Laut US-Wirtschaftsmagazin "Forbes" besitzt Warren Buffett 82 Milliarden US-Dollar und ist damit einer der reichsten Menschen der Welt. Doch wie konnte Buffett eigentlich so reich werden, fragen sich viele Anleger? Ist der Chef von Berkshire Hathaway womöglich ein Genie? Oder hat er lediglich Regeln befolgt, die man im Nachhinein selbst hätte anwenden können? Letzteres legt eine Studie nahe, die der Wirtschaftsprofessor und AQR-Mitarbeiter Andrea Frazzini im Jahr 2013 vorgelegt hat. Demnach war Buffett so erfolgreich, weil er auf die Faktoren Qualität, ­Value und niedrige Volatilität gesetzt hat. Mit entsprechenden Faktor-ETFs könnten Anleger der Performance von Buffett also nahekommen, so die vermeintliche Logik dahinter. Ganz so einfach ist es allerdings nicht. Denn laut Frazzini hat Buffett auch den Faktor Leverage eingesetzt, den Privatanleger kaum simulieren können.

Dennoch wäre es für Privatanleger reizvoll, bestimmte Anlagestile mit Faktor-ETFs zu replizieren. So setzt die französische Fondsgesellschaft Comgest seit über 30 Jahren etwa auf sogenannte Quality-Growth-Aktien. Könnte man die jeweiligen Comgest-Fonds also mit einem Quality-ETF für europäische-, globale- oder US-Aktien kopieren? Franz Weis, seit dem Jahr 2005 Fondsmanager bei Comgest, ist skeptisch.

"Die Hälfte der Quality-ETF-Titel würde nicht bei uns reinpassen", sagt er. So enthält der MSCI-World-Quality-Index etwa 300 Einzelwerte, bei der Quality-Variante für europäische- und US-Aktien sind es jeweils 125. Weis und seine Kollegen halten in ihren Fonds dagegen nur 30 bis 40 Einzelwerte. Denn sie legen besonders strenge Kriterien an, ehe sie einen Titel in die engere Wahl nehmen oder darin investieren. "Zudem schauen wir nicht nur zurück, sondern nach vorn", ergänzt Weis. Denn während MSCI bei seinen Indizes für Qualitätsaktien nur bereits bekannte Kennzahlen aus der Vergangenheit erfassen könne, würde Comgest beim Aktienkauf vor allem auf die Umsätze und Gewinne der kommenden drei bis fünf Jahre achten. Überdies schaue man nicht nur auf finanzielle Faktoren, betont der Comgest-Fondsmanager. "Auch Soft-Faktoren wie die Qualität des Managements spielen für uns eine Rolle", sagt er. Nach Gesprächen mit dem Management könne man deutlich besser abschätzen, wo die Führungsmannschaft langfristig neue Wachstumsquellen entdecke.

Dazu kämen weitere Aspekte, die ein Index nicht erfassen könne. "Die Kurse von Healthcare-Aktien werden zum Beispiel nicht vom Umsatz, sondern überwiegend von neuen Medikamenten beeinflusst", sagt Weis. Zudem würden sich die Geschäftsmodelle vieler Unternehmen ändern, weil neue Konkurrenten sie unter Druck setzten. Oder bestimmte Sektoren würden zunächst als defensiv, dann als ­dynamisch und schließlich wieder als ­defensiv gelten. Das träfe etwa auf Tele­komaktien zu. Die Praxis spricht für die Comgest-Fonds. Alles in allem liegen sie meist knapp vor dem jeweiligen Quality-ETF und können damit auch ihre höheren laufenden Kosten wettmachen.