Er verwies zugleich darauf, dass bereits ein Plus von 700.000 Jobs eine wichtige Wegmarke bei der von der Fed angestrebten Erholung des Arbeitsmarkts bedeuten würde. Denn dann wäre zumindest die Hälfte der in der Krise Stand Dezember 2020 verloren gegangenen rund zehn Millionen Arbeitsplätze wieder zurückgewonnen: "Das ist die Berechnung, die ich vornehme", sagte Bostic.

Eine genaue Beobachtung des US-Arbeitsmarktes bleibe der Schlüssel zur weiteren Einschätzung des geldpolitischen Kurses, sagte DWS-Volkswirt Christian Scherrmann: "Wir erwarten weitere Hinweise nach der Notenbanksitzung im September und rechnen frühestens Ende dieses Jahres mit dem Beginn der Reduktion der Anleihenankäufe." Laut Volkswirt Elmar Völker von der LBBW erscheinen Spekulationen unangebracht, wonach auf das 'Tapering' in naher Zukunft auch eine Leitzinswende folgen könnte.

rtr