In der zurückliegenden Woche hatten neue Zolldrohungen von US-Präsident Donald Trump gegen China die Finanzmärkte durchgerüttelt. Der Dax schaffte es aber zumindest mit rund 12.500 Punkten sein Vorwochen-Niveau zu halten.

Entscheidend für die weitere Richtung wird vor allem der Blick der Unternehmen in die Zukunft sein. "Die Frage ist, wie stark sich ein Handelskrieg nach Meinung der Firmen auf ihre Geschäfte niederschlagen könnte", sagt Marktexperte Ewout van Schaick vom Vermögensverwalter NN Investment Partners. Wegen der Zuspitzung im Handelsstreit seien bereits einige Dividendenprognosen hierzulande gesenkt worden, betont Commerzbank-Stratege Andreas Hürkamp. Steigende Gewinnbeteiligungen für die Aktionäre seien aber ein wichtiger Treiber der Dax-Rally der vergangenen Jahre gewesen.

Nach Meinung von Analyst Jochen Stanzl vom Handelshaus CMC Markets setzen Anleger darauf, dass die Zentralbanken die Zügel angesichts der Wachstumsgefahren etwas lockerer lassen. "Und das wiederum ist jetzt der Nährboden, auf dem sich die nächste Erleichterungsrally entlädt." Stanzl zufolge könnte der Dax somit die charttechnisch wichtige Marke von 12.600 Punkten in Angriff nehmen.

USA MIT VOLLER KRAFT VORAUS - CHINA-WACHSTUM GEBREMST



Die fundamentalen Aussichten für die Aktienmärkte sind der Bank M.M. Warburg zufolge zudem weiter gut. "Solange keine neue Rezession droht, sollten die Aktienkurse zulegen, denn trotz der vielen negativen Nachrichten sind die Gewinnerwartungen angestiegen." In den USA sorgten Steuerreform, höhere Staatsausgaben und die Deregulierung wichtiger Wirtschaftszweige für konjunkturellen Rückenwind. "Auch für die Deutschland beziehungsweise die Eurozone sind wir weiter optimistisch, auch wenn man sich hier auf erhöhte Trump-Tweet bedingte Volatilität einstellen muss."

Bei den US-Wirtschaftsdaten werden Anleger am Montag bei den Einzelhandelsdaten für Juni genauer hinschauen. Am Donnerstag steht neben den wöchentlichen Arbeitsmarktdaten noch der Industrieindex der Philly Fed für Juli auf dem Tableau. "In den USA spricht mehr und mehr dafür, dass die Wirtschaft im zweiten Quartal so kräftig wie seit fast vier Jahren nicht mehr expandiert hat", sagt Commerzbank-Ökonom Christoph Balz. Dagegen schwäche sich das Wachstum in China ab. "Nach unserer Einschätzung wirken sich nun der Schuldenabbau und der Abschwung im Immobiliengeschäft aus, während gleichzeitig unter den Banken die Sorgen vor Kreditausfällen zunimmt", sagt Balz. Am Montag will die Volksrepublik Daten zur Industrieproduktion und zum Bruttoinlandsprodukt vorlegen.

GESCHÄFTSBERICHTE DER UNTERNEHMEN IM FOKUS



Die Bilanzsaison kommt in Europa und den USA in der neuen Woche auf Touren. Die Investmentbank Goldman Sachs und der Pharma- und Konsumgüterkonzern Johnson & Johnson werden am Dienstag erwartet, gefolgt von dem Kreditkartenanbieter Visa, der Bank Morgan Stanley und dem Technologie-Schwergewicht IBM am Mittwoch. Bei den Firmenbilanzen wird es für Anleger in Deutschland am Donnerstag besonders spannend, wenn mit SAP der erste Dax-Konzern seine Bücher öffnet. Nach der überraschenden Margenverbesserung zu Jahresanfang rechnen die Analysten des Investmenthauses Baader Helvea im zweiten Quartal mit einer weiteren Verbesserung der Profitabilität bei dem Software-Anbieter. Am selben Tag werden auch Microsoft-Zahlen erwartet.

rtr