Dass die Zahlen für das abgelaufene Geschäftsjahr nicht allzu positiv ausfallen werden, war dem Medizinkonzern Fresenius von vornherein klar. "Wir haben kräftig in unser weiteres Wachstum investiert", erklärte der Konzernchef Stephan Sturm am Donnerstag in Bad Homburg. Man habe aber dennoch einen leichten Anstieg beim Gewinn erreicht.

Im vergangenen Jahr steigerte der Gesundheitskonzern den Umsatz währungsbereinigt um sechs Prozent auf 35,5 Milliarden Euro. Das Konzernergebnis nahm um zwei Prozent auf 1,9 Milliarden Euro zu. Ohne Wechselkurseffekte blieb der Gewinn stabil. Die Zahlen sind dabei um Sondereffekte sowie die Auswirkungen des Rechnungslegungsstandards IFRS 16 bereinigt. Unbereinigt und inklusive IFRS 16 sank das Nettoergebnis um sieben Prozent.

Der sich ausbreitende Coronavirus, der bereits einige Konzerne zu Gewinnwarnungen gezwungen hat, spielt bei Fresenius derzeit noch keine Rolle. Noch sei es zu früh, die Auswirkungen des Virus zu beziffern. Fresenius erwarte aber keine "signifikant negativen" finanziellen Folgen.

Übergangsjahr mit Milliardeninvestitionen


Es sollte das "Jahr der Investitionen" werden, wie der Konzernlenker Sturm im Februar 2019 bei der damaligen Bilanzvorlage verkündet hatte. Nach reichlich Gegenwind in 2018 in Form von Ärzteverlust, sinkenden Fallzahlen, schwierigen Geschäften bei der Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) sowie einer geplatzten Übernahme in den USA, sollte reichlich Geld ins eigene Wachstum fließen. Zweieinhalb Milliarden Euro wurden investiert.

Fresenius sei jetzt gut gerüstet für die Zukunft, erklärte Sturm am Donnerstag. Der Medizinkonzern blicke zuversichtlich nach vorne und bestätigte die Mittelfrist-Ziele. Das Dax-Unternehmen will von 2020 bis 2030 jährlich im Schnitt um vier bis sieben Prozent wachsen. Das Konzernergebnis soll aus eigener Kraft jährlich durchschnittlich fünf bis neun Prozent wachsen, wobei sich das Wachstum innerhalb des Zeitraumes beschleunigen werde. Die Dividende soll im kommenden Jahr um vier Cent auf 84 Cent je Aktie steigen. Analysten hatten im Schnitt etwas weniger erwartet.

Tochter FMC durchläuft Effizienzprogramm


Auch die Aktionäre der Fresenius-Tochter FMC sollen eine höhere Dividende erhalten. Zwar ging 2019 der Nettogewinn deutlich zurück, allerdings hatte der Dialysespezialist im Jahr zuvor von einem Verkaufsgewinn von Aktivitäten im Versorgungsmanagement profitiert. Bereinigt verdiente der Konzern unter dem Strich mit knapp 1,4 Milliarden Euro zwei Prozent mehr als 2018.

Vor allem die ersten drei Quartale verliefen tendenziell besser als am Markt erwartet - diverse Entwicklungen speziell in den USA hatten für Verunsicherung gesorgt. So treiben die Gesundheitsbranche dort seit einiger Zeit bislang unklare Reformpläne der US-Regierung zur Senkung der Kosten um.

FMC durchläuft derzeit ein Effizienzprogramm. Das Sparprogramm werde sich voraussichtlich ab dem laufenden Geschäftsjahr positiv auf das Konzernergebnis auswirken, teilte das Unternehmen bereits am Mittwochabend mit. Für 2020 rechnet FMC mit einem Plus des Umsatzes sowie des Konzernergebnisses im mittleren bis hohen einstelligen Prozentbereich. Ausgeklammert sind dabei Währungs- und Sondereffekte.

Bei FMC geht es dabei um die verstärkte Förderung von Heimdialyse bei Nierenleiden gegenüber einer stationären Behandlung. FMC ist neben dem Wettbewerber DaVita einer der größten Betreiber von Dialysezentren in den USA.

Einschätzung der Redaktion


Nach Vorlage der Zahlen am Donnerstag kletterte die Fresenius-Aktie um zeitweise mehr als sechs Prozent nach oben. Zusammen mit der Tochter Fresenius Medical Care, die um 5,5 Prozent zulegte, belegte der Medizinkonzern die vordersten Plätze im Leitindex Dax.

Mit einem Kursanstieg von gut 18 Prozent lag Fresenius im vergangenen Jahr im Mittelfeld des Dax. Das Börsenbarometer stieg im vergleichbaren Zeitraum um mehr als ein Viertel. Betrachtet man das europäische Branchenumfeld rangierte das Papier etwas weiter hinten.

Charttechnisch betrachtet läuft es für das Papier nicht allzu gut. Seit Ende 2018 etablierte sich ein Abwärtstrend, der sich ab September 2019 bei zwischen 42 und 51 Euro stabilisierte. Anfang des laufenden Jahres rutschte das Papier wieder unter die 50 Euro-Marke.

Nach Bekanntgabe der Zahlen schnellte der Kurs hoch und durchbrach die 38-Tagelinie bei 49 Euro - das generierte ein kurzfristiges Kaufsignal. Doch vom Rekordhoch aus dem Sommer 2017 ist die Aktie noch mehr als 35 Prozent entfernt.

Die Fresenius-Aktie ist am Donnerstag dabei ihre Bestmarke aus dem vergangen Jahr bei knapp 53 Euro nach oben zu durchbrechen. Danach ist der Weg frei bis zu den 70 Euro - hier notierte das Papier zuletzt im Oktober 2018.

Nach den Milliardeninvestitionen dürfte Fresenius im laufenden Geschäftsjahr wieder wachsen. Auch Goldman Sachs-Analystin Veronika Dubajova rechnet mit einer Wachstumsbelebung. Wir bleiben bei unserer Kauf-Empfehlung.

Kursziel: 60,00 Euro
Stoppkurs: 40,40 Euro
Mit Material von dpa-AFX