Die Zahlen des Gesundheitskonzerns Fresenius können sich eigentlich sehen lassen: Die Bad Homburger steigerten 2021 den Umsatz um drei Prozent auf 37,5 Milliarden Euro gegenüber dem Vorjahr. Währungsbereinigt stand ein Plus von fünf Prozent zu Buche. "Für 2022 erwarten wir weiteres profitables Wachstum - trotz steigender Inflation und anhaltender Belastungen durch die Pandemie", sagte Fresenius-Chef Stephan Sturm zur Vorlage der Bilanz am Dienstag.

Der Konzernüberschuss stieg währungsbereinigt um fünf Prozent auf fast 1,9 Milliarden Euro. Das um Sondereffekte bereinigte operative Ergebnis um ging bei dem DAX-Konzern um acht Prozent im Vergleich zum Vorjahr auf knapp 4,3 Milliarden Euro zurück.

Die Fresenius-Aktie rauschte nach der Zahlenvorlage zeitweise um mehr als sieben Prozent nach unten. Vor allem die ebenfalls im DAX notierte Dialysetochter Fresenius Medical Care (FMC) belastete den Mutterkonzern: Der Umsatz von FMC sank im Gesamtjahr um ein Prozent auf 17,6 Milliarden Euro, währungsbereinigt legte er um zwei Prozent zu. Das Konzernergebnis brach um 25 Prozent auf 1,018 Milliarden ein. Für 2022 erwartet FMC ein Umsatzwachstum und eine Steigerung des Konzernergebnisses im jeweils niedrigen bis mittleren einstelligen Prozentbereich.

Fresenius verschärft den Sparkurs


Ebenfalls belasten dürften die weiteren Einsparungen des DAX-Konzerns. Fresenius will bis 2023 jährliche Einsparungen von mindestens 150 Millionen Euro nach Steuern, ursprünglich waren hier nur über 100 Millionen Euro angepeilt. Die Einsparungen sollen aus der Konzern-Dachgesellschaft kommen sowie allen vier Unternehmensbereichen - dem Krankenhausbetreiber Helios, der Dialysetochter FMC dem Flüssigmedizinanbieter Kabi und der Projekttochter Vamed.

Sturm hatte im Frühjahr 2021 nach mehreren Gewinnwarnungen das Umbauprogramm auf den Weg gebracht. Fresenius rechnet damit, dass das Programm aber zunächst viel Geld kostet: In diesem Jahr soll der Löwenanteil der Aufwendungen mit mehr als 200 Millionen Euro anfallen und 2023 weitere 100 Millionen. An der Konzernstruktur soll vorerst festgehalten werden.

Fresenius ist offen für FMC-Verkauf


Dennoch zeigt sich der Gesundheitskonzern offen für einen Verkauf seines Anteils an der Dialysetochter FMC. "Wir sehen in allen vier Unternehmensbereichen sehr gute Wachstumschancen, deshalb ist es für uns auch attraktiv, in allen vier Unternehmensbereichen investiert zu sein", erklärt Sturm am Dienstag. Das sei aber keine Garantie, dass dies "auf jeden Fall und für alle Zeiten" gelte. Der Konzern wolle beim Infusions-Hersteller Fresenius Kabi alleiniger Eigentümer bleiben. Bei der im Dax notierten Dialysetochter FMC, an der der Konzern 32 Prozent hält, zieht Sturm indes einen Verkauf des Anteils in Betracht - sollte es dafür ein "wirklich attraktives Angebot" geben.

"Kündige ich damit einen FMC-Verkauf an? Möchte ich den Konzern filetieren? Nein, ganz sicher nicht", sagte Sturm. Es gehe darum, Fresenius mit "Augenmaß" umzubauen und mit noch mehr Tempo voranzubringen. Dabei schließt er auch einen Börsengang für die Klinikkette Helios und die Dienstleistungssparte Vamed nicht aus. Denn für große anorganische Wachstumsschritte müsse Fresenius neue Kapitalquellen erschließen, betonte Sturm. Bei Helios wolle Fresenius langfristig Mehrheitseigentümer bleiben, das müsse aber nicht zu 100 Prozent sein. Bei Vamed zeigte sich Sturm "unter bestimmten Umständen" auch für eine Minderheitsbeteiligung offen.

Mittelfristiger Ausblick bestätigt


"Wir kommen bei der Umsetzung unseres Kostensenkungs- und Effizienzprogramms schneller voran als ursprünglich erwartet. Auch deswegen können wir unsere noch vor der Pandemie gesteckten mittelfristigen Wachstumsziele bestätigen", so Sturm. Für das laufende Jahr stellte er einen währungsbereinigten Anstieg des Konzernumsatzes im mittleren einstelligen Prozentbereich und einen Zuwachs des bereinigten Konzerngewinns im niedrigen einstelligen Prozentbereich in Aussicht.

Gegenwind kommt durch die Kosteninflation und Lieferkettenengpässe. Sturm rechnet zudem mit weiteren Belastungen durch die Pandemie, erwartet aber, dass die Anzahl der Corona-Fälle ab dem Frühjahr rückläufig sein dürfte und sich damit auch die Zahl der planbaren Behandlungen sowie die Verfügbarkeit von Personal verbessert.

Unsere Einschätzung zur Fresenius-Aktie


Nach den Jahreszahlen rauschte die Fresenius-Aktie nach unten. Innerhalb der vergangenen sechs Monate verlor der Kurs mehr als ein Viertel. Seit Jahresanfang steht ein Minus von 2,3 Prozent zu Buche.

Fresenius will die Dividende um vier Cent auf 92 Cent je Aktie erhöhen, plant aber eine Wahldividende, die den Aktionären die Möglichkeit geben soll, die Ausschüttung gegen Aktien der Gesellschaft zu tauschen. Daran will sich die Else-Kröner-Fresenius-Stiftung, die 27 Prozent an dem Konzern hält, in vollem Umfang beteiligen.

Wir belassen die Aktie weiterhin auf beobachten, ein Einstieg drängt sich nicht auf.

ak/rtr/dpa-AFX