Der alte Frank tritt ab und ein neuer Frank kommt: Der gleiche Vorname sorgte für Verwirrung. So begrüßte der Deutsche Gewerkschaftsbund auf Facebook den Falschen: "Wir gratulieren dem neu gewählten Verdi-Vorsitzenden Frank Bsirske und freuen uns auf die ­Zusammenarbeit." Immerhin, das Foto zeigte den Neuen, Frank Werneke. Den hatten die rund 900 Verdi-Delegierten mit 92,7 Prozent zu ihrem neuen Chef gewählt. Damit ist das Verdi-Urgestein Frank Bsirske nun Geschichte. Doch sein Nachfolger ist in Gewerkschaftskreisen kein Unbekannter: Seit 2002 war Werneke stellvertretender Verdi-Vorsitzender und zuständig für Medien, Kunst und Industrie sowie für die Finanzen der ­Gewerkschaft. Zuvor hatte der gelernte Verpackungsmittelmechaniker andere öffentliche Ämter inne, er war etwa geschäftsführender Vorstand bei der IG‍ Medien. Nun muss sich der 52-jährige Neuvorsitzende vor allem darum kümmern, seine Leute bei der Stange zu halten. In den vergangenen 18 Jahren verlor die zweitgrößte Gewerkschaft Deutschlands knapp eine Million Mitglieder. Der stets korrekt gekleidete Werneke stammt aus Schloß Holte-Stukenbrock, einer Kleinstadt bei Bielefeld, und lebt heute mit seinem Lebensgefährten in Berlin-Kreuzberg. Von dort kann er zur Verdi-Zentrale am Spreeufer zu Fuß ­gehen und Vorbild für den Umweltkurs sein, den er der Gewerkschaft verordnen will.


Fridays For Future
Lange tat sich Verdi schwer mit der Klima­bewegung - vor allem aus Angst vor dem Verlust von Arbeitsplätzen. Jetzt bemüht sich die Gewerkschaft um Anschluss: So sprach die junge Aktivistin Freya Matilda Schlabes auf dem Verdi-Bundeskongress in Leipzig. Das Klimapaket der GroKo sei "eine klare Enttäuschung" stimmte Werneke der 16-Jährigen zu. Verdi werde in der kommenden Zeit eng mit Fridays For Future zusammenarbeiten.

Seine Politik
Mit gerade einmal 15 Jahren trat Werneke im Oktober 1982 der SPD bei. Während einer Klassenfahrt hatte er den erst zwei Tage zuvor gestürzten Kanzler Helmut Schmidt als Redner auf dem Münchner Marienplatz erlebt. Noch vor Ort unterschrieb er den Aufnahmeantrag. Später sagte Werneke, dass die SPD damals mit Abstand das Progressivste war, was es in seinem kleinen Heimatort gab.

Seine Leidenschaft
Werneke gilt als großer Fan von Musik- und Theateraufführungen. Er sitzt im Aufsichtsrat der Ruhrfestspiele, die zu den ältesten und bekanntesten Theaterfestivals Europas zählen. Renommierte Schauspieler wie Milan Peschel treten hier auf. ­Daneben leitet Werneke im ZDF-Fernsehrat den "Programmausschuss Chefredaktion".

Sein Vorgänger
Nach 18 Jahren verabschiedet sich Frank Bsirske in den Ruhestand. Der Mann mit dem Schnauzbart wurde im März 2001 Chef der neu gegründeten Dienstleistungsgewerkschaft Verdi und fünf Mal wiedergewählt. Er gilt als einer der Väter des Mindestlohns. Mit Bsirske geht ein streitbarer Gewerkschafter: Obwohl die Rhetorik des neuen Chefs Werneke eher verhalten sein soll, liegen die Namens­vetter inhaltlich auf einer Linie.

Sein Wegbegleiter
Auch unter Konkurrenten beliebt: Wer­nekes langjähriger Wegbegleiter Kajo Döhring, Geschäftsführer des mit Verdi konkurrierenden Deutschen Journalistenverbands (DJV), beschreibt die Zusammenarbeit mit Werneke bei Tarifverhandlungen als erfreulich offen, fair und professionell.

Sein Gegner
Mit ihm wird Werneke zu tun haben: Steffen Kampeter. Als Präsident der Bundesvereinigung der Deutschen ­Arbeitgeberverbände (BDA) äußerte Kampeter wiederholt Kritik an Verdi. Die Forderung der Gewerkschaft nach deutlich höheren Mindestlöhnen und die Flug­hafenwarnstreiks zu Jahresbeginn lösten heftige ­Reaktionen des CDU-Politikers aus. Hier wird Werneke in Zukunft Verhandlungsgeschick beweisen müssen.