Für die einen war es die Geburt eines Neuen Marktes, andere bemängelten die hohen Zugangsvoraussetzungen, die die Deutsche Börse festlegte. Die Wahrheit liegt irgendwo dazwischen. Vor gut einem Jahr, am 1. März 2017, rief die Deutsche Börse Scale ins Leben. Vor allem kleineren und wachstumsstarken Unternehmen wollte sie eine Heimat am Kapitalmarkt geben. Gemacht ist Scale allerdings auch für die Etablierten. "Wir haben dadurch unsere Visibilität erhöht", sagt Joseph Daldrup, Vorstandschef des gleichnamigen Unternehmens. Scale ersetzte den Entry Standard und sollte für mehr Vertrauen bei Anlegern sorgen - vor allem aber den Neuen Markt und die vielen Pleiten von Mittelstandsanleihen vergessen machen.

Erfolgreicher Start



Tausende von Anlegern träumten Ende des Jahrtausends vom großen Reichtum mit wachstumsstarken Unternehmen am Neuen Markt. Letztlich lösten sich viele Wünsche in Luft auf. Firmen wie Gigabell, Micrologica oder Kabel New Media gingen pleite. Bilanzskandale erschütterten zudem das Anlegervertrauen. Beim Telematikunternehmen Comroad stellte sich etwa heraus, dass mehr als 90 Prozent der Umsätze frei erfunden waren. Viele Kleinanleger verloren ihr Geld und haben dem Kapitalmarkt den Rücken gekehrt.

Aus diesen Fehlern wollte die Deutsche Börse bei der Einführung von Scale lernen. Lediglich Unternehmen, die ihre Reife schon bewiesen haben, sollten die Chance bekommen, sich im neuen Segment für Investoren interessant zu machen. Bislang sieht es so aus, als ob Scale ein Erfolgsmodell werden könnte. In seinem ersten Jahr schlug der kleine Index die großen deutschen Konzerne: Einem Plus von 22,8 Prozent steht ein Plus von 1,4 Prozent gegenüber, das der DAX in diesem Zeitraum abgeworfen hat.



Gestartet ist das Segment mit knapp 40 Unternehmen. Mittlerweile notieren dort 50 Firmen. Um die Unternehmen zu filtern, bekam das Segment einen kleineren Partner zur Seite: Pünktlich zum einjährigen Jubiläum führte die Deutsche Börse den Scale 30 ein. Dort notieren die nach Handelsumsätzen stärksten Firmen. Ähnlich wie beim begrabenen Nemax 50, der früher die nach Marktkapitalisierung und Börsenumsatz größten Technologieunternehmen in Deutschland beheimatete, soll diesen Firmen eine höhere Aufmerksamkeit zukommen. Zudem können sie sich hier eher für einen Aufstieg in ein höheres Börsensegment empfehlen.

Ein Qualitätssiegel ist es deswegen aber noch lange nicht. Vor allem die Neulinge müssen sich erst noch beweisen: Der Industriedienstleister Ibu-Tec aus Weimar war im März 2017 die erste Neuemission im Scale. In diesem Jahr kamen mit dem Anbieter von Bildbearbeitungssystemen Stemmer Imaging und dem IT-Sicherheitsunternehmen Cyan bereits zwei Einsteiger dazu. Weitere Firmen stehen in den Startlöchern. "Ich gehe von einer größeren einstelligen Zahl an Unternehmen aus, die wir in diesem Jahr begrüßen können", sagte zuletzt Deutsche-Börse-Vorstand Hauke Stars.

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Stockpicking ist angesagt



Um ein neuerliches Desaster zu vermeiden, hat die Deutsche Börse die Zügel für den Zugang angezogen: So muss die Marktkapitalisierung der Unternehmen zum Start mindestens 30 Millionen Euro betragen, sie müssen länger als zwei Jahre existieren, der Streubesitz höher als 30 Prozent sein oder die Zahl der handelbaren Aktien bei mehr als einer Million liegen. Abgesehen davon müssen noch weitere Kriterien erfüllt sein (siehe Bild).



