Stille Wasser sind tief", heißt es im Volksmund. Vielleicht ein Grund dafür, warum die Fintech Group ihre Zentrale in Frankfurt direkt am Ufer des Mains hat. Aktuell wird hier hinter verschlossenen Türen die künftige Aufstellung des Unternehmens heiß diskutiert. Neben dem Management dürfen die Investmentbanker von Lazard über die künftige Ausrichtung mitentscheiden. Die Prüfung umfasst mögliche strategische Partnerschaften, einen (Teil-)Verkauf der Gesellschaft und die Gewinnung neuer Investoren. Genau hier wittern Börsianer ihre Chance.

Allein seit der Ankündigung der strategischen Optionen Anfang Juli legte die Aktie um mehr als ein Viertel zu. Jüngst erhielt der Nebenwert Unterstützung von operativer Seite. Das vorläufige Halbjahres­- ergebnis des Fintech-Unternehmens ist gespickt mit Rekorden. Der Umsatz erreichte eine neue Bestmarke von 64,3 Millionen Euro, ein Zuwachs von 9,9 Prozent. Das Ergebnis vor Zinsen, Steuern und Abschreibungen (Ebitda) legte um rund sieben Prozent auf 19,7 Millionen Euro zu. Hinzu kommt, dass der Onlinebroker Flatex, auf den rund drei Viertel des Konzerngeschäfts entfallen, mehr als 22 000 Neukunden gewinnen konnte - ebenfalls eine Höchstleistung.

Bei so vielen Superlativen wundert es nicht, dass die Firma ihre Jahresprognose anhob. Wurde bislang eine Ebitda-Marge von 29 Prozent angestrebt, erwartet der Vorstand nun 31 Prozent. Bereits nach dem ersten Quartal hatte die Fintech Group das Renditeziel um 200 Basispunkte erhöht. "Wir beweisen seit Jahren eindrucksvoll, wie profitables Wachstum funktioniert", sagt Finanzchef Muhamad Chahrour. Der Weg zu "Europas führendem Anbieter für Finanztechnologie", so lautet die Marschroute von Chahrour, führt nicht nur über die etablierten ­Märkte Deutschland und Österreich. Im Juni kamen die Niederlande neu hinzu. In Spanien soll die Online-Brokerage-Plattform Flatex noch im vierten Quartal starten.

Hohe Transaktionswahrscheinlichkeit


Bis dahin könnte auch eine neue Strategie oder ein möglicher Käufer gefunden sein. Für Commerzbank-Analyst ­Christoph Blieffert ist ein Verkauf das bevorzugte Szenario. Er kommt unter Einbeziehung des Bargelds auf einen fairen Unternehmenswert von 29 Euro je Aktie. Die Transaktionswahrscheinlichkeit ist seiner Ansicht nach deshalb hoch, weil größere Aktionäre wie Flatex-Gründer Bernd Förtsch und die Beteiligungsfirma Heliad Partners bereit sind, ihre Anteile zu veräußern. Dies deckt sich mit einem Gerücht am Markt, das besagt, dass Förtsch bei 30 Euro abgabebereit sei. Wir stufen die Aktien sowohl aus operativer Sicht als auch mit Blick auf eine mögliche Übernahme auf "Kaufen" hoch.