Es ist ein einfacher psychologischer Trick. Stellt man Menschen vor die Wahl, aus fünf Kategorien eine auszuwählen, nehmen die meisten die goldene Mitte. Die Mitte, also Risikoklasse 3 von 5 war durchaus golden - zumindest für Anleger in die drei Top-Fonds aus der Kategorie.

Neben den zwei Mischfonds Kapital Plus und BGF Global Allocation hat es ein reiner Anleihefonds an die Spitze geschafft. Der Templeton Emerging Markets Bond investiert aber nicht in klassische Staatsanleihen aus der Eurozone oder den USA. Er kauft Schuldscheine von Emittenten mit mehr Risiko: Nigeria, Ukraine und Sri Lanka sind im Portfolio.

Diese Schuldner müssen natürlich höhere Zinsen bezahlen als solide Staaten wie die Bundesrepublik. Und weil Fondsmanager Michael Hasenstab das Risiko gut im Griff hat, bietet sein Fonds das, was alle Anleger suchen: ein hervorragendes Chance-Risiko-Verhältnis. In den vergangenen zehn Jahren verloren Investoren maximal 21 Prozent - wenn sie zu den denkbar schlechtesten Zeitpunkten ge- und verkauft haben. Wer die ganzen zehn Jahre investiert blieb, konnte dafür sein Geld mehr als verdoppeln.

Fast immer zweistellig. Noch besser als Hasenstab - beim Verhältnis zwischen Chance und Risiko - war nur Stefan Kloss und sein Kapital Plus. Mit einem relativ starren Konzept, das aber konsequent durchgezogen wird, schaffte er über fast alle Betrachtungszeiträume - 1, 3, 5 und 10 Jahre zweistellige Jahresrenditen. Mit einem Maximalverlust von gerade 18 Prozent ließ er seine Anleger ruhig schlafen und hätte es fast noch in die Risikoklasse 2 geschafft.

Mehr Sein als Schein

Mit einem festen Mix aus Aktien und Anleihen schont der Kapital Plus die Nerven der Anleger

Der Kapital Plus kommt unscheinbar daher. Schon sein knapper Name lässt offen, in welche Anlageklassen Fondsmanager Stefan Kloss (41) investiert. Tatsächlich legt Kloss bei dem defensiven Mischfonds von Allianz Global Investors denkbar unspektakulär an. 70 Prozent des Fondsvermögens investiert der promovierte Betriebswirt in Anleihen aus dem Euroraum, mit den verbleibenden 30 Prozent kauft er europäische Aktien. Diese Aufteilung behält er fast immer bei. Aus gutem Grund, wie er findet. Denn Aktien und Anleihen sind meist unkorreliert zueinander, wie Fachleute sagen. Mal steigen Aktien, mal Anleihen, aber selten steigen oder fallen sie zur gleichen Zeit. Daher glätten beide Anlageklassen zusammen im Portfolio den Kursverlauf des Kapital Plus. "Wir kommen aus diesem Grund ohne taktische Asset Allocation aus", sagt Kloss und meint damit eine Erhöhung oder Senkung der Aktienquote je nachdem, ob die Kurse steigen oder fallen. Das mag unflexibel wirken, doch war der Kapital Plus mit seiner stabilen Strategie in den vergangenen zehn und 20 Jahren der renditestärkste defensive Mischfonds. Zudem erzielte der Kapital Plus in jedem Kalenderjahr seit 2004 eine positive Rendite. Einzig im Krisenjahr 2008 büßte er ein. Das Minus betrug damals 14 Prozent. Seinem Anspruch wurde der Kapital Plus damit dennoch gerecht. "Wir wollen Anlegern eine verlässliche Rendite bieten, ohne ihnen ein hohes Risiko zuzumuten", sagt Kloss über seine Ziele. So stabil die Aufteilung zwischen Aktien und Anleihen auch ist, innerhalb der beiden Anlageklassen wählen Kloss und seine Frankfurter Kollegen die Titel flexibel aus. Die Ideen für die besten Aktien kommen von Thorsten Winkelmann. Er mag europäische Unternehmen, die stabil und langfristig wachsen. In diese Kategorie fallen etwa Titel wie die spanische Textilkette Inditex, der dänische Insulinhersteller Novo Nordisk oder der deutsche Softwareanbieter SAP. Für das Anleihedepot wählt Johannes Reinhard Staatsanleihen mit guter und sehr guter Bonität aus dem Euroraum aus, da diese bei der Risikostreuung gegenüber Aktien besonders große Vorteile bieten. Zudem mischt Reinhard bis zu zehn Prozent Unternehmensanleihen bei, die ebenfalls gute Bonität aufweisen müssen. Überdies passt er die Restlaufzeiten der Anleihen an die Zinslage an. Kloss spielt beim Kapital Plus gewissermaßen die Rolle des Dirigenten und achtet darauf, dass die von seinen Kollegen ausgewählten Aktien und Anleihen gut miteinander harmonieren und keine Misstöne erzeugen. Der erste Eindruck beim Kapital Plus täuscht also. Er macht wenig Aufhebens um siæch, bietet aber mehr Sein als Schein.