Bislang kommt das Börsensegment bei Unternehmen und Investoren gut an. In den ersten neun Monaten seit Einführung lag der Handelsumsatz bei 2,8 Milliarden Euro. Für das Gesamtjahr 2016 kam der Entry Standard auf 1,2 Milliarden Euro. "Die Einführung von Scale war der richtige Schritt", sagt Nebenwerteexperte Christoph Schlienkamp vom Bankhaus Lampe.

Doch selbst die strengeren Anforderungen konnten nicht verhindern, dass die Schwankungen der Aktienkurse extrem sind. Als die Börsen Anfang Februar ins Trudeln kamen, erwischte es das neue Börsensegment besonders hart. Unternehmen, die vor einem Jahr noch gefeiert wurden, deren Geschäftsmodell jedoch auf hölzernen Beinen steht, erlitten herbe Rückschläge. Bei den Scale-Titeln sollten Anleger deswegen besonders genau hinschauen. Dafür plädiert auch Schlienkamp: "Anleger sollten einzelne Titel auswählen und dennoch diversifizieren", erklärt der Experte. Schließlich sei die Entwicklung von Indizes lediglich eine Mischkalkulation. Aus seiner Sicht sollten sich Anleger an künftigen Megatrends orientieren und auf wachstumsstarke Unternehmen setzen. Vor allem aber sollten sie sich des Risikos bewusst sein, dass eine Rolltreppe nicht nur nach oben fährt.

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Zu schnell nach oben gestürmt



Während sich die Kurse von Firmen, die schon länger am Markt notieren, wie etwa Deutsche Rohstoff, Nanogate Systems oder Mensch und Maschine, dem Abwärtstrend zuletzt entziehen konnten, ist die Anfangseuphorie bei einigen Newcomern vorbei. Rapide abwärts ging es etwa mit dem Fintechunternehmen Naga Group.

Im Juli 2017 erblickte es als eines der ersten Start-ups die Scale-Welt. Gegründet wurde es zwei Jahre und fünf Wochen vor dem Börsengang - also gerade noch rechtzeitig, um den Anforderungen zu entsprechen. Selbst bezeichnet sich das Unternehmen vollmundig als Entwickler wegweisender Geschäftsmodelle, der die Finanztechnologie massentauglich machen will. Vornehmlich betreibt es eine Tradingplattform mit Social-Media-Funktionen.

Vom Ausgabepreis bei 2,40 Euro stürmte der Kurs bis Anfang November 2017 auf mehr als 14 Euro. Zu diesem Zeitpunkt entsprach dies einer Unternehmensbewertung von knapp 600 Millionen Euro. Nach vorläufigen Zahlen für das Jahr 2017 liegt der Umsatz bei gerade mal 12,6 Millionen Euro. Unterm Strich schreibt die Naga Group weiterhin rote Zahlen. Selbst bei den rosigsten Wachstumsprognosen kann der Umsatz künftig kaum so stark wachsen, dass eine Bewertung zu Höchstkursen gerechtfertigt wäre.

Wer dennoch investieren will, muss bereit sein, höchste Schwankungen auszuhalten. In den ersten Wochen nach dem IPO sprang der Kurs der Aktie so heftig hin und her, dass die Börsenaufsicht Bafin die Bewegungen untersuchte. Mittlerweile rutschte der Titel auf 5,70 Euro ab.

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An Boden verloren



Zu den Verlierern der vergangenen Wochen gehört auch der Immobilienfinanzierer Publity: Nach einer Gewinnwarnung im Sommer sind Investoren vorsichtig geworden. Im vergangenen Jahr verkaufte das Unternehmen weniger Objekte als geplant. Laut Firmenangaben soll es sich lediglich um Verschiebungen in das aktuelle Geschäftsjahr handeln. Der Markt will das allerdings nicht so recht glauben. Seit Januar verlor die Aktie mehr als 65 Prozent an Wert.

