"Insgesamt dürften die Arbeitsmarktdaten die Sorgenfalten der Fed etwas mindern, sie ihr aber noch keinesfalls vom Gesicht zaubern", prognostiziert Ökonomin Charlotte Heck-Parsch von der BayernLB.

Trotz des jüngsten Jobaufbaus erinnert die Arbeitslosenquote von 13,3 Prozent noch immer an die Zeiten der großen Depression in den 30er Jahren des vorigen Jahrhunderts. Für Mittwoch erwartet Heck-Parsch allerdings keine großen Ankündigungen: "Durch ihre zahlreichen Programme stellt die Notenbank bereits jetzt beispiellose Summen an Liquidität zur Verfügung und kann unlimitierte Programme ohne große Ankündigung dynamisch steuern." Notenbankchef Jerome Powell hat versichert, die Fed könne die Wirtschaft so lange wie nötig stützen.

Die Fed hat ihren Leitzins bereits auf die Spanne von null bis 0,25 Prozent gesenkt und dafür gesorgt, dass der Kreditfluss an Haushalte und Firmen nicht versiegt. Zudem will sie mit ihren Wertpapierankäufen das reibungslose Funktionieren der Märkte und die Umsetzung der Geldpolitik gewährleisten. Commerzbank-Ökonom Bernd Weidensteiner verweist darauf, dass die Fed bereits seit Anfang März US-Staatsanleihen für 1,6 Billionen Dollar und hypothekenbesicherte Anleihen (MBS) für 500 Milliarden Dollar erworben hat. "Demgegenüber fallen die bislang 100 Milliarden Dollar an Notkrediten kaum ins Gewicht."

Bisher habe die Fed den Finanzmärkten keine Orientierungslinie - eine sogenannte Guidance - über Dauer und Umfang ihrer Maßnahmen jenseits der Leitzinspolitik gegeben. Sie habe sich darauf beschränkt, auf kurzfristiger Basis die stetige Verringerung des wöchentlichen Kaufumfangs bekanntzugeben. "Hier könnte die Fed für eine bessere Guidance sorgen wollen", erklärte Weidensteiner. Die Währungshüter könnten seiner Ansicht nach zudem über Möglichkeiten diskutieren, das Versprechen niedriger Zinsen für einen langen Zeitraum "fester zu machen".

KONTROVERSE ÜBER NEGATIVZINSEN


Negativzinsen kämen für die Fed aber weiterhin nicht infrage, ergänzte der Experte. US-Präsident Donald Trump hat die Währungshüter zum wiederholten Mal aufgefordert, solche negativen Zinsen einzuführen. Sie gelten in der Geldpolitik als unkonventionelles Instrument, um in Krisenzeiten die Kreditvergabe der Banken an die Wirtschaft anzuschieben.

Trump, der im November seine Wiederwahl anstrebt, hat die überraschend gut ausgefallenen Zahlen vom Arbeitsmarkt als Zeichen gewertet, dass die Wirtschaft auf den Wachstumspfad zurückkehren wird. Powell hatte hingegen vor einer langen Durststrecke gewarnt, zumal weitere Wellen der Coronavirus-Epidemie nicht auszuschließen seien. "Vorerst wird sich die Fed daher wohl vor allem mit der Krisenbewältigung befassen", äußert Commerzbank-Experte Weidensteiner. Die Krise werde sich auch in den aktualisierten wirtschaftlichen Projektionen der Währungshüter niederschlagen.

Im März hatte die Fed angesichts der unklaren Lage die Aktualisierung ausfallen lassen. "Der Fokus der Sitzung dürfte auf den neuen Projektionen liegen, und der jüngste Arbeitsmarktbericht wird wohl nichts daran ändern, dass diese das Bild einer tiefen Rezession zeichnen werden", sagt BayernLB-Expertin Heck-Parsch voraus.

rtr