Alles dürfen, nichts müssen

Dank großer Freiheiten kann der BGF Global Allocation dort anlegen, wo das beste Rendite-Risiko- Verhältnis zu finden ist

Der BGF Global Allocation Fund stellt seine gute Langzeitentwicklung auf griffige Art und Weise dar: Seit seiner Auflegung 1989 ist es dem Fonds in jedem beliebigen Zehnjahreszeitraum - auf Monatsbasis berechnet - gelungen, das Geld der Anleger mindestens zu verdoppeln. Beeindruckend.

Diesen Erfolg verdankt der Fonds seiner großen Flexibilität. Bei der Auswahl der Titel unterliegen die Fondsmanager Dennis Stattman, Dan Chamby und Aldo Roldan so gut wie keinen Beschränkungen. Bei Aktien können sie weltweit in Unternehmen jeder Größe und aus sämtlichen Branchen investieren. Und bei den Renten stehen den Fondsmanagern nicht nur Staats- und Unternehmensanleihen verlässlicher Schuldner zur Verfügung, sondern auch Hochzins-, Wandel- und Schwellenländeranleihen sowie inflationsgebundene Papiere. Zusätzlich können sie Derivate zur Absicherung einsetzen.

Bei Währungen zeigt sich die große Freiheit, die das Managertrio hat, ebenfalls: Im Portfolio finden sich nicht nur Papiere in den wichtigsten Devisen der Welt - US-Dollar, Yen, Euro und britisches Pfund -, sondern auch in anderen asiatischen, europäischen und südamerikanischen Währungen. Nicht zu übersehen ist jedoch die Dominanz des Dollars. Die breite Streuung spiegelt sich in der Zahl der gehaltenen Titel wider. Mehr als 700 Einzelwerte sind in dem 22 Milliarden Dollar schweren Fonds zu finden.

Zurzeit stecken 57 Prozent des Fondsvermögens in Aktien und ein Fünftel in Anleihen. Die Quote liquider Mittel ist mit 23 Prozent nicht gerade klein. "Der hohe Cash-Anteil beruht vor allem auf unserer pessimistischen Einschätzung für festverzinsliche Wertpapiere, die wir zurzeit stark untergewichtet haben", sagt Fondsmanager Stattman.

Der Investmentprozess des Fonds kombiniert volkswirtschaftliche Überlegungen (Top-down) mit betriebswirtschaftlichen (Bottom-up). Bei der Top-down- Analyse wollen Stattman und seine Kollegen herausfinden, welche Länder, Sektoren, Unternehmensgrößen und Anlageklassen das beste Rendite-Risiko- Profil aufweisen. Anschließend untersuchen sie bei der Bottom-up-Analyse die fundamentalen Daten der Unternehmen und Wertpapiere, um so die besten Titel für den Fonds zu ermitteln. Das Team des BGF Global Allocation Fund ist sehr erfahren und hat in den 25 Jahren des Bestehens der Strategie gezeigt, dass es auf lange Sicht mehr Rendite bei geringeren Schwankungen erwirtschaftet als ein klassisches gemischtes Portfolio aus Aktien und Anleihen. Dass sich dieser Erfolg fortsetzt, ist wahrscheinlich.

Die Freiheit nimmt er sich

Michael Hasenstab sucht mit seinem Templeton EM Bond auch exotische Investmentziele

Geld in Nigeria investieren? Klar. Der Regierung in Sri Lanka Geld leihen? Kein Problem. Ukrainische Staatsanleihen kaufen? Wieso nicht. Michael Hasenstab, der weltweite Anleihestratege von Franklin Templeton, bewegt sicht auch bei seinem ausschließlich für Schwellenländer konzipierten Fonds weit abseits des Investment-Mainstreams. Auf der Suche nach unterbewerteten Papieren oder Situationen, die andere zu negativ sehen, geht der vielfach für seine Managementleistungen ausgezeichnete Amerikaner Risiken ein, die andere unter allen Umständen scheuen würden.

Schließlich investiert Hasenstab nicht nur kleine Summen in Länder, die gerade erst einen Bürgerkrieg hinter sich haben wie Sri Lanka oder sogar noch mittendrin stecken wie die Ukraine. Vielmehr geht Hasenstab, wenn seine Analyse der wirtschaftlichen und politischen Gegebenheiten abgeschlossen ist, aufs Ganze. So liegen derzeit jeweils rund zehn Prozent des Fondsvermögens in Bonds aus Nigeria und der Ukraine. Und da der Markt für Anleihen aus Sri Lanka klein ist, sind bereits die fünf Prozent, die Hasenstab hier investiert, eine ordentliche Summe.

Das Selbstbewusstsein, solche Risiken einzugehen, hat sich der Fondsmanager verdient. Über Jahre hinweg war er mit seinen Analysen treffender als die Konkurrenz und hat mit globalen Anleihefonds Spitzenergebnisse erzielt. Basis der Entscheidungen ist bei seinem Team immer die Expertise vor Ort. Insgesamt beschäftigt Franklin Templeton weltweit 164 Experten, die Hasenstab Informationen über wirtschaftliche und politische Entwicklungen geben. Gerade Letztere sind bei exotischeren Investments oft wichtiger als die korrekte Deutung der volkswirtschaftlichen Daten. Wie in allen Anleihefonds, die er verantwortet, setzt Hasenstab derzeit auf kürzere Laufzeiten. Eine Positionierung, die vor allem bei einem Zinsanstieg von Vorteil wäre. Und auch im Währungsbereich spiegelt der Schwellenländerfonds das Makrobild Hasenstabs: Er geht mit Derivaten eine Position ein, die von einem fallenden Euro profitieren würde.

Diese Währungsflexibilität ist eine weitere Freiheit, die Hasenstab bereits in der Vergangenheit genutzt hat, um abseits der Benchmark Erträge einzufahren. Anders als andere Schwellenländerfonds, die entweder nur in Hartwährungen wie Dollar oder Euro investieren oder ausschließlich lokale Währungsbonds kaufen, kann der Fondsmanager beides tun. Aktuell ist die größte Währungsposition nach dem US-Dollar der mexikanische Peso mit über elf Prozent des Fondsvolumens. Mexiko? Fast schon langweilig für Hasenstab.

Die Kriterien, die Auswahl: Spitzenfonds für jeden Anlegertyp

Für diese Geschichte hat sich die Redaktion zweier Fragen angenommen, die sich die meisten Anleger bei der Suche nach der passenden Geldanlage stellen: Was kann ich verlieren, was kann ich gewinnen? Egal ob Aktien- oder Mischfonds, ob weltweit anlegend oder mit Fokus Deutschland, wichtig ist das Ergebnis: Stimmt die Wertentwicklung und steht sie in einem guten Verhältnis zu den Kursschwankungen, die Anlegern die Schweißperlen auf die Stirn treiben?

Zur Beantwortung dieser Fragen hat die Redaktion im ersten Schritt alle Fonds mit mehr als zehn Jahren Historie in fünf Risikoklassen unterteilt. Dafür haben wir eine Kennzahl verwendet: den Maximalverlust. Der sogenannte Maximum Drawdown beschreibt den Verlust, den ein Anleger im schlimmsten Fall in einem Anlagezeitraum (in unserem Fall zehn Jahre) erleiden konnte - wenn er jeweils zu den schlechtesten Zeitpunkten einund ausstieg. Die Kennzahl zeigt also den Verlust an, den man erlitten hätte, wenn man am Hochpunkt gekauft und am Tiefpunkt verkauft hätte. Kritiker mögen argumentieren, der Maximum Drawdown sei auch nur eine historische Kennzahl, die keinerlei Aufschlüsse über zukünftige Crashs geben kann. Und ja, die jeweiligen Maximalwerte der Fonds könnten in Zukunft größer sein. Aber richtig ist auch: Der maximale Verlust in den vergangenen zehn Jahren gibt Anlegern schon eine sehr genaue Vorstellung, wie schlimm es werden kann. Denn in diesem Zeitraum lag einer der größten Börsencrashs der Geschichte von Anfang 2008 bis März 2009. Im Herbst 2008 stand das gesamte Weltfinanzsystem vor dem Kollaps.

Um die zweite Frage, wie konstant diese Fonds gute Performance bringen, zu beantworten, haben wir diejenigen Fonds herausgefiltert, die über ein, drei, fünf und zehn Jahre die beste Wertentwicklung erzielt haben. Dazu hat die Redaktion die durchschnittlichen jährlichen Renditen für diese vier Zeiträume ermittelt und den Durchschnitt gebildet. Dabei wurden alle Zeiträume gleich gewichtet. Das langfristige Ergebnis über zehn Jahre ist damit genauso wichtig wie das kurzfristige Ergebnis über die vergangenen zwölf Monate.

Fonds für einzelne Branchen und Länder wurden nicht berücksichtigt, da hier nicht die nötige Flexibilität besteht, auf einen dauerhaften Abschwung in einer Branche oder Region zu reagieren.