Ähnlich steil bergab ging es mit dem Kurs des viel gepriesenen Filmproduzenten und Videoportals Pantaflix. Nach dem furiosen Anstieg des Kurses von 32 Euro auf mehr als 210 Euro halbierte sich dieser wieder - in noch kürzerer Zeit. Pantaflix war zwischenzeitlich an der Börse mehr als 200 Millionen Euro wert. Auch Miteigentümer Matthias Schweighöfer dürfte mittlerweile ein paar Sorgenfalten bekommen haben. Vorstandschef Dan Maag hat sein Ziel allerdings nicht aus den Augen verloren: Er möchte das Unternehmen zu einem führenden Medienunternehmen in Europa entwickeln. Das gilt es jedoch erst noch zu beweisen.

Riskant, aktuell jedoch eher investierbar, sind Firmen wie Formycon oder mVise, die wie Pantaflix einen Venture-Capital-ähnlichen Charakter haben, deren Wahrscheinlichkeit erfolgreich zu sein, momentan aber größer ist.

Wer es eher ruhiger mag, investiert in den Bohrdienstleister und Kraftwerksbetreiber Daldrup oder den Anbieter von CAD-Systemen Mensch und Maschine. Beide Unternehmen gingen vor mehr als zehn Jahren an die Börse. Mensch und Maschine gehörte zu den ersten Unternehmen am Neuen Markt - und kam lediglich zwischendurch mal etwas unter die Räder. Gründer und Vorstandschef Adi Drotleff hat längst bewiesen, dass seine Strategie auch in etwas schwierigeren Zeiten funktioniert.



Artec Technologies-Aktie: Neuaufstellung könnte sich nun auszahlen



Obwohl schon seit 2006 notiert, gehört Artec Technologies mit einem Börsenwert von rund 15 Millionen Euro zu den kleinsten Vertretern im Scale-Segment. Das verdeutlicht das Problem. Dem IT-Unternehmen, das sich mit seinen Softwarelösungen auf die Auswertung von audiovisuellen Daten spezialisiert hat, gelang es in den vergangenen Jahren nicht, die zweifelsfrei vorhandene Kompetenz in ein stetig wachsendes Geschäft zu überführen.

Artec konnte zwar zahlreiche Großaufträge mit erstklassigen Kunden gewinnen, am Ende blieb unterm Strich aber wenig hängen. Das vergangene Jahr hat das Unternehmen genutzt, um sich strategisch neu aufzustellen. Die Produktpalette wurde überarbeitet, Cloud-Angebote wurden aufgesetzt. Zum Neustart gab es Rückenwind durch drei Großaufträge.

Die adressierten Themen wie Videoüberwachung, Zugangskontrollen, aber auch Urheberrechte haben Zukunft. Kunden wie das Bundesministerium des Inneren, Landesmedienanstalten und ein großes Medienunternehmen verdeutlichen die Produktqualität. Kann es dem Unternehmen darauf aufbauend gelingen, weitere Aufträge zu gewinnen und den Produkterfolg zu verstetigen, ist eine Neubewertung unausweichlich. Wegen des schwachen Track-Re-cords der vergangenen Jahre eignet sich der Wert aber eher für sehr spekulative Anleger.





Daldrup & Söhne-Aktie: Stromeinspeisung sorgt für Fantasie



Seit mehr als zehn Jahren notiert Daldrup an der Börse. Jüngst wurde das Unternehmen in Scale 30 aufgenommen. Vom mittelständischen Bohrdienstleister entwickelt sich das Unternehmen nach anfänglichen Schwierigkeiten zum Stromanbieter. Zuletzt erhöhte Daldrup den Anteil am Geothermiekraftwerk Landau auf 67,5 Prozent, an dem in Taufkirchen auf mehr als 55 Prozent. "Das Projekt in Landau ist über Plan, auch in Taufkirchen haben wir den ersten Strom ins Netz eingespeist", sagt Vorstandschef Joseph Daldrup.

In den kommenden Tagen rechnet er mit der ersten Vergütung, die das Erneuerbare Energien-Gesetz vorsieht. Für 2018 könnten erstmals Erlöse in Höhe von rund acht Millionen Euro fließen. Für Daldrup eröffnet sich damit eine neue Umsatzquelle. Erfreuliche Nachrichten kommen auch aus München: Für die Stadtwerke hat Daldrup den Auftrag für zwei weitere Bohrungen in einer Tiefe von 4000 Metern bekommen. Das Auftragsvolumen liegt im hohen einstelligen Millionenbereich.

