Dank seiner Dividendenrendite von fünf Prozent zählt Freenet zu den Anlegerlieblingen. Für 2015 schüttet der Mobilfunkkonzern voraussichtlich 1,55 Euro je Aktie aus. Nächstes Jahr könnte es noch mehr werden. Das TecDAX-Unternehmen verbesserte in den vergangenen Jahren kontinuierlich seine Rentabilität. Im dritten Quartal stieg das operative Ergebnis (Ebitda) um ein Prozent auf 97,3 Millionen Euro. Der für die Dividende maßgebliche Free Cashflow erhöhte sich leicht auf 81,1 Millionen Euro. Freenet profitierte von der Expansion in neue Geschäftsfelder wie Digital Lifestyle, also smarte Uhren, Fitness-Tracker oder vernetzte Geräte fürs Haus.

Digital Lifestyle war im dritten Quartal größter Wachstumstreiber. Werden Sie jetzt zum Mobilfunkanbieter exklusiv für Menschen, die sich am Digital Life orientieren?


Nein, wir bleiben in der Mitte der Gesellschaft. Wir bedienen einen breiten Markt, der dankbar und treu ist.

Wie wichtig ist das Digital-Lifestyle-Segment - heute und künftig?


Auf Jahressicht macht das Thema einen Umsatz von 300 Millionen Euro, auf Digital Lifestyle-Services entfallen davon runde 100 Millionen Euro. Voriges Jahr waren es erst 80 Millionen Euro. Das Segment hat viele unserer Shops rentabel gemacht, denn Digital-Lifestyle-Produkte sind vergleichsweise ertragreich. Ich glaube, dass wir in diesem Bereich jährlich um 25 Prozent wachsen können.

Welche anderen nicht mobilfunkspezifischen Nischen will Freenet erschließen?


Wir werden uns weiterhin auf Digital Lifestyle konzentrieren. Hier ist Smart Home ein Thema, das wir vorantreiben wollen. Über das relativ neue Thema Smart Care, also intelligente Produkte rund um das Thema Gesundheit und Prävention, denken wir nach. Das Ziel lautet, dass Freenet künftig das Unternehmen ist, das Orientierung im Dschungel der Digitalisierung gibt.

Ist der deutsche Handymarkt gesättigt?


Ja, wir haben 80 Millionen Menschen und 110 Millionen SIM-Karten. Also knapp 1,5 Karten pro Mensch. Das nenne ich einen voll penetrierten Markt. Man gewinnt hier nur noch Neukunden, die von Anbieter zu Anbieter rotieren. Der Mobilfunkmarkt ist ein Wechselmarkt.

Wie hat Freenet es geschafft, trotzdem zahlreiche neue Postpaid-Kunden im dritten Quartal anzulocken?


Es gibt immer neue Postpaid-Kunden. So will allein jedes Jahr ein Viertel der Postpaid-Kunden aus seinen Verträgen herauskommen - meist wegen eines neuen, attraktiveren Geräts. Von diesem Trend haben wir im abgelaufenen Quartal profitiert. Denn die großen Netzbetreiber wie Telefónica und Vodafone waren mit der Integration ihrer zugekauften Firmen beschäftigt. Freenet konnte sich mit seiner Marketingkampagne in den Vordergrund stellen und Postpaid-Kunden verstärkt anlocken. Im Weihnachtsgeschäft wird die Entwicklung im Postpaid-Bereich schwächer sein, dann machen die anderen ihre großen Kampagnen, und wir halten uns zurück.

Der durchschnittliche Erlös pro Kunde, genannt Arpu, ist im dritten Quartal erstmals seit Langem wieder gestiegen. Ist das die Trendwende?


Der ARPU war die jüngsten zwei Jahre über stabil. Nach 14 Quartalen haben wir jetzt erstmals wieder einen Anstieg um 20 Cent gesehen. Das ist erfreulich. Auch im vierten Quartal könnte der ARPU noch etwas steigen. Dennoch glaube ich nicht, dass wir auf Dauer wirkliche Preissteigerungen sehen werden.

Wollen Sie eine aktive Rolle bei der Konsolidierung der deutschen Mobilfunklandschaft spielen?


Drei Netzbetreiber sind für ein Land wie Deutschland ausreichend, aber auch notwendig. Ich glaube entsprechend nicht, dass es eine noch größere Konsolidierung und dann nur noch zwei Netze geben wird. Bei den unabhängigen Anbietern gibt es mit Freenet, 1&1 und Drillisch drei Player. Auch das ist ausreichend. Eher rechne ich mit einer Konsolidierung der Marken. Aktuell gibt es 65 Marken auf dem deutschen Markt. Da werden wir in Zukunft deutlich weniger sehen.

Warum übernimmt Freenet nicht Drillisch?


Drillisch arbeitet mit nur einem Netzbetreiber - mit Telefónica. Wir arbeiten mit allen drei Netzbetreibern zusammen. Wir wollen unseren Kunden die wirkliche Auswahl bieten, und diese Proposition wollen wir auch nicht verändern.

Und wie attraktiv ist für Sie eine Hochzeit mit United Internet? Sie kennen den Chef Ralph Dommermuth ja gut.


Ich habe einen guten Draht zu Ralph Dommermuth, aber das reicht nicht zum Heiraten!

Könnte es aus dem Ausland einen Player wie Free oder einen US-Satellitenbetreiber geben, der auf den deutschen Markt drängt?


Ich sehe momentan keinen aktiven Move. Der deutsche Markt ist saturiert, und die Preise sind nicht hoch genug. Schauen Sie sich an, wie Free in Frankreich den Markt aufgewirbelt hat: Damals lag der Marktpreis für die Leistung von Free bei 60 Euro. Free hat den Preis auf 20 Euro gedrückt und trotzdem binnen drei Jahren nur einen Marktanteil von fünf Prozent erreicht. In Deutschland sehen die Bedingungen viel schlechter aus: Die Preise liegen jetzt schon bei 20 Euro. Wie weit sollen sie noch fallen, damit sich der Einstieg für einen neuen großen Player lohnt?

Können Sie eine hohe Dividende auch in Zukunft garantieren?


Wir schütten 50 bis 75 Prozent unseres Free Cashflow aus. Nächstes Jahr läuft ein großer Bond mit einem Volumen von 400 Millionen Euro und einem Kupon von über sieben Prozent aus. Das gibt uns noch mehr Luft, die Dividendenzahlungen zu gewährleisten. Wir wissen, dass Freenet ein verlässlicher Dividendentitel ist. Daran wird sich nichts ändern.

Schauen Sie sich nach neuen Zukäufen um? Planen Sie eine Expansion ins Ausland?


Die Auslandsexpansion steht nicht auf der Agenda. Mögliche Zukäufe schließe ich dagegen nicht aus. Wir schauen uns in benachbarten Geschäftsfeldern derzeit vieles an. Wir wollen aber keine Abenteuer eingehen. Wir erwägen nur Übernahmen, die strategisch Sinn machen. Ein solcher perfekter Deal war der Kauf des Elektronikhändlers Gravis.