€uro am Sonntag: Herr Bezalel, in Corona-Zeiten geht es mit den Anleihekursen wieder flott nach oben. Bleibt das so?

Ariel Bezalel:

Die Anleihe-Hausse geht vorerst weiter. Weltweit suchen Anleger immer verzweifelter nach Rendite. Daran wird sich auf absehbare Zeit nicht viel ändern. Die Zentralbanken werden weiter ihren Teil beitragen und wie bisher dem Markt unter die Arme greifen.

Die Zinsen sind schon bei null.

Die Zentralbanken müssen intervenieren. Ihnen bleibt gar keine Wahl. Sie können nicht einfach dem Markt die Unterstützung entziehen. Wir befinden uns inzwischen eindeutig in einer späten Phase des Konjunkturzyklus, und die Zentralbanken tun alles, um den Zyklus zu verlängern. Dazu gehört auch, die Finanzmärkte zu beeinflussen.

Wie lang kann das gutgehen?

Es wird immer schwieriger. Aber in Europa, Japan und auch in den USA werden die Notenbanken in den nächsten zwei bis drei Jahren an ihrer expansiven QE-Politik festhalten.

Und damit die Zinsen noch weiter nach unten drücken?

Selbst in den USA sind Nullzinsen für zehnjährige Staatsanleihen nicht auszuschließen. Die Fed wird die Zinsen in den nächsten zwölf bis 18 Monaten weiter herunterfahren. Doch ewig lässt sich der Schuldenaufbau nicht durchhalten. Früher oder später kommt das Ende der Party.

Aber noch sind wir nicht so weit.

Vorsicht: Schon heute lauern in einigen Ecken des Anleihemarkts Gefahren, die Investoren unbedingt im Auge behalten sollten. Vor allem bei Unternehmensanleihen müssen sie sehr wachsam sein. Die Bonität vieler Emittenten hat sich in den vergangenen zehn Jahren verschlechtert.

Bislang ist die Ausfallquote doch vergleichsweise niedrig.

Die Ausfallquoten waren bisher zwar gering, doch wenn das Wirtschaftswachstum niedrig bleibt, könnten konjunkturabhängige Unternehmen Schwierigkeiten bekommen, ihre Schulden zu begleichen. Dann kann die Liquidität an den Märkten sehr, sehr schnell zurückgehen und wirklich schmerzhafte Kursverluste zur Folge haben.

Wie schützen Sie Ihr Portfolio?

Ein wesentlicher Baustein sind Staatsanleihen bester Qualität, vor allem US-Staatsanleihen. Ich bin auch weiter bullish für US-Staatsanleihen, weil die Welt heute viel anfälliger für Deflationsschocks ist. Man könnte sagen, US-Staatsanleihen sind der ultimative sichere Hafen.

Aber lohnen T-Bonds auch, wenn es nicht zum Schock kommt?

Kursgewinne sind schon wegen der sinkenden US-Zinsen wahrscheinlich. Investoren aus dem Euroraum dürften darüber hinaus auch noch von Währungsgewinnen profitieren. Angesichts der anhaltenden Stagnation in Europa sollte sich der Dollar besser entwickeln als der Euro.

Mit welchen Anleihen lässt sich sonst noch Rendite einfahren?

Wir investieren auch in ausgewählte Unternehmensanleihen, sowohl in Anleihen mit guter Bonität als auch in riskantere Hochzinsanleihen. Außerdem halten wir Papiere aus einigen Schwellenländern. Wir sind da allerdings sehr wählerisch.

Welche dürfen ins Portfolio?

Wir sind beispielsweise in russischen Anleihen investiert. Russlands Staatsfinanzen sind in einer sehr guten Verfassung und auf Rubel lautende Anleihen bieten attraktive Renditen. Türkische Anleihen mögen wir dagegen nicht, wir meiden Länder wie die Türkei, die stark in fremden Währungen verschuldet sind.

Was ist mit chinesischen Bonds? Auch Anleihen aus China sind keine gute Idee. So wie Länder mit einer hohen wirtschaftlichen Abhängigkeit von China, da sich die Wachstumsaussichten für China verschlechtert haben.

Interview: Uli Kühn

Bewährter Rentenfonds: Ariel Bezalel steuert den neun Milliarden Euro schweren Jupiter Dynamic Bond, der mit seiner flexiblen und eher defensiven Strategie zu den erfolgreichsten globalen Rentenfonds gehört.