Bis zum Jahr 2040 will München die erste Großstadt sein, die ihre komplette Fernwärme aus erneuerbarer Energie bezieht. Weitere Aufträge für Daldrup könnten folgen. Läuft alles glatt, sollte das Jahr 2018 erfolgreich werden. Die guten Nachrichten sind im Aktienkurs nicht eingepreist. Fantasie bekommt der Titel auch durch den Strom aus der Tiefe.





Deutsche Rohstoff-Aktie: Günstiger Nebenwert mit hohem Potenzial



Die Aktie der Deutschen Rohstoff erwacht aus ihrer Lethargie. Die Gesellschaft ist stark in amerikanischen Ölaktivitäten engagiert, aktuell werden Beteiligungen an drei Ölfirmen gehalten. Dort brummt das Geschäft. Im dritten Quartal 2017 wurden 3800 Barrel Öläquivalent pro Tag gefördert. Weil Bohrungen ausgeweitet wurden, hat sich die Leistung im vierten Quartal gesteigert und dürfte auch in diesem Jahr weiter zulegen.

Gleichzeitig steigt der Ölpreis und verleiht Umsatz und Betriebsergebnis Rückenwind. 2017 ging es im Vergleich zum Vorjahreszeitraum deutlich nach oben. 2018 könnte der Gewinn je Aktie auf fünf Euro in die Höhe schnellen. Das KGV wäre dann tief einstellig. In den kommenden drei Jahren kann die Gesellschaft auf Basis des Cashflows den aktuellen Börsenwert verdienen. Daneben verfolgt die Deutsche Rohstoff Aktivitäten bei Zinn, Seltenen Erden und Lithium, die teilweise noch in der Entwicklungsphase stecken, zukünftig aber bedeutsamer werden könnten als der Energiebereich.

Die Analysten von Kepler Cheuvreux sehen angesichts einer starken Öl- und Gasproduktion ein hohes Kurspotenzial und raten zum Kauf des Papiers. Wir schließen uns diesem Votum an. Wie alle Explorationsfirmen ist allerdings auch die Aktie der Deutschen Rohstoff grundsätzlich nur für spekulative Anlegernaturen geeignet.





FinTech Group-Aktie: Eine Wette auf aufgeregte Märkte



Die Aktie des Anbieters von Handelssystemen zählt zu den beliebtesten Titeln im Scale. Gewichtet nach Liquidität und Börsenwert ist die Fintech Group Anführer im Minisegment. Deshalb findet Vorstandschef Frank Niehage, dass es Zeit für einen Aufstieg ist. Nach dem Sommer will der Betreiber des Onlinebrokers Flatex in den Prime Standard.

"Dass wir es in den SDAX schaffen, ist wünschenswert, aber noch offen", sagte Niehage. Nachdem die US-Großbank Morgan Stanley als Eigner eingestiegen ist, sei aber auch die höhere Transparenz ein Argument. Die Frankfurter sind erfolgreich ins neue Jahr gestartet. Wegen der starken Schwankungen an den Börsen und des damit anziehenden Handels führte Flatex Transaktionen in Rekordhöhe aus. Im Vergleich zu den Vorjahresmonaten dürfte der Umsatz um 40  Prozent zugelegt haben. Auch von künftig steigenden Zinsen dürfte der Onlinebroker profitieren.

Im zweiten Segment, dem Vertrieb des Handelssystems an mittelgroße Banken, will Niehage im laufenden Jahr wohl nach Frankreich vorstoßen. Türöffner soll der neue Großkunde, die andorranische Vall Banc sein. In diesem Jahr erwartet Niehage Erlöse von rund 120 Millionen Euro und einen Gewinn von 24 Millionen Euro. Der Plan für 2017 - ein Umsatz von mehr als 100 Millionen Euro und ein Gewinn von rund 16,8 Millionen Euro - wurde erfüllt.





Formycon-Aktie: Auf der Jagd nach Blockbustern



Biogenerika gehört die Zukunft. Die Nachahmerprodukte von Biotechpräparaten werden als kostengünstige Alternative mit zunehmendem Ablauf der Patente vieler Milliarden Euro schwerer Biotech-Blockbuster an Bedeutung gewinnen. Dabei sind Entwicklung und auch Produktion nicht einfach, die Markteintrittsbarrieren hoch. Gut etabliert ist Formycon.

Das Unternehmen hat mittlerweile vier Präparate in klinischen Tests. Am weitesten fortgeschritten ist dabei ein Biogenerikum des Augenheilmittels Lucentis, das sich in Phase III der Tests befindet. Im laufenden Jahr könnte die Zulassung erfolgen. Das Produkt ist verpartnert und kann ab 2020 zu Lizenzeinnahmen führen, wenn der Patentschutz des Originals gefallen ist.

Ein weiteres Produkt ist ein Generikum des Augenmittels Eyelea. Hier fällt der Schutz des Originals im Jahr 2023. Beim dritten Wirkstoff, einem Generikum des Psoriasis-Mittels Stelara, geht Formycon mehr ins Risiko. Tätigte man zuvor vor allem Auftragsforschung, trägt das Unternehmen bis zu 30 Prozent der Entwicklungskosten. Das erhöht das Potenzial, weil auch ein höherer Anteil der Erlöse aufs Konto fließt. Es wird aber erst einmal die Gewinnrechnung belastet. Zudem könnten Kapitalerhöhungen folgen. Wer auf das hohe Langfristpotenzial setzen will, muss bereit sein, starke Schwankungen zu tragen.





Mensch und Maschine-Aktie: Comeback der Umsätze



Seit dem Schlussquartal brummt der Laden wieder: Mensch und Maschine (MuM) konnte in den letzten Monaten des Vorjahres den Umsatz um 14 Prozent steigern. Grund für den Knick zuvor: die Umstellung des Softwarelieferanten Autodesk von Lizenzverkauf auf -vermietung. Diese hatte die Zahlen gedrückt. Insgesamt ist der Umsatz des Autodeskvertreibers 2017 auch noch rückläufig. MuM-Vorstandschef Adi Drotleff rechnet aber in den kommenden Jahren mit zweistelligen Wachstumsraten: "Das vierte Quartal war das Modell für die kommenden."

Immerhin haben die Spezialisten für Design-, Bau- und Konstruktionssoftware die Umstellungsphase genutzt, um den Vertrieb der eigenen Software zu stärken und an der Kostenschraube zu drehen. Das operative Ergebnis steigern die Münchner so seit Jahren kontinuierlich, 2017 wuchs es um 14 Prozent auf etwas mehr als 18 Millionen Euro. Als Prognose für 2018 hat Drotleff ein Ebitda-Wachstum zwischen 22 und 28 Prozent ausgegeben. Aktionäre partizipieren auch über die regelmäßig angehobene Dividende.

Für 2017 will MuM 50 Cent je Aktie ausschütten, kommendes Jahr soll der Betrag bereits zwischen 62 und 68 Cent liegen. Künftigen Erfolg könnte Drotleff für einen Aufstieg in den Prime Standard nutzen - allerdings erst, wenn ihm mit seinem Unternehmen ein Plätzchen im SDAX sicher ist.





mVise-Aktie: Umsatz und Gewinn steigen 2018 steil an



Das Unternehmen mVise in aktueller Form geht auf die Firma Convisual zurück, die seit 2006 im Entry Standard notierte. Spezialisiert ist die Firma auf mobile Anwendungen. In den ersten Jahren hatte sie lediglich mäßigen Erfolg, musste 2011 sogar neu finanziert werden. 2012 änderte mVise die Strategie. Seitdem setzt der IT-Anbieter neben mobilen Unternehmensanwendungen auch auf Virtualisierung und Sicherheitslösungen.

Um die Neuausrichtung auch im Namen zu verdeutlichen, erfolgte 2015 die Umbenennung in mVise. Ein Garant des Umbaus und der Neuausrichtung ist Achim Plate. Der Unternehmer hatte D + S Europe erfolgreich ausgebaut und zu Höchstkursen verkauft. Plate, dessen Beteiligungsvehikel maßgebliche Anteile hält, sitzt dem Aufsichtsrat vor. Seit seinem Einstieg hat sich der Kurs der Aktie vervielfacht. Und es scheint noch mehr möglich zu sein. Bei einem Börsenwert von 37 Millionen Euro ist noch viel Luft nach oben.

Das Unternehmen schwimmt beim Trend der Digitalisierung mit. mVise wächst organisch, aber auch durch Firmenkäufe. 2018 soll der Umsatz um mehr als 60 Prozent auf 25 Millionen Euro zulegen, die Marge wird schon bei acht Prozent erwartet. Weil zunehmend Skalierungseffekte auftreten, dürften Marge und freier Cashflow in den Folgejahren deutlich zulegen können. Die Aktie kann dieser Entwicklung folgen.





Nanogate-Aktie: Mehrstufiges Wachtumsmodell



Die Veredlung von Kunststoff ist das Geschäft von Nanogate. Mithilfe von Nanotechnologie werden die Eigenschaften der Werkstoffe verbessert. Beispiele sind Hochglanz, Korrosionsschutz oder Kratzfestigkeit. Nanogate wurde 1998 als Abspaltung der Uni in Saarbrücken gegründet. Der Börsengang erfolgte 2006 im Entry Standard. Das Unternehmen war eines der ersten, das ins Scale-Segment wechselte.

In den Anfangsjahren hat Nanogate versucht, seine Technologie in Lizenz zu vermarkten, mit verhaltenem Erfolg. Erst als es selbst produzierte, startete das Unternehmen richtig durch. 2017 etwa wurden 185 Millionen Euro umgesetzt und ein Betriebsergebnis von 21 Millionen erreicht. 2018 sollen mehr als 220 Millionen Euro Erlöse eingefahren werden, ein Erfolgsbeitrag von mindestens 24 Millionen Euro ist in der Planung. Neben der Entwicklung neuer Technologien wie etwa der Metallisierung von Kunststoff gehören Übernahmen zum Wachstumsmodell.

Mit Firmenkäufen kommen neue Absatzgebiete, neue Kunden und auch neue Technologien hinzu und bieten in der Gruppe zusätzliche Chancen. Dieses Wachstumsmodell hat noch viel Luft nach oben. Allerdings ist die Bewertung der Aktie auch schon recht hoch. Wer sich hier engagiert, braucht unter Umständen viel Geduld und sollte zudem den zyklischen Risiken durch einen engen Stoppkurs begegnen.





Vectron Systems-Aktie: Der unterschätzte Wert der Kassen-Daten



Der Anbieter von Kassensystemen und entsprechender Software, Vectron Systems, hat seine Börsenwurzeln im Neuen Markt. Doch der erste Versuch scheiterte, die Aktie wurde vom Kapitalmarkt genommen. 2007 gelang dann das Comeback. Zuerst war die Aktie im Entry Standard notiert, 2017 wechselte sie in das Scale-Segment.

Die Systeme von Vectron sind in zahlreichen Betrieben installiert. Etwa Bäckereien, aber vor allem auch Gastwirtschaften nutzen die Angebote. Nun profitiert das Unternehmen von neuen gesetzlichen Regelungen, die es den Finanzämtern ermöglichen sollen, Zugriff auf die Kassensysteme zu erhalten. Das hat 2016 und Anfang 2017 zu einem Umsatzanstieg geführt. Die nächste Welle dürfte 2018 Fahrt aufnehmen und bis 2019 reichen.

Besonders spannend ist allerdings, dass sich aus den installierten voll digitalisierten Kassen neue Geschäftsmöglichkeiten ergeben können, die bisher nicht genutzt werden. So könnte es etwa für Großhändler oder Essensdienste einen hohen Wert haben, Zugriff auf die Systeme zu erlangen. Mit Coca-Cola setzt Vectron bereits ein Gemeinschaftsunternehmen auf, das in diese Richtung zielt. Die Investmentidee: Der Wert der Daten der Kassensysteme könnte die Marktkapitalisierung der Firma übersteigen. Aber: Die Ergebnisse und die Kurse schwanken stark. Der Wert ist sehr spekulativ.