In einem exklusiven Interview erklärt Fondsmanager Stefan Risse, warum die Aktienquote seiner Fonds derzeit noch niedrig ist – und bei welchen Titeln er jetzt wieder zugreift. Einblicke in die Denkweise von Profis, die auf Substanz, Timing und Renditepotenzial setzen.

Aktien bleiben alternativlos – aber nur zum richtigen Preis

„Langfristig ist die Aktie nach wie vor das einzige Vehikel, in dem du dein Vermögen erhalten und vermehren kannst“, sagt Stefan Risse, Kapitalmarktstratege bei der Fondsgesellschaft ACATIS im Gespräch. Dennoch halten er und sein Team die Aktienquote in den Mischfonds aktuell bewusst niedrig. Der Grund: Viele Papiere sind ihm schlicht noch zu teuer. Auch das Engagement in den USA wurde reduziert – zugunsten von europäischen Aktien.

Risse betont: „Wir haben die Titel, die wir toll finden, behalten, aber wir haben ein bisschen reduziert.“ Besonders wichtig sei ihm die Relation zwischen Unternehmenswert und Preis. Nur wenn die Renditeerwartung von rund 10 % pro Jahr realistisch erscheine, werde aufgestockt oder neu investiert. Beispiele wie ASML oder LVMH zeigen, wie wichtig Timing und Marktphase dabei sind: Beide Werte standen lange auf der Watchlist und wurden erst nach Kursrücksetzern ins Portfolio aufgenommen.

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So bewerten Profis Aktien auf ihre Fairness

„Auch das aller, aller, aller tollste Unternehmen ist ein schlechtes Investment, wenn ich im Jetzt und Heute einen zu hohen Preis bezahle“, warnt Risse eindringlich. Entscheidend sei nicht das aktuelle KGV, sondern die langfristige Perspektive – insbesondere beim Free Cashflow. Risse erklärt: „Das Free-Cash-Flow-Wachstum ist die wichtigere Kennzahl als der Gewinn.“ Wer die Entwicklung dieses Werts über zehn Jahre realistisch prognostizieren kann, erkenne schnell, ob der heutige Preis gerechtfertigt ist.

Dabei unterscheidet Risse klar zwischen kapitalintensiven Firmen mit hohem Buchwert – wie Eisenbahngesellschaften – und kapitalleichten Wachstumsunternehmen à la Apple. Während erstere unter Buchwert gekauft werden können, zählen bei letzteren Zukunftsfantasien und Szenarioanalysen: „Wie stark kann die KI wachsen? Was kann das Unternehmen noch produzieren?“, nennt Risse als Beispiel. Wer diese Fragen nicht beantworten kann oder will, dem rät er zur breiten Diversifikation – ganz im Sinne Warren Buffetts: „Risiko entsteht dann, wenn ich nicht weiß, was ich tue.